Nur ein BMW schaffte es mit Dirk Werner auf P7 in die Top-10. Am Ende blieb den Münchnern beim Blick auf das Ergebnis des Zeittrainings in Zandvoort nicht viel mehr als Ernüchterung übrig. "Heute lag es auch am Timing aber wir haben es ja in den letzten Sessions gesehen: Wenn man im Rennen einen Satz Reifen hat, der noch neu ist, ist das schon einmal ein richtiges Pfund. Und wenn man zwei hat, sind es eben zwei Pfund. Das verleitet nun einmal zum Zocken", gab der Motorsportchef zu. "Der Wetterbericht, der gestern für heute galt, war nicht unbedingt der akkurateste", betrieb er weiter Ursachenforschung.

"Wenn man vorher gut unterwegs war und das waren wir heute Morgen und gestern im Nassen, sagt man vielleicht einmal: 'Mit der Zeit von Augusto sind wir deutlich Zweiter'. Und man denkt: 'Da brennt nix mehr an.' Es ist aber leider angebrannt - das ist allerdings ein Teil des Spiels", räumte der Deutsche ein. "Die Strecke macht so eine Evolution durch - das haben wir wohl nicht ganz auf dem Schirm gehabt", sagte Marquardt. "Sie ist megaschnell abgetrocknet. Da konnte man im Fernsehen im Prinzip zusehen. Und genauso schnell wie sie abgetrocknet ist, so schnell hat sie auch an Performance zugelegt. Alle Fahrer haben nachher gesagt, dass sie zu dem Zeitpunkt, wo sie unterwegs waren, das Gefühl hatten, dass die Runde gepasst hat, das Auto gut war und sie sich schnell gefühlt haben."

Nicht durch das volle Programm gekommen

Verzockt: Farfus wollte gar nicht mehr hinschauen, Foto: RACE-PRESS
Verzockt: Farfus wollte gar nicht mehr hinschauen, Foto: RACE-PRESS

Mutmaßen wie es zu diesem Phänomen gekommen sei, wollte der BMW-Boss aber nicht, würden seinem Team als Serienneuling doch ganz einfach die Erfahrungswerte fehlen. Die Ausrede, dass durch die lange Trainingsunterbrechung am Freitag zu viel Testzeit verlorenen gegangen sei, wollte er auch nicht gelten lassen. "Es stimmt zwar, dass das sicher nicht hilfreich war - ich kann mich jetzt aber nicht hier hinsetzen und sagen, dass wir letztes Wochenende am Nürburgring die Pole geholt und das Rennen gewonnen haben - und hier sind wir dann auf einmal der Rookie, der noch lernen muss?", meinte Marquardt ehrlich. "Wir hatten gestern eine verkürzte Session und durch das volle Programm sind wir im Trockenen sicher nicht gekommen - es hätte uns also ein bisschen geholfen, denn mit gestern waren wir eigentlich zufrieden, sowie auch mit dem Regen heute Vormittag, so lange es denn permanent nass war."

Selbst bei den zwischenzeitlichen Mischbedingungen habe man versucht, alle Eventualitäten zu simulieren. "Insofern haben wir alles gemacht, was wir machen konnten. Aber ich würde sagen, dass der Umstand, dass wir heute zwei Autos sehr früh in Q1 verloren haben, die gestern noch gut gefahren sind, nichts damit zu tun hat, dass wir gestern so wenig gefahren sind. Da sind uns einfach strategische Fehler unterlaufen und wir haben zu hoch gepokert - aber im Nachhinein ist es immer leicht, das zu sagen." An der Zeit für Schuldzuweisungen sei es deshalb aber keinesfalls. "Letzte Woche haben wir als Team zusammen gewonnen, jetzt erleben wir als Team zusammen ein schwierigeres Wochenende", mahnte der Motorsportchef zur Einheit.

Aufholjagd ist angepeilt

"Heute Abend schauen wir uns alles zusammen noch einmal an und werden dann für morgen gemäß dem Wetter etwas zusammenstellen, womit wir hoffentlich noch einmal richtig ins Geschehen eingreifen können." Das Wetter ortete er als potenzielle Trumpfkarte in Sachen Aufholjagd. "Gerade wenn die Bedingungen schwieriger werden, ist da doch noch einiges möglich. Momentan ist für zwei Uhr Regen angesagt, später könnte es trocken werden - also kann man es ein bisschen mit heute vergleichen." Allgemein wirble eine nasse Strecke das Feld immer durcheinander - wenn man hinten steht, kann einem das also nur helfen.

"Wir haben heute gesehen, dass da zum Teil ganz schnell Zeitunterschiede von einer Sekunde und mehr entstehen - Bruno hat sich heute im Regen nicht unwohl gefühlt und auch Martin nicht", deutete Marquardt eine angriffslustige Herangehensweise für den Rennsonntag an. "Abschreiben sollte man da noch gar niemanden. Wir müssen einfach sehen, dass wir mit einer aggressiven Strategie noch etwas erreichen." Der Deutsche räumte aber auch ein: "Wenn es wirklich rein trocken ist und die Bedingungen sich nicht ändern, wird es natürlich schon sehr schwer, von da hinten noch den Weg nach vorne zu finden."