"Ich starte schon wieder von Platz eins?!?", jubelte ein etwas überraschter Augusto Farfus nach seiner Pole-Position-Runde im Hockenheimer Q4 am BMW-Funk, den Freudentränen nahe. Wenige Minuten später hatte er zwar die Gewissheit, glauben wollte der sympathische Brasilianer die Fortsetzung seiner Erfolgssträhne, nach der Pole und dem Sieg zuletzt in Valencia, aber trotzdem nicht so recht. "In Valencia hatte ich ja von Beginn an ein gutes Set-Up, deshalb war ich da auch schon die ganze Zeit über zuversichtlich", erklärte er nach dem Qualifying.

"Aber hier hatte ich gestern ehrlich gesagt einen viel schwereren Start ins Wochenende und wir mussten am Auto wirklich hart arbeiten, um eine gute Balance zu finden." Daher sei die Überraschung nun umso größer. "Ich habe nicht erwartet, dass die Pole drin ist", so Farfus, der sich bei einem optimalen Verlauf des Zeittrainings maximal eine Position in den Top-5 ausgerechnet hatte. "Erst in Q4 habe ich mir dann gedacht: 'Versuchen wir's halt mal.' Und das hat funktioniert", strahlte der glückliche BMW-Pilot, der den Dank auch an sein Team richtete. "Sie haben das Auto noch einmal ein bisschen verändert und das hat geklappt." Besonders beeindruckend sei der Quervergleich zum ersten Hockenheim-Auftritt beim Saisonauftakt im April.

Viele Fragezeichen zu Beginn

Schnell, schneller, Farfus: Der Brasilianer will es auch am Sonntag rauchen lassen, Foto: BMW AG
Schnell, schneller, Farfus: Der Brasilianer will es auch am Sonntag rauchen lassen, Foto: BMW AG

"Ich glaube, da war ich 19. - das ist doch mal ein Fortschritt", lachte Farfus. Damals habe er die Performance noch nicht ganz zusammenbringen können. "Und auch hier war es schwer und besonders gestern und auch heute früh noch nicht einfach zu fahren." Sorglos sei man also keinesfalls in die Zeitenjagd gestartet. "Wir hatten in Sachen Set-Up und auch in Bezug auf die Gesamtrichtung, in die wir uns orientieren wollten, definitiv noch Fragezeichen, als wir in das Qualifying reingegangen sind. Aber die Ingenieure haben es schnell verstanden, Lösungen zu finden und auch BMW hilft uns da im Hintergrund immer sehr gut", lobte Farfus. Sein Gesamtfazit lautete: "In Q1 war das Auto in Ordnung, aber die Rundenzeit von Gary war noch zu schnell."

"Dann wurde die Strecke aber immer besser für uns, kam uns mehr entgegen. Q3 lief dann schon super und ich konnte gleich zu Beginn die schnellste Runde fahren und damit dann auch Reifen sparen." In Q4 wollte Farfus besonders die gute Balance seines M3 DTM hervorheben. "Das Auto war super, auch mit gebrauchten Reifen, die aber noch gut waren." Insgesamt würde der jüngste Höhenflug seine Saison immer besser dastehen lassen. "Für mich ist es ein sehr positives Jahr, besonders als Rookie, beziehungsweise Amatuer", erklärte der BMW-Pilot mit einem Grinsen in Richtung von Audi-Rivale Mattias Ekström.

2012 als Wachstumssaison

"Wir hatten einen schweren Start in die Saison, haben aber mit dem Team gut gearbeitet. Als neuer Hersteller und mit einem neuen Auto, ist alles neu. Aber wir haben gute Erfahrung mit Tourenwagen und das hat uns geholfen, zu wissen, wie man fahren muss." Für Farfus stand fest: "Die DTM ist die schwierigste Serie des Planeten. Und für uns ist es heuer eine Wachstumssaison." Trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten, habe man dann aber Leistung gezeigt. "Zwei Poles am Saisonende sind sehr besonders für mich", strahlte der 29-Jährige.

Zum engen Titelduell hinter sich, sagte der RBM-Pilot: "Es wäre toll, wenn ich morgen einfach davon wegfahren könnte, das wäre wirklich ein Traum - aber so einfach wird es nicht." Er wolle einfach einen guten Start haben und am besten gar nicht erst zwischen Bruno Spengler und Gary Paffett geraten. "Sie kämpfen um den Titel, ich will nur mein Rennen fahren und gewinnen." Sein oberstes Ziel sei es, einfach den bestmöglichen Job für BMW abzuliefern. "Einmischen will ich mich sicher nicht", stellte Farfus klar.