Nicht alles, was beim Saisonauftakt in Hockenheim auf der Strecke passierte verlief fair. Das jedenfalls fand Audi-Pilot Timo Scheider, der kurz nach dem Rennen sehr verärgert durch das Fahrerlager lief. "Das ist der Fahrer, wo im Vorfeld jeder gesagt hat 'Wenn du mit dem zusammen bist, dann pass auf, der ist bekloppt' - genau das habe ich dann erfahren müssen", schimpfte der Deutsche über Roberto Merhi.

Auf dem Lausitzring gingen die Neckereien am Freitag zunächst weiter, als Rennleiter Sven Stoppe im Fahrerbriefing noch einmal auf die Rennsituationen einging und deutlich machte, dass diese ab sofort nicht mehr akzeptiert werden. "Während dieser Runde habe ich eingeworfen: 'Ralf, die sprechen von dir!'", lachte Scheider im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Der Saal fand es lustig, Ralf weniger."

...Bruno Spengler und Ralf Schumacher bereits am Vormittag., Foto: BMW AG
...Bruno Spengler und Ralf Schumacher bereits am Vormittag., Foto: BMW AG

"Eine halbe Stunde später habe ich von Norbert Haug dann einen Anruf bekommen und er hat mich gefragt, ob ich die Möglichkeit hätte mich mit ihm zu treffen", erzählte Scheider. In einem Treffen mit Schumacher und Merhi wurden die Unstimmigkeiten dann besprochen. "Ich habe natürlich meine Enttäuschung kundgetan, Ralf genauso." Haug war dabei in der Funktion des Mediators und versuchte zu schlichten.

Probleme gelöst

Scheider fand dies ganz besonders bedeutsam. "Für mich ist auch wichtig, dass sowas am Anfang der Saison nicht zwischen den Parteien steht, denn es wird im zweiten oder dritten Rennen immer wieder zu dem Fall kommen, dass man sich auf der Strecke trifft", weiß der erfahrene Motorsportler. "Dann bedeutet das automatisch wieder Anspannung unter den Fahrern und das haben wir aus der Welt geschafft."

"Ralf hat sich dafür entschuldigt", so der zweifache DTM-Champion weiter. "Er hat gesagt, dass es ihm Leid tut und ich habe ihm gesagt, dass ich gerne gesehen hätte, wenn er sich mit einer kurzen SMS oder irgendwas schon in Hockenheim gemeldet hätte." Dass vor allem die Medien so auf dem Fall rumhackten, beeindruckte Scheider wenig. "Ich habe meine Meinung natürlich auch nicht zurückgezogen, weil seit Hockenheim nichts passiert war. Meine Meinung ist nach wie vor die Gleiche - das es ein dummer Fehler war. Dafür hat er sich entschuldigt und damit ist die Sache für mich nun auch erledigt."

Dass es vor allem Haugs Anliegen war, die Streitereien zu beseitigen, verwunderte Scheider nicht. "Vielleicht hatte er für die kommenden Rennen auch Angst um seine Jungs, denn die Situation war schon etwas angestachelt", grinste der 33-Jährige, der auch nicht unerwähnt lassen wolltte, dass ein Fotograf dabei war, um die Versöhnung gleich festhalten zu können. "Für mich braucht es nicht das Foto dafür. Das hat vielleicht für die Öffentlichkeit was nettes, aber für mich ging es darum, mal drüber zu sprechen und dem Anderen dabei auch in die Augen zu schauen."

Mehr Luft lassen

Scheiders Markenkollegen konnten sich der Versöhnung nur anschließen. "Im Rennen gibt es immer wieder Kontakte. Das ist gut für die Show, aber nicht so gut für die Autos", sagte Miguel Molina im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wir müssen uns wieder etwas mehr benehmen und uns mehr Luft lassen. Bisher sah es ja nicht so schlecht aus, es ist nur schlecht, wenn man über das Ziel hinaus schießt."

Audi-Newcomer Adrian Tambay wollte den Raufereien keine zu große Aufmerksamkeit schenken. "Ich denke, dass in Hockenheim sehr hart gefahren wurde, aber das ist Racing", so der Franzose. "Manchmal ist man böse und macht solche Dinge, manchmal passiert es den anderen Fahrern. Solange es sich nicht wiederholt, ist alles okay." Über etwaige Kollisionen hat Tambay seit Hockenheim mit niemandem gesprochen. "Auch nicht mit Ralf - er hat mich ja nicht berührt", sagte er. "Wir müssen uns zurücklehnen und das erste Rennen vergessen, wir waren alle sehr aufgeregt beim Auftakt. Da passieren schon einmal Zweikämpfe, die nicht gut enden. Jetzt steht allerdings ein neues Rennen an."