Andy Priaulx war mit seinem ersten Training auf dem Norisring nicht zufrieden. "Es war ziemlich schlecht. Ich wäre gerne weiter vorne gelandet, was die Leistung angeht. Aber durch die rote Flagge hatte ich nicht so viel Zeit die Strecke kennenzulernen", erläuterte der Brite. "Ich denke, morgen wird es besser laufen. Wenn ich mir die Daten anschaue, muss ich mich nur an ein paar Stellen verbessern. Ich habe beim Auto eine ganz gute Richtung und ein paar Dinge gefunden, die wir noch verbessern können."

Obwohl er nicht viel Zeit hatte, den Norisring kennenzulernen, hat er ihn dennoch bereits in sein Rennfahrerherz geschlossen. "Ich mag die Strecke, ich mag Stadtkurse, ich mag das Feeling hier", schwärmte er. "Alle Stadtkurse haben eine fantastische Energie, man kann hier die Geschichte fühlen. Ich mag Strecken mit Charakter, und diese hier hat Charakter. Sie ist nicht breit, hat keine großen Auslaufzonen, sondern sie ist eng und kurvig."

Der Brite weiß auch bereits, was beim Norisring, wie bei anderen Stadtkursen auch, der kritische Punkt ist. "Man kann kein bisschen von seiner Linie abweichen, sonst landet man in der Mauer. Es ist alles wirklich eng. Wenn es im Rennen auch so sein wird, dann wird es wirklich hart. Es wird schwierig über anderthalb Stunden keinen Fehler zu machen", glaubte er.

Mit dem bisherigen Saisonverlauf ist der mehrfache WTCC-Champion nicht zufrieden. "Die letzten drei Rennen waren wirklich schlecht für mich. Ich hoffe, es kommt zurück. Hockenheim war ein guter, positiver Start. Da dachte ich, ich könnte so weiter machen und mich verbessern. Aus irgendeinem Grund habe ich dann aber meine gesamte Leistung verloren", bilanzierte er. "Das ist enttäuschend, auch wenn sicher nicht alles auf meine Kappe geht. Wir müssen es wieder auf die Strecke bringen."

Er sei optimistisch nach Spielberg gegangen, habe dann aber Pech gehabt, als er Q2 nur um wenige Tausendstel verfehlte. "Insgesamt war meine Leistung auf dem Red-Bull-Ring nicht schlecht. Ich hatte einfach nur Pech in der Qualifikation. Aber jeder ist seines Glückes Schmied", erklärte Priaulx. "Ich lerne das Rezept, ich lerne das Auto kennen, und ich muss weiter lernen, um mich zu verbessern."

Der BMW-Pilot macht zum einen seine Fahrtechnik als einen Bereich aus, in dem er sich noch verbessern muss. "Ich muss die Bremse noch etwas anders nutzen, um ein paar Bereiche in der Kurve besser zu durchfahren. Aber im Motorsport geht es um das Gesamtpaket: das Auto, der Fahrer, das Team, und so weiter", erklärte er. "Es ist hart. Ich und Augusto [Farfus] sind hier die Rookies. Bruno und Martin haben viel Erfahrung und ihre Teamkollegen Dirk Werner und Joey Hand profitieren davon", erläutert Priaulx, der sich zwar mit Farfus austausche, dann aber nur feststellen könne, dass sich dieser nicht anders fühlt als er.

"Das erste Jahr in der DTM ist immer ein Lernjahr, es ist für alle schwer. Man muss sich nur Brunos und Martins erstes Jahr in der DTM ansehen. Ich würde nicht erwarten, dass sie mich in der WTCC auf Anhieb schlagen würden", sagte er weiter. "Ich muss einfach demütig sein und lernen, und versuchen mich in dem Auto zu verbessern."

Was es dem Neuling nicht gerade einfach macht, ist die hohe Leistungsdichte in dieser Saison. In Brands Hatch war er als 14. in der Qualifikation gerade einmal neun Tausendstel von Platz sechs entfernt. In den vier Qualifyings der Saison konnte er Timo Scheider, einen zweifachen DTM-Champion, immerhin zwei Mal hinter sich lassen. "Es war also nicht furchtbar, es geht nur um Kleinigkeiten. Es sieht auf dem Zeitentableau natürlich furchtbar aus", erklärte er. "Ich muss einfach realistisch bleiben, versuchen mich zu verbessern, lernen, und weiter an mir selbst arbeiten." Wenn das gelingt, hält er die Top-10 im Rennen für möglich, denn das Auto sei in jedem Fall gut für die Punkteränge.