Gary Paffett absolvierte 2012 eine nahezu perfekte DTM-Saison. Der Mercedes-Pilot gewann zwei Rennen, stand vier weitere Male auf dem Podium und schied lediglich einmal aus. Diese ausgezeichnete Bilanz reichte ihm jedoch nicht, um sich nach sieben Jahren erneut die Krone des Champions aufzusetzen, denn in der zweiten Saisonhälfte verlor der Brite zumeist unverschuldet an Boden und musste sich schlussendlich Bruno Spengler geschlagen geben.

Traumhafte erste Saisonhälfte

Der Saisonauftakt in Hockenheim verlief für Paffett mehr als nur nach Wunsch. Vom sechsten Platz gestartet, gewann der Brite das Rennen überlegen und demonstrierte dabei die zum damaligen Zeitpunkt vorherrschende Vormachtstellung von Mercedes gegenüber Audi und Rückkehrer BMW. Es war allerdings kein gewöhnlicher Sieg, denn Paffett hatte im Vorjahr kein einziges Mal auf dem Podium gestanden und kostete seinen Triumph daher in vollen Zügen aus. "Das war ein großartiger Start in die Saison", jubelte er.

Nur eine Woche später lief es am Lausitzring ähnlich gut. Paffett belegte hinter Bruno Spengler den zweiten Rang und baute seine Meisterschaftsführung aus. Bei seinem Heimspiel in Brands Hatch fand der perfekte Saisonstart eine Fortsetzung und Paffett feierte auf dem kurzen Kurs im Süden der Insel einen Start-Ziel-Sieg, was gleichbedeutend mit einem Vorsprung von bereits 25 Zählern auf die ersten Verfolger war.

In Spielberg schaffte Paffett als Dritter erneut den Sprung auf das Treppchen, es sollte aber sein letztes Erfolgserlebnis für längere Zeit sein, da ihm das Glück in weiterer Folge nicht mehr hold war. Zwar sicherte sich der Mercedes-Pilot am Norisring die Pole Position, wurde auf dem verregneten Stadtkurs jedoch in der ersten Kurve umgedreht und fiel bis ans Ende des Feldes zurück. Nach einer furiosen Aufholjagd belegte er den vierten Platz, dessen Wert er nicht so recht einschätzen konnte. "Wenn man sich von weit hinten auf den vierten Platz nach vorne kämpft, dann muss man damit zufrieden sein", sagte Paffett gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ein bisschen enttäuscht bin ich natürlich schon."

Paffett war in Nürnberg ein Opfer der äußeren Umstände, Foto: RACE-PRESS
Paffett war in Nürnberg ein Opfer der äußeren Umstände, Foto: RACE-PRESS

Obwohl Paffett zum ersten Mal das Podium verpasst hatte, lag er zur Saisonhalbzeit weiterhin souverän auf Titelkurs und nicht wenige sahen in dem 31-Jährigen bereits den designierten Champion. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hob jedoch stets mahnend den Finger und betonte, dass die Entscheidung keineswegs bereits gefallen sei - er sollte schlussendlich Recht behalten.

Dramatisches Finale

Beim Start zur zweiten Saisonhälfte auf dem Nürburgring setzte der Umschwung zu Ungunsten Paffetts ein. Nachdem er im Qualifying nicht über den elften Startplatz hinausgekommen war, betrieb der 31-Jährige mit Rang sechs zwar Schadensbegrenzung, musste aber mit ansehen, wie Spengler sein zweites Saisonrennen gewann und sich als schärfster Meisterschaftskonkurrent herauskristallisierte.

In Zandvoort kam es zum unliebsamen Déjà-vu: Martin Tomczyk drehte Paffett auf dem Dünenkurs um, sodass am Ende lediglich der siebte Platz zu Buche stand. Oschersleben stellte das Ende der Durststrecke des Briten dar - mit Platz zwei gelang ihm wieder der Sprung auf das Podium, allerdings hinter Spengler, der seinen Rückstand auf nur mehr elf Punkte reduzierte.

Spengler hatte die Nase vorne, Foto: DTM
Spengler hatte die Nase vorne, Foto: DTM

Da das vorletzte Rennen in Valencia alles andere als wunschgemäß verlief und Paffett seinen einzigen Ausfall hinnehmen musste, spitzte sich beim Saisonfinale alles auf das Duell zwischen ihm und Spengler zu. Schon unmittelbar nach dem Rennen in Spanien flogen daher die Giftpfeile zwischen den beiden Kontrahenten hin und her. "Bruno ist nicht so gut gewesen, wie er hätte sein sollen", stichelte Paffett in Richtung des Kanadiers, der in Valencia die Spitzenplätze ebenfalls verpasst hatte.

Vor dem abschließenden Lauf in Hockenheim trennten die Konkurrenten lediglich drei Punkte, womit beide ihr Schicksal selbst in den Händen hatten. Nach dem Zeittraining sah es für Paffett noch vielversprechend aus, denn er qualifizierte sich als Zweiter unmittelbar vor Spengler. Die Vorentscheidung zu Gunsten des Kanadiers fiel am Sonntag jedoch bereits am Start: Paffett kam schlecht weg und verlor einige Plätze, während Spengler bald die Spitze innehatte. In weiterer Folge legte der Mercedes-Pilot zwar eine eindrucksvolle Aufholjagd hin und trieb Spengler in den letzten Runden der Saison vor sich her, zum entscheidenden Überholmanöver kam es aber nicht. Paffett verlor zum ersten Mal in der Saison die Tabellenführung und mit ihr auch den Titel.