Willkommen zurück, DTM. Die Tourenwagenserie feierte am vergangenen Wochenende einen furiosen Auftakt im neuen Gewand. Volle Tribünen, spektakuläre Coupés und mit BMW nicht nur der dritte Hersteller, sondern gleichzeitig ein durchaus wettbewerbsfähiger Konkurrent im Bunde der großen Drei - alles ist angerichtet für eine spannende Saison. Der Rennsonntag sorgte nicht nur für Jubelarien bei Mercedes und spektakuläre Bilder, sondern zog auch eine Menge Gesprächsbedarf nach sich. "Darüber müssen wir noch reden", hörte man aus vielen Mündern der Beteiligten eine Woche vor dem zweiten Lauf in der Lausitz.

Im Rennen krachte es gleich mehrmals - die Kombination aus neuen Autos unter Rennbedingungen und insgesamt sieben DTM-Neulingen im Feld sorgte für zahlreiche Aufreger. Im Mittelpunkt: Ralf Schumacher. Der Mercedes-Pilot legte sich auf seinem Weg zu Platz sieben gleich mit vier Rivalen aus dem BMW- und Audi-Lager an. Schon in der ersten Runde drehte er Timo Scheider in Kurve drei um. "Eigentlich sollte jeder clever genug sein und wissen, wie wichtig die ersten zwei, drei Rennen sind", ärgerte sich Scheider im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "So anzufangen ist ein Desaster, vor allem wenn man von so einem erfahrenen Fahrer wie Ralf torpediert wird, dann ist das extrem dumm."

Es war nicht der letzte Wutanfall, für den Schumacher nach dem Rennen sorgte. In der dritten Runde kam es in der Haarnadel zu einer unschönen Aktion, als Schumacher zu spät in der Kurve bremste und DTM-Rookie Dirk Werner ins Heck rauschte. Mittendrin war Bruno Spengler, der Schumacher nicht mehr ausweichen konnte und sich beim Zusammenknall seinen M3 arg beschädigte. Als ob das noch nicht gereicht hätte, konnte der nachfolgende Adrien Tambay nicht mehr ausweichen und musste sein Rennen vorzeitig beenden.

Die Reaktionen des demolierten Trios gingen anschließend auseinander. Am ärgsten regte sich Spengler auf, der nach dem Zwischenfall in die Box fuhr und dabei wie ein Rohrspatz fluchte. "Er hat viel zu spät gebremst und die Kontrolle über sein Auto verloren", zeterte Spengler anschließend über Schumachers Fahrweise. "Von einem ehemaligen Formel-1- Fahrer hätte ich mehr Cleverness erwartet. Das war eine Harakiri-Aktion. Er hat uns damit unser Rennen kaputt gemacht. Wenn ich Ralf sehe, werde ich ihm ein paar Worte sagen."

Während Spengler zunächst außer sich war vor Wut, blieb Markenkollege Werner ruhiger. "Generell macht Ralf ja auch schon lange Motosport und kann einschätzen, wie das Rennen aus seiner Sicht verlaufen ist", äußerte sich Werner, und wollte ein Gespräch mit seinem Unfallpartner nicht ausschließen. Tambay hatte sich den Ausgang seines ersten Rennens in der DTM auch anders vorgestellt. Vor allem, weil er nach gutem Start schon auf P8 fuhr. "Es war leider ein sehr kurzes Rennen für mich", sagte der Audi-Rookie. "Ich bin auf meiner normalen Linie gefahren und bin ins Sandwich gekommen. Ralf kam dann zurück auf die Strecke und hat mich getroffen, ich konnte nichts machen. Ich war mitten im Chaos und ein Opfer. Das war kein Fehler, sondern ein Rennunfall."

Schumacher kassierte für sein diskutables Manöver in der Haarnadel anschließend eine Durchfahrtstrafe, kämpfte sich zum Schluss dennoch auf Platz sieben vor. Zunächst war er sich keiner Schuld bewusst. "Warum ist sein Auto kaputt, wenn ich zu spät gebremst habe?", konterte er die Kritik Spenglers. "Es war genug Platz da. Mir tut es natürlich leid für ihn, aber es war eine normale Rennsituation." Mit etwas Abstand räumte er dann allerdings ein, dass sein Optimismus beim Bremsen wohl ein wenig zu groß gewesen sei.

Nicht nur Schumacher sorgte für Gesprächsbedarf, auch Roberto Merhi musste sich nach seiner DTM-Premiere einiges gefallen lassen - vor allem von Scheider, der selten um offene Worte verlegen ist. Der Audi-Fahrer hatte sich nach der Schumacher-Kollision auf P14 zurückgekämpft, dann kam ihm Merhi in die Quere. "Das ist der Fahrer, wo im Vorfeld jeder gesagt hat, 'Wenn du mit dem zusammen bist, dann pass auf, der ist bekloppt' - genau das habe ich dann erfahren müssen", so Scheider bei Motorsport-Magazin.com. "Ich habe mich sauber neben ihn gebremst und Platz gelassen, aber er musste mir zwei Mal von außen ins Auto fahren. Das bedarf eines Gesprächs, denn so benimmt man sich nicht und macht sich in der DTM keine Freunde."

Nach der Gesprächsrunde mit Scheider kann sich Merhi möglicherweise auch noch auf ein Gespräch unter Neulingen mit Joey Hand gefasst machen. Der US-Amerikaner traf unsanft mit dem Spanier zusammen und beendete das Rennen mit einem ordentlichen Heckschaden am Auto. "Merhi hat mich ziemlich hart berührt, das hat den größten Schaden am Heck verursacht", so Hand, der von der Härte in der DTM überrascht war: "Einige Fahrer waren offensichtlich zu aggressiv. Ich hoffe, dass in Zukunft alle etwas klüger handeln. Ich bin in den USA viele aggressive Rennserien gefahren, aber die DTM-Autos können nicht so viele Berührungen ab." Hand rasselte auch noch mit Edoardo Mortara zusammen, der sich allerdings bei seinem Kontrahenten entschuldigte - immerhin ein freundliches Gespräch am Rande der ganzen Kollisionen.

Während Hand das Rennen zumindest beenden konnte, musste Markenkollege Martin Tomczyk vorzeitig die Segel streichen. Er wollte sich eigentlich aus allen brenzligen Situationen raushalten, doch der Plan ging nicht auf. Vier Kontakte, von denen zwei richtig hart gewesen seien, führten dazu, dass sein Bolide nicht mehr fahrbar war. "Merhi war wohl darin verwickelt, mit Albuquerque hatte ich ein, zwei Mal eine Berührung, also es war sicherlich nicht optimal", zog der Champion ein ernüchterndes Fazit. Es war ein Auftakt mit Knall-Effekt, über den das letzte Wort mit Sicherheit noch nicht gesprochen ist.