Ein nicht mehr gestresster, sondern einfach nur müder Bruno Spengler erzählte nach dem vorentscheidenden Qualifying in Hockenheim von der Chancengleichheit mit Gary Paffett und erklärte, warum es in den vergangenen Jahren nicht mit dem Titel klappen wollte. Der Kanadier wollte weder auf sich selbst noch auf Konkurrent Paffet Geld setzen, aber das aus Prinzip. "Wir haben beide sehr gute Chancen zu gewinnen. Man hat heute wieder gesehen, wie eng es zwischen mir und Gary ist", betonte er. "Wir haben beide die gleichen Chancen, wir beide verdienen es, morgen die Meisterschaft zu gewinnen. Es gibt keinen, bei dem man sagt: der hat es weniger verdient als der andere. Am Ende gewinnt allerdings nur einer und wir werden morgen alles tun, dass wir es sind."

Spengler wusste jedoch genau, wie schnell etwas schief gehen und das Blatt sich wenden kann. Er sei jedoch bereit und freue sich auf den Kampf in toller Atmosphäre aufgrund der zahlreichen Fans. "Das ist als Fahrer schon sensationell, wenn man sieht, dass so viele Fans da sind. Das ist eine geile Geschichte, einfach zu wissen: ich habe die Chance Meister zu werden, im ersten Jahr von BMW, in Hockenheim - das ist eine sensationelle Sache", schwärmte Spengler. "Eigentlich haben wir viel mehr zu gewinnen als zu verlieren morgen. Wir sind im ersten Jahr mit Sicherheit auf dem Podest in der Fahrerwertung. Das ist erstaunlich, das hätte keiner erwartet, ich nicht, auch das Team nicht", erklärte er. Das Ziel von BMW zu Beginn der Saison sei es gewesen, so schnell wie möglich ein Podium und eventuell ein, zwei Siege einzufahren. "Wir haben unsere Erwartungen also weit übertroffen, das ist unglaublich!"

Dass er und Paffett sich gut kennen, spiele im WM-Kampf keine Rolle, so Spengler., Foto: BMW AG
Dass er und Paffett sich gut kennen, spiele im WM-Kampf keine Rolle, so Spengler., Foto: BMW AG

Direktes Duell auf der Strecke

Für das entscheidende Rennen am Sonntag ist die Ausgangslage für eine große Show optimal, denn Gary Paffett und Bruno Spengler starten von den Plätzen zwei und drei. Nur sieben Tausendstel trennten die beiden im Qualifying. "Für die Show könnte es nicht besser sein, dass wir so nah aneinander sind", erklärte Spengler gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Auch im Qualifying waren wir immer nah beieinander, besser kann es nicht sein. Für die Fans wird es morgen auch super sein, wir starten fast nebeneinander."

Dass er und Paffett sich aus den gemeinsamen Jahren bei Mercedes gut kennen, spiele im Titelkampf keine Rolle, betonte Spengler. Auch der Tatsache, dass er hinter dem Polesetter von der saubereren Seite startet, wollte er nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Es ist kein großer Unterschied, weil hier vorher andere Serien starten. Die rechte Seite ist auch ziemlich sauber", erläuterte er. "Die linke Seite, auf der ich starte, ist keine schlechte Seite, aber seine auch nicht. Also gleiches Niveau mehr oder weniger." Der einzige Unterschied sei, dass Paffett innen normalerweise einen leichten Vorteil habe. "Wenn ich nach den ersten Kurven nicht vorne bin, gibt es noch viele Möglichkeiten, gut zu überholen in Hockenheim. Das Rennen ist lang, es ist viel möglich", tröstete er sich jedoch.

Beide Seiten kennengelernt

Die Longruns im Freien Training am Freitag sahen nach Spenglers Ansicht gut aus, doch es war noch Potential vorhanden. Die Strecke sei am Freitag jedoch auch noch grün gewesen. Im Warmup gelte es herauszufinden, wo BMW von der Pace über die Distanz stehe. "Wir werden dann aber das gleiche Problem haben wie heute Morgen: es ist wirklich kalt und dann warm am Nachmittag - das ist eine große Veränderung am Auto", betonte er. Das Team müsse mehr oder weniger raten, wie sich das Auto bei wärmeren Temperaturen verhalten wird. Daher warnte er davor, die Platzierung im Warmup zu überschätzen. "Wenn man im Warmup ein gutes Auto hat, heißt das nicht, dass man auch im Rennen ein gutes haben wird", meinte er. Umgekehrt gelte das gleiche für eine schlechte Performance im Warmup.

Angesprochen auf sein Titelpech in den vergangenen Jahren meinte der Kanadier, dass er sich schon in vier, beziehungsweise nun fünf verschiedenen Situationen befand. "Meine ersten beiden Erfahrungen mit der Meisterschaft waren, dass ich zu Beginn Punkte verloren habe wegen technischer Probleme. Und ich habe Stück für Stück aufgeholt und bin knapp Zweiter geworden", erinnerte er sich an die Jahre 2006 und 2007. "In den anderen beiden Fällen habe ich geführt und dann gegen Ende der Meisterschaft Punkte verloren, auch wegen technischer Defekte, besonders letztes Jahr war das schade. So habe ich beide Seiten kennengelernt, und diesmal ist es ähnlich wie in den beiden ersten Jahren, weil ich am Anfang der Saison Punkte verloren habe, weil mich zwei Mal jemand von der Strecke geschoben hat." Anschließend habe er aufgeholt. "Ich weiß am Ende, dass ich gewinnen kann. Wenn man das Potential hat, mehrere Rennen im Jahr zu gewinnen, warum sollte man dann nicht eine Meisterschaft gewinnen können?"