Ein Sieg, zwei Pole Positions, drei Podestplätze: Augusto Farfus war 2012 der mit Abstand beste Rookie in der DTM. In der Gesamtwertung lag der Brasilianer am Ende des Jahres mit 69 Punkten auf dem siebten Platz. Auch die Lernkurve war beeindruckend. Nachdem er in den ersten fünf Rennen, dreimal ohne etwas Zählbares nach Hause reiste, schaffte er in der zweiten Saisonhälfte in jedem Rennen den Sprung in die Punkteränge. Die starke Debütsaison lässt hoffen. Ist mit einem Jahr Erfahrung nun vielleicht sogar der Titel drin?

Farfus zumindest verschwendet noch keinen Gedanken an mögliche Meisterschaften. Ob sich die Erfolge vom Vorjahr wiederholen lassen, ließe sich ohnehin erst beim Saisonstart sagen, wenn er das Niveau der Konkurrenz kennt. "Audi und Mercedes haben über den Winter sicherlich nicht geschlafen", sagte er bei Motorsport-Magazin.com. "Sie haben bestimmt gepusht und ihre Maschinen verbessert." RBM-Chef Bart Mampaey war ebenfalls darum bemüht, die Erwartungen für die Saison 2013 nicht zu hoch zu hängen. "Es ist viel zu früh, um zu sagen, was in diesem Jahr möglich ist", meinte er bei Motorsport-Magazin.com.

Zumal die Leistung von Farfus im Vorjahr keineswegs perfekt gewesen sei. "Es gab Strecken wie Valencia, wo Augusto sehr gut war, und andere Rennen, zum Beispiel in Spielberg, wo wir als Team und er als Fahrer es vom Paket nicht ganz hinbekommen haben". Normalerweise sei der Titel in dieser Saison aber unrealistisch. "Es ist schon so, dass wir uns ständig weiter entwickeln, aber um ganz vorne zu sein, brauchen wir wahrscheinlich noch ein paar Rennen und ein paar Saisons." Vor allem an Konstanz fehle es Team und Fahrer noch. "Im letzten Jahr haben wir gesehen, dass man 149 Punkte braucht, um den Titel zu gewinnen, also 14,9 Punkte pro Rennen", erläuterte Mampaey. "Das heißt, das man immer auf dem vierten Platz oder besser sein muss. Da sind wir absolut noch nicht."

Farfus seinerseits hat sich ohnehin kein bestimmtes Ergebnis als Ziel gesetzt. "Mir geht es vor allem darum, eine saubere, glatte Saison zu haben", sagte er. "Natürlich würden wir gerne um Pole Positions und Siege kämpfen, aber was ich wirklich will, ist es, die Saison mit dem Gefühl zu beenden, mein Bestes gegeben zu haben: ohne Fehler, mit guten Qualifyings und eine guten Strategie im Rennen." Sollte ihm das gelingen, wäre er mit der Saison zufrieden, unabhängig davon, welches Ergebnis dabei herauskommt. "Es wäre ein Traum, wenn ich und das Team in den Spiegel gucken und zu uns sagen könnten: 'Wir haben die bestmögliche Leistung abgerufen.'"

Der 29-Jährige stellte klar, dass ihm und seinem Team auch im letzten Jahr nicht viele Fehler unterlaufen seien. "Es waren eher kleine Dinge, wie eine falsche Entscheidung beim Setup oder eine schlechte Strategie im Qualifying oder im Rennen, und manchmal waren die Starts nicht gut", erklärte der RBM-Pilot. "Es waren nur Details, solche Probleme wird es immer geben, aber mein Ziel ist es sie zu limitieren. So dass ich Sonntags sagen kann, aus dem, was ich zur Verfügung hatte, habe ich das Maximum herausgeholt."

Leicht wird das allerdings nicht. Das verkürzte Wochenende wird für Fahrer und Team zu einem wahren Kraftakt. "Für Ingenieure und Fahrer wird es sehr anstrengend, in 90 Minuten das richtige Setup für das Auto zu finden", erzählte Farfus. "Schwierig wird es vor allem, wenn am Samstag nass und am Sonntag trocken ist - oder anders herum. Es macht bestimmt Spaß, sich das anzuschauen, aber für uns macht es das Leben verdammt hart. Aber so ist das im Motorsport."

Anderen Neuerungen steht der Mann aus Curitiba weit weniger kritisch gegenüber. Die neuen Reifen und die Einführung des Drag Reduction Systems bewertet er durchweg positiv. "Es ist immer schön, neue Dinge zu haben, mit denen man im Auto herumspielen kann. Mehr Überholmanöver tun der Serie sicher gut", so Farfus. "Auf der anderen Seite geht es in der DTM vor allem darum, ein gutes Qualifying zu haben und möglichst weit vorne zu stehen, denn die Konkurrenz hat DRS und die Optionsreifen auch. Aber es wird sicherlich eine gute Show - ich freue mich drauf."