Am Morgen hatte es den Anschein als sei Audi unschlagbar. Die Fahrer belegten im zweiten Training die ersten sieben Plätze. Angeführt wurde der Audi-Pulk von Mike Rockenfeller und Markenkollege Timo Scheider. Doch dem zweimaligen DTM-Champion schwante zu diesem Zeitpunkt schon, dass sich das gute Ergebnis im Qualifying nicht mehr wiederholen lassen würde. "Ich habe heute Morgen gesagt, dass es beängstigend ist, dass sieben Audis vorne stehen, das war natürlich wenig realistisch", sagte er bei Motorsport-Magazin.com.

In der Tat: In der Quali rasten die BMW-Piloten Bruno Spengler und Augusto Farfus in die erste Startreihe, Rockenfeller landete als bester Audi-Pilot gerade einmal auf Rang vier. Scheider wurde sogar auf den zwölften Rang durchgereicht. Vor allem die Leistung von Farfus nötigte dem 33-Jährigen Respekt ab. "Augusto ist in Q3 eine 1:17,8 gefahren. Respekt, das hätte ich nicht fahren können, das war eine Wahnsinnsrunde. Ohne den Fehler in Q4 hätte er auch auf der Pole gestanden."

Sein Qualifying machte sich Scheider bereits in der ersten Runde kaputt. "Bei mir war die Überfahrt des Kerbs in Turn 1 ein Desaster", berichtete er. "Danach waren der Unterboden und die Anbauteile des Vorderwagens nicht mehr da wo sie hingehören." Von seinem Startplatz aus, sei eine Fahrt auf die vorderen Plätze, eigentlich nur noch mit Hilfe der Witterungsbedingungen möglich, meinte Scheider. "Es wird morgen deutlich kühler als heute, vielleicht regnet es sogar. Das wäre eine Lotterie für alle - keiner hat mit den neuen Autos Erfahrung im Regen", erklärte er. "Von Platz zwölf wäre das sogar eine Variante, die mir gefallen würde."

Allerdings sei es schon schwer genug, überhaupt durch die erste Kurve zu kommen, räumte der Audi-Fahrer ein. "Alle werden nach innen drängen und zu schnell ins erste Eck fahren, das ist Standard", prophezeite der Abt-Pilot. "Es ist hier noch schwieriger, alle Anbauteile zu behalten, als auf anderen Strecken. In einer langsamen Kurve wie Turn 1 staut es sich gewaltig. Hoffentlich sind die Fahrer sensibel genug."

Die Rennkommission habe die Fahrer zwar zu weniger aggressivem Fahren angehalten, er bezweifle aber, ob sich das auf der Strecke bemerkbar mache, sagte Scheider. "Wer eine Lücke sieht, wird reinfahren - ich auch", stellte er klar. Scheider hofft allerdings darauf, dass die Rennleitung weniger zimperlich zur Sache geht als noch in Hockenheim. "Einige Fahrer sind schon sehr hart gefahren, wenn man das nicht angeht, läuft das aus dem Ruder. Die Rennkommissare tun sich keinen Gefallen, wenn sie die Fahrer mit Samthandschuhen anfassen."

So bleibt Scheider wohl nur die Hoffnung, dass diesmal alles gut geht. Dass er sich nach dem vorzeitigen Aus im ersten Rennen kein erneutes Ausscheiden leisten kann, ist dem zweimaligen DTM-Meister allzu bewusst. "Morgen müssen Punkte her, ich darf und kann es aber nicht erzwingen. Es wäre allerdings eine Katastrophe, wenn das Rennen schon nach der ersten Kurve vorbei wäre", sagte er.