Erstmals seit Audis Mitwirken in Le Mans verzichtet Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich kommendes Wochenende auf einen Besuch der Testfahrten an der Sarthe und lässt sich in Frankreich von Dieter Gass vertreten. Der Grund für diese Begebenheit hat einen einfachen Namen: Spielberg. Nach dem nicht zufriedenstellenden Saisonstart und dem andauernden Kampf um den ersten Sieg der Saison hat Audi den Fokus auf die DTM noch einmal erhöht, wenngleich Ullrich betonte, dass diese personelle Aufteilung bereits vorher stattgefunden habe. Seit dem letzten Lauf in Brands Hatch habe man die Zeit genützt, um kleinere Weiterentwicklungen vorzunehmen. "Diese haben wir bereits vor Brands Hatch geplant und werden sie nun am Red-Bull-Ring einsetzen", so Ullrich.

"Wir hoffen, dass wir so einen Schritt nach vorne machen können und so weit nach vorne kommen, um wieder siegfähig zu sein." Auf sein Heimspiel freute sich der Österreicher vorab ganz besonders. "Es ist eine wunderschöne Rennstrecke, die in eine ganz tolle Gegend eingebettet ist - zudem hat der Kurs auch als Strecke selbst sehr viel Potenzial." Hoffen müsse man allerdings auf gutes Wetter. "Momentan sieht es noch nicht so toll aus. Das ist zwar für alle gleich, aber für die Zuschauer wäre es natürlich schön, wenn es ohne Regen gehen würde." Positiv stimmte Ullrich auch der Fanansturm auf das Promotion-Event in Graz vergangenes Wochenende. "Das Interesse bei dem Pre-Event war beeindruckend. Ich denke, wir werden in Spielberg ein volles Haus haben", freute sich der Österreicher.

Pikantes Wechselspiel

Bei Audi steht man bereit, Foto: Audi
Bei Audi steht man bereit, Foto: Audi

Allzu viel über Audis Aufrüsten und den Aufholprozess gegenüber der Konkurrenz wollte er im Vorfeld noch nicht verraten. "Vom Reglement her ist natürlich viel eingefroren und man kann nur gewisse Teile optimieren. Wichtig ist aber, ein gutes Set-Up und den richtigen Bodenabstand für die richtige, mit den Reifen harmonierende, Feder-Dämpfer-Abstimmung zu finden", beschrieb Ullrich die Anforderungen. Auch auf die Gewichtsverteilung und die Kinematik im Bereich der Radaufhängung komme es verstärkt an. "Es ist viel Feintuning, aber genau das macht eben den Unterschied", erklärte der Motorsportchef. "Wir reden ja nur über ein paar Hundertstel und ein paar Zehntel und genau dieser Unterschied kommt von viel Detailarbeit, die man perfekt zusammenfügen muss."

Im Klartext heiße das: "Man hat auf der einen Seite das Ziel, den Reifen im Qualifying schnell zum Arbeiten zu bekommen - im Rennen aber, den Reifen sehr lange auf konstanter Temperatur zu halten." Damit könne man sich zwar einerseits viel Positives fürs Qualifying, andererseits aber auch einige Probleme fürs Rennen einfangen, wenn man sich zu weit in eine Richtung bewege, beschrieb Ullrich das diffizile Wechselspiel. Man habe auch 2012 bislang immer gesehen, dass Audi gerade im Qualifying in der breiten Teamperformance stark gewesen sei, wie beispielsweise auch Mattias Ekströms Pole-Position in Hockenheim zeigen würde.

Nun müsse man die Abstimmung dementsprechend hinbekommen, dass es nicht nur im Zeittraining sondern auch im Rennen passe. "Das ist auch die Hauptarbeit, mit der wir uns derzeit beschäftigen", gab Ullrich zu. Rückschlüsse über die streckenabhängige Performance der verschiedenen Autos ließen sich daher aber wohl erst am Jahresende schließen. "Wir müssen die Saison abwarten, um zu sehen, wie die Tendenzen sind", meinte der Motorsportchef. Klar sei aber: "Die DTM ist die Meisterschaft, in der es extremst eng zugeht. Wenn nicht alles einhundert Prozent zusammenpasst, ist es nicht so, dass man zwei Startreihen weiter hinten steht, sondern eben gleich zehn. Und das ist natürlich etwas, das die Sache sehr pikant und extrem schwierig macht."