Sicherheit wird in der DTM groß geschrieben. Verschiedenste Systeme sollen die Piloten im Falle eines Unfalls schützen. Monocoque, Käfig, Crash-Strukturen und HANS heißen die bekanntesten Maßnahmen zur Steigerung der Sicherheit. Doch auch für den Fall, dass in den Rennwägen Feuer ausbricht, ist vorgesorgt. Dabei verlässt man sich bei Weitem nicht nur auf die feuerfeste Kleidung der Fahrer. Im Ernstfall sorgt ein hochentwickeltes Feuerlöschsystem in jedem Boliden für eine möglichst schnelle Löschung des Brands.

Prinzipiell muss man Feuerlöscher in zwei verschiedene Kategorien unterteilen. Auf dem Markt sind hauptsächlich Feuerlöscher mit Gas und mit Pulver verbreitet. Die Erfahrung im Motorsport zeigt, dass sich Pulverfeuerlöscher besser eignen. In der Regel werden die Feuerlöscher in einem Rennauto nicht häufig genutzt. Das führte bei Gas-Löschern dazu, dass das Gas langsam aus den Tanks entwich und im Einsatzfall nicht mehr ausreichend zur Verfügung stand. Diese Problematik konnte mit der Einführung der Pulver-Löscher abgewandt werden.

Vorteil Pulverfeuerlöscher

Doch das ist nicht der einzige Vorteil dieser Technologie. Zur Verwendung kommt das extrem feine Pulver Aerosol - im Fachjargon auch "non-toxic potassium bicarbonat" genannt, besser bekannt als Backpulver. Nach dem Auslösen verbreitet sich nahezu die gesamte Füllung innerhalb einer halben Sekunde im kompletten Fahrzeug. Dabei werden auch kleinste Ecken erreicht, die mit Gasfeuerlöschern nicht erreicht werden. Für die Mechaniker ist das natürlich keine gute Nachricht, dauert es doch Stunden, das Auto wieder komplett vom Pulver zu befreien. Deshalb werden kleinere Feuer, bei denen von keiner größeren Gefahr auszugehen ist, auch häufig mit dem Handfeuerlöscher bekämpft.

Die einzelnen Bestandteile des Löschsystems, Foto: Audi
Die einzelnen Bestandteile des Löschsystems, Foto: Audi

Auslösen kann das System der Fahrer selbst. Im Cockpit muss sich ein Schalter befinden, den der Pilot im angeschnallten Zustand erreichen kann und somit den Löschvorgang starten kann. Für die Gesundheit des Fahrers ist das Löschmittel unbedenklich, der Löschvorgang selbst jedoch äußerst unangenehm, weil die Schleimhäute durch das feine Pulver austrocknen können. Auch die Marshalls an der Strecke können das System auslösen, ein Aufkleber auf der Karosserie zeigt den Streckenposten, wo der entsprechende Schalter zu finden ist.

Großes Angebot an Löschsystemen

Bei den Feuerlöschsystemen gibt es zahlreiche Varianten, die bei der FIA hinterlegt sind. Die Teams können sich aus etwa 50 bis 60 verschiedenen Systemen bedienen, trotzdem entschied sich Audi vor vielen Jahren, ein eigenes System zu entwickeln. Dieses wird heute auch von BMW genutzt, Mercedes vertraut auf eine andere Variante. Das Audi-System kommt nicht nur in der DTM zum Einsatz, auch bei den LMP1-Prototypen wird eine fast identische Variante gefahren. Zwar zählt die Audi-Variante nicht zu den kostengünstigsten Lösungen, jedoch ist Sicherheit im Motorsport unabdingbar, weshalb es auch in Klassen mit relativ kleinen Budgets wie der GT3-Klasse zum Einsatz kommt.

Aus Kostengründen hat man sich in der DTM dazu entschieden, ein Mindestgewicht für das Feuerlöschsystem von vier Kilogramm einzuführen. Rund 2,35 Kilogramm wiegt alleine das Stahlgefäß, das die 2,1 Liter Löschpulver beinhaltet. Dieses Gefäß muss laut Reglement unter den Beinen der Fahrer angebracht sein und im Falle eines Unfalls, Kräften bis zu 25G ohne Schaden standhalten. Der Betriebsdruck des Systems liegt zwischen 30 und 40 bar, in der Regel pendelt er sich je nach Temperatur bei 35-36 bar ein. Der Betriebsdruck kann auf einem Manometer abgelesen werden, und wird von den Regelhütern regelmäßig überprüft.

Sicherheit geht vor

Der Feuerlöscher muss spätestens alle zwei Jahre zum Hersteller zurückgeschickt werden, wo er auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft wird und dann ein neues TÜV-Siegel erhält. Doch zum System gehört nicht nur der Löscher selbst, auch Elektrik, Kabel, Steuergerät und Düsen gehören zum Paket. Ein DTM-Bolide besteht aus drei sogenannten Kompartiments. Dem Motorraum, dem Fahrgastraum und dem Getriebe- bzw. Kofferraum. Jedes dieser Kompartiments muss durch mindestens eine Düse abgedeckt sein. Beim Audi-System entfallen auf den Motorraum zwei Düsen, auf die Fahrgastzelle drei, und auf den Getrieberaum eine. Dabei lösen nach Betätigung alle Düsen gleichzeitig aus.

Der Motorsport hat in seiner Geschichte schon viele Todesopfer durch Brandunfälle zu beklagen. Häufig war ein brennender Tank Ursache für die fatalen Folgen. Wegen extremster Sicherheitsvorkehrungen, wie selbstschließenden Ventilen und vielen anderen Regularien, ist es heute kaum noch möglich, dass ein Tank in Brand gerät. In einem solchen Fall wäre selbst das Feuerlöschsystem im Auto überfordert, es ist hauptsächlich darauf ausgelegt, ein Feuer in der Entstehung zu löschen. Dabei muss der Fahrer respektive der Streckenposten rechtzeitig reagieren, da der Auslösevorgang mangels schwieriger Realisierbarkeit nicht automatisiert ist.

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