Schon im ersten Abschnitt des Qualifyings wurde klar: Audi hat ein Problem. Mit Timo Scheider und Miguel Molina schieden in Q1 frühzeitig zwei Piloten aus, die normalerweise höher in der Startaufstellung stehen. Der Negativ-Trend setzte sich fort. Nach und nach mussten Audianer vorzeitig die Segel streichen, lediglich Mattias Ekström hielt die Ingolstädter Flagge hoch. Allerdings fehlten dem Schweden in Q4 gute zwei Zehntel auf Gary Paffetts Bestzeit, obwohl er als Vierter von der aussichtsreichsten Position gestartet war. Was läuft schief bei Audi? Warum landeten nur zwei A5 in den Top-10? Motorsport-Magazin.com hörte sich im Fahrerlager um.

"Gut waren wir nicht, das ist ja kein Geheimnis", machte Ekström keinen Hehl aus der unterdurchschnittlichen Quali-Performance. "Ich dachte schon, dass wir allgemein stärker wären. Aber die Ergebnisliste spricht eine deutliche Sprache, auch wenn ich ein anderes Gefühl hatte. Aber das Gefühl und die Ergebnisliste passen nicht eins-zu-eins zusammen." Auf dem Norisring, wo Überholen eine komplizierte und risikoreiche Angelegenheit ist, könnte es schwierig werden für die Audi-Truppe, ein ordentliches Team-Resultat zu erzielen. Dass Nürnberg in den vergangenen Jahren keine Audi-Strecke war, beweist ein Blick auf die Statistik. Bei den letzten neun Rennen in Franken triumphierte am Ende immer ein Mercedes-Pilot.

Mit Gary Paffett und Jamie Green in der ersten Startreihe sowie Augusto Farfus auf P3 deutet vieles darauf hin, dass Audi auch beim zehnten Anlauf das Nachsehen haben könnte. "Wir haben heute nicht das richtige Setup und die richtige Lösung gefunden", stellte Edoardo Mortara fest. "Platz zehn war heute das Maximum und am Ende war es Glück, dass ich so weit gekommen bin." Das sagte eben jener Mortara, der Audi mit seinem Sieg in Spielberg vor der Sommerpause wieder Aufwind und neuen Mut verliehen hatte - das war nach dem verhagelten Saisonstart auch bitter nötig. Jetzt wieder der Rückfall?

Oder ist der Norisring ein Sonderfall, weil hier Hundertstel über Sieg oder Niederlage entscheiden? Könnten die ambitionierten Audi-Piloten am Samstag einfach einen schlechten Tag erwischt haben? "Wir wissen, dass der Norisring eine spezielle Strecke ist", so Filipe Albuquerque nach Platz 13. "Wir müssen morgen einfach das Beste daraus machen. Natürlich wollten wir besser sein, schließlich waren wir im letzten Rennen noch sehr konstant." Jetzt helfe nur eines: Weiter arbeiten. Woran noch geschraubt werden muss, darauf gab Rahel Frey einen kleinen Hinweis. Zu sehr wollte sich die Schweizerin aber nicht in die Karten schauen lassen.

"Im Qualifying lief einiges schief", räumte sie ein. "Es wurden einige falsche Entscheidungen getroffen. Es geht um Setup und Bremsperformance, darauf will ich jetzt nicht eingehen - aber wir müssen die Konsequenzen tragen." Ihre persönliche Konsequenz lautete P22. Dabei war sie mit der Leistung während der Trainings noch glücklich gewesen und hatte sich etwas ausgerechnet. "Ich dachte, dass es einen Schritt nach vorn geht, aber die falschen Entscheidungen waren nicht hilfreich und es ging in die Hose."

Auffällig: Offenbar bekam Audi das so wichtige Setup - gerade am Norisring - nicht ordentlich in den Griff. Bei Mike Rockenfeller etwa legten die Mechaniker zwischen Training und Qualifying noch einmal Hand an und Rocky selbst sprach von einer starken Verbesserung. Der Audi-Mannschaft steht vor dem fünften Rennen des Jahres mit Sicherheit eine ausgiebige Fehleranalyse bevor. Vielleicht gelingt dem Hersteller ja noch die Wende. Zumindest Mortara war davon überzeugt: "Wir haben verstanden, wo wir Zeit eingebüßt haben. Wenn wir das richtige Setup finden, wird es in Ordnung sein." Es wird eine lange Nacht im Audi-Lager.