Jamie, wie lief es in den ersten Tagen mit Audi?
Jamie Green: Bislang läuft alles gut. Ich hatte in der vergangenen Woche meine ersten Termine und konnte einen ersten Eindruck davon erhalten, was es heißt Audi-Fahrer zu sein.

Hat dir Audi ein herzliches Willkommen bereitet?
Jamie Green: Wir hatten gleich zu Beginn einiges an Arbeit. Ich war im Hauptquartier von Audi Sport für die Sitzanpassung und für Vorbereitungen für den Test in Valencia in der kommenden Woche. Ich konnte aber auch einige Leute aus dem Team kennenlernen. Es war toll zu sehen, wie Audi an den Rennsport herangeht, die Köpfe dahinter kennenzulernen und die Einrichtungen in Ingolstadt sowie das Audi Museum zu besuchen.

Was erwartest du von deiner Partnerschaft mit Audi?
Jamie Green: Ich erwarte mir ein konkurrenzfähiges Auto. Mehr kann ich mir nicht wünschen. Ich weiß, wozu Audi imstande ist, nachdem ich die letzten acht Jahre gegen sie gefahren bin. Ich weiß, dass sie eine starke Einheit sind und wissen, wie man schnelle DTM-Autos baut und einsetzt. Wenn ich ein schnelles Auto bekomme, bin ich ein glücklicher Fahrer.

Wie kannst du deine langjährige DTM-Erfahrung einbringen, um deinem neuen Team zu helfen?
Jamie Green: Es ist nicht ein einzelner Fahrer, der ein starkes Team ausmacht. Du brauchst starke Fahrer, gute Designer, intelligente Motor-Ingenieure, engagierte Mechaniker und schnelle Boxenstopps. Ein einzelner Fahrer macht nicht den entscheidenden Unterschied aus. Hoffentlich können wir das Auto weiterentwickeln und noch etwas Speed finden. Das Auto hat im vergangenen Jahr zwei Rennen gewonnen, ist also kein schlechtes Auto. In der DTM geht es aber um Zehntelsekunden. Ein oder zwei Zehntel machen sofort einen Riesenunterschied aus.

Entwicklungsarbeit ist aber nur mehr in einem kleinen Rahmen möglich: Das technische Reglement wurde am Ende der vergangenen Saison eingefroren. In deinen Augen eine richtige Entscheidung?
Jamie Green: Um ehrlich zu sein, finde ich es schade, dass es so früh eingefroren wurde. Die Entwicklung der Autos war mehr ein Sprint als ein Ausdauerlauf. Es gab nur ein ganz kleines Zeitfenster, um das Chassis unter den neuen Regeln zu entwickeln. Und jetzt steht alles still - das ist schade. Die Entwicklung hätte weitergehen sollen. Auf der anderen Seite verstehe ich natürlich, dass man sensibel auf die Ausgaben schauen muss. Das permanente Entwerfen und Entwickeln von Teilen schlägt sich enorm auf die Kosten nieder. Ich verstehe auch die Sicht von Außenstehenden: Alle drei Hersteller konnten im Vorjahr mehr als einmal gewinnen - das Leistungsvermögen ist also ziemlich ausgeglichen.

Welche Fahrer siehst du als die heißesten Eisen im Titelkampf 2013?
Jamie Green: Das ist immer schwer vorherzusagen. Wenn du mich vor der Saison 2011 gefragt hättest, ob ich Martin Tomczyk zu den Titelanwärtern gezählt hätte, wäre meine Antwort wohl 'Eher nicht' gewesen. Die Level der Autos liegen sehr eng zusammen und der Fahrer-Standard in der Serie ist sehr hoch, es gibt quasi keinen schlechten Fahrer in der DTM. Alle sind zu großen Dingen fähig. Die Frage ist immer nur, wer es auf die Strecke bringt, wer das meiste aus sich und dem Auto herausholen kann. Ich traue mehr als vier Fahrern zu, die Meisterschaft zu gewinnen, Namen zu nennen würde aber keinen Sinn machen.

Ralf Schumacher war bei Mercedes lange ein Teamkollege von dir. Nun steht sein Karriereende im Raum. Denkst du, Ralf wird weiterfahren?
Jamie Green: Ralf ist schon ein paar Jahre bei Mercedes und ich denke, dass er die Rennen der DTM genießt. Ich habe mit ihm einmal den Team-Event in München gewonnen und er hat es auch alleine auf das Podium geschafft. Ich kann aber nicht einschätzen, ob er noch hungrig auf mehr ist. Das müssen er und Mercedes selbst entscheiden.