Wie sind die Eindrücke nach dem letzten Test und kurz vor dem Saisonstart der DTM - habt ihr in Hockenheim zuletzt noch einmal ganz genau alle Neuerungen für das Jahr 2013 unter die Lupe nehmen können?
Filipe Albuquerque: Neu sind ja vor allem das DRS und die Option-Reifen, für das Fahren für uns sehr schön machen, die ersten zehn Runden auf ihnen sind wirklich fantastisch. In diesem Zeitraum gehen sie ein bis anderthalb Sekunden schneller, in den ersten Runden ist es mit ihnen also wirklich ein Traum, da hat man quasi ein perfektes Auto. Danach gehen die Option-Reifen aber schnell kaputt, die letzten zehn bis fünf Runden der Stints sind dann sehr schwer, denn der Abbau der Reifen ist überproportional groß. Hinzu kommt: Wenn man am Anfang zu schnell ist, wird es mit dem Verschleiß noch schlimmer.

Was das DRS betrifft, muss man sagen, dass es alles in allem eine schöne Sache ist. Vor allem jetzt beim Test in Hockenheim hat es auf der langen Parabolica-Geraden natürlich schon Spaß gemacht, den Flügel öffnen zu können. Nun sind wir dort fast 15 Stundekilometer schneller, wobei das immer auch noch vom Wind abhängt. Ich denke, dass es gute Neuerungen für dieses Jahr sind und ich fahre zufrieden zum ersten Rennen. Wir müssen allerdings noch sehen, wie wir mit dem DRS im Rennen dann auch bestmöglich für die Strategie arbeiten können.

Wie groß ist die Umstellung auf Grund der Tatsache, dass man wegen den Reifen nicht mehr so aggressiv fahren kann?
Filipe Albuquerque: Ja, das ist das große Problem. Man kann in den ersten Runden schon ein bisschen mehr pushen, aber es ist sehr wichtig, dass man da die richtige Balance findet: Weder zu schnell, noch zu langsam. Der Reifenverschleiß ist danach sonst zu groß. Je schneller man fährt, desto größere Schwierigkeiten kriegt man später damit. Es ist für alle Fahrer sehr schwer, da den richtigen Mittelweg zu finden. Man kann drei Zehntel schneller fahren oder vier Zehntel, aber das bezahlt man später dann damit, dass man vielleicht eine Sekunde langsamer ist. Also ist es besser, gleich von Beginn an konstant zu fahren.

Bei den Tests hat es viel geregnet. Hat das den Testbetrieb arg eingeschränkt oder habt ihr trotzdem noch genügend Fahrzeit auf trockener Strecke zur Verfügung gehabt?
Filipe Albuquerque: Es gab leider gleich eine ganze Menge Regen... das ist für uns immer nicht so gut, weil die Rennen ja in 80 Prozent der Fälle doch im trockenen stattfinden. Das war nicht optimal - ich habe mir an den letzten Tagen zudem mit Mike Rockenfeller ein Auto geteilt, einfach war es für uns also nicht. Der Regen war dann natürlich auch ein Hindernis, als es darum ging, ein anständiges Set-Up zu finden. Aber das war immerhin für alle Fahrer gleich, also haben wir keinen eklatanten Nachteil.

Wo liegen im Bereich des Autos und bei der Entwicklung im Winter die größten Unterschiede zu letztem Jahr?
Filipe Albuquerque: Für mich und meine Ingenieure bei Team Rosberg war im letzten Jahr die Vorderachse das größte Problem. Wir hatten zu viel untersteuern und das war für mich ganz und gar nicht gut. Wir haben viel gearbeitet, um das zu ändern, wirklich geschafft haben wir es 2012 aber nicht. Dieses Jahr ist das viel besser, denn so wie es sich nun anfühlt, kommt es meinem Fahrstil schon viel eher entgegen. Das stimmt mich natürlich viel optimistischer und gibt mir Selbstvertrauen für die neue Saison.

Lesen Sie im zweiten Teil des Exklusivinterviews mit Filipe Albuquerque, wie der Audi-Pilot die Form seiner Konkurrenten vor dem DTM-Auftakt 2013 analysiert und was er von Stallordern im Motorsport hält: