Für Timo Glock sind BMW und die DTM nach dem überraschenden, wenn auch vielleicht nur vorläufigen Ende seiner Formel-1-Karriere keine Notlösung. Im Gegenteil hatte der 31-Jährige, der 2007 für das damalige BMW Sauber Formel-1-Team testete, das Gefühl, nach Hause zu kommen. "Der erste Moment, als ich zu BMW zurückgekehrt bin, war ein sehr herzlicher. Ich bin hereingekommen, als wäre ich dort schon immer gewesen. Da waren so viele bekannte Gesichter, und das hat mich gefreut", schilderte er. Nach dem Hin und Her über Weihnachten und Neujahr, als in kurzer Zeit viel passierte, sei es einer der schönsten Momente für ihn gewesen, zu BMW zurückzukehren und mit offenen Armen empfangen zu werden.

Das Verhältnis zu seinen Markenkollegen beschreibt er als 'super-entspannt', vor allem in der gemeinsamen Fitness-Woche in Italien habe er viel Spaß gehabt. Zudem greift der Hesse, der fünf Jahre in der Formel 1 fuhr, nachdem er 2007 GP2-Champion geworden war, gerne auf den Erfahrungsschatz seiner Kollegen zurück. "Ich versuche, mich an Martin Tomczyk zu klammern. Er hat 13 Jahre Erfahrung und kann mir aus dem Effeff sagen, wie so ein Auto funktioniert", meinte er.

Im Auto auf sich gestellt

Doch auch die anderen BMW-Piloten seien offen, was ihm jedoch letzten Endes im Auto nicht helfe. "Man muss selbst in dem Auto klarkommen. Er kann dir zwar erzählen, wie das Auto grundsätzlich funktioniert, aber als Fahrer muss man das selbst spüren können und auch auf der Strecke umsetzen können", erläuterte er. "Und das ist das schwierige - man muss das Auto, die Reifen, verstehen. Das dauert seine Zeit. Es gibt einen Grund, warum sich viele Formel-1-Fahrer so schwer getan haben."

Timo Glock sieht noch viele offene Punkte vor sich., Foto: BMW
Timo Glock sieht noch viele offene Punkte vor sich., Foto: BMW

Er habe das Grundprinzip des Boliden bereits verstanden, doch er habe erfahren, dass das Auto auf den verschiedenen Strecken sehr unterschiedlich zu fahren sei. "Es kann sein, dass ich in Hockenheim super gut klarkomme, dann nach Oschersleben komme und die Welt nicht mehr verstehe, warum ich auf einmal im hinteren Feld stehe, oder anders herum... das ist der nächste Punkt, den ich verstehen und lernen muss."

Nicht gerade hilfreich ist dabei, dass just zu dieser Saison die Trainingszeiten gekürzt wurden und die Motoren nicht wie gewohnt schon am Freitag, sondern erst am Samstag aufheulen. "Man muss alles in anderthalb Stunden Samstagfrüh um 9 Uhr machen. Und dann ist das Qualifying um 14 Uhr auch wieder bei anderen Bedingungen... da sind so viele offene Punkte für mich, die erst einmal abgehakt werden müssen", schilderte er seine verzwickte Lage. "Grundsätzlich kann ich schon schnell fahren in so einem Auto. Man muss nur gewisse Dinge, was das Setup angeht, immer wieder auf den Punkt bringen."

Back to the roots

Wie sein erstes DTM-Wochenende ablaufen wird, kann sich der 31-Jährige noch nicht wirklich vorstellen. "Sportlich gesehen kann ich dieses kurze Wochenende noch nicht richtig einschätzen. Ich habe vier Tage im Auto gehabt, davon einen im Nassen, wenn ich mich recht entsinne. Mit den paar Kilometern Vorbereitung gehe ich ohne Erwartungen in das erste Rennwochenende", stellte er klar. Dass für die kommenden Testtage Regen angesagt ist, bedeute, praktisch wieder bei Null zu beginnen. Doch auch gutes Wetter wäre eine Herausforderung. "Wenn die Temperaturen über die 20-Grad-Marke steigen, wird das auch etwas vollkommen Neues. Bei derartigen Bedingungen habe ich noch nicht im Auto gesessen. Ich weiß nicht, wie sich der Reifen bei warmen Temperaturen verhält, wie sich das Auto verhält, ob sich da etwas ändert. Deswegen gehe ich komplett ohne Erwartungen in mein erstes Wochenende, und versuche, so viel wie möglich zu lernen."

Eine Sache wusste er jedoch bereits vor seinem ersten Rennwochenende in der DTM sehr zu schätzen: den verringerten Reiseaufwand. "Ich bin froh, nicht mehr in der Summe zwei Wochen im Jahr in der Luft zu sein. Ich freue mich, dass ich weniger Zeit auf irgendwelchen Flughäfen verbringe, mich über Flieger ärgere, die verspätet losgehen, oder sogar gestrichen werden", erklärte er. "Ich kann viele Rennen jetzt mit dem Auto relativ gemütlich ansteuern, und freue mich auch, auf die alten Rennstrecken zurückzukehren, auf denen ich einmal angefangen habe: Oschersleben, Lausitzring, genauso wie Hockenheim, Nürburgring... hier habe ich mit dem Formelsport angefangen, und habe schöne Erfolge gefeiert."