Beim Gedanken an die viel zu dunklen und schwer zu erkennenden Fernsehbilder aus Le Mans, läuft es vielen Fans noch heute eiskalt den Rücken herunter. Beim legendären 24-Stunden-Rennen schlug Mike Rockenfeller in der Nacht im Audi-Prototypen bei Höchstgeschwindigkeit in die Leitplanke ein, nachdem er beim Überrundungsversuch von einem Ferrari übersehen worden war. Während die Zuschauer ob der Wucht des Aufpralls bereits das Schlimmste befürchten, kletterte der Deutsche weitestgehend unversehrt aus dem völlig zerstörten Wrack und darf am 11. Juni in Zukunft seinen zweiten Geburtstag feiern.

Langersehnter Erfolg: Der Moment der Zieldurchfahrt in Zandvoort, Foto: Sutton
Langersehnter Erfolg: Der Moment der Zieldurchfahrt in Zandvoort, Foto: Sutton

Trotz des glimpflichen Ausgangs und unglaublichen Glücks im Unglück, wurde die sportliche Rennsaison des 28-Jährigen durch den Horrorcrash beim Langstreckenklassiker stark beeinträchtigt. Den DTM-Lauf auf dem Lausitzring verpasste er im Zuge der Erholungsphase nach seinem Unfall gleich ganz - im weiteren Verlauf des Jahres schien Rockenfeller, zumindest im Vergleich zu den ersten Saisonrennen, nicht mehr so ganz in die Spur zurückzufinden. Dabei hatte das Jahr für den Audi-Piloten eigentlich so gut begonnen.

Erster DTM-Sieg zwischen den Dünen

Zwar verlief das Auftaktrennen auf dem Hockenheimring nach einem guten fünften Platz in der Qualifikation mit P11 im Rennen nicht wie erhofft - spätestens nach dem Überraschungstriumph beim zweiten Lauf im holländischen Zandvoort war das aber vergessen. Der Erfolg zwischen den Dünen war für Rockenfeller der erste DTM-Sieg überhaupt und der Deutsche dementsprechend glücklich. "Der Schlüssel war der Start", stellte der Premierensieger anschließend fest. Dort hatte sich Rockenfeller, von P3 ins Rennen gegangen, früh an Vordermann Jamie Green vorbeigedrängt. Nach dem ersten Boxenstopp übernahm er dann die Führung, weil man bei Mercedes nicht die optimale Strategie für Bruno Spengler fand.

Mit einem fünften Rang beim folgenden Rennen in Spielberg, fuhr Rockenfeller als Dritter im DTM-Gesamtklassement nach Le Mans - und nach seiner verletzungsbedingten Pause auf dem Lausitzring, mit Schmerzen an den verletzten Rippen, Wochen später zurück an den Norisring. An die gewohnten Leistungen konnte er dort nicht anknüpfen und seine Einschränkung war mit Platz 17 im Qualifying und Platz 14 im Rennen deutlich zu erkennen. Auf dem Nürburgring schien der Abt-Sportsline-Pilot dann aber wieder voll bei der Musik zu sein und fuhr nicht nur im Qualifying, sondern auch im Rennen auf den dritten Platz.

Saisonziel nicht erreicht

Den geschulten Beobachtern fiel jedoch viel mehr Rockenfellers untypischer Fehler kurz vor dem Ziel auf, der eine noch bessere Platzierung verhinderte. "Bruno hat auf einen Fehler von mir gewartet und den habe ich dann ja auch gemacht", musste der zerknirschte Audi-Pilot im Ziel zugeben, nachdem ihn Konkurrent Spengler kurz vor Schluss noch abgefangen hatte. In den letzten vier Saisonrennen wurde die Performance zwar nicht unbedingt besser, immerhin holte Rockenfeller in Brands Hatch, Oschersleben und beim Finale in Hockenheim aber weitere Punkte. Am Ende lag der Deutsche so auf dem sechsten Platz in der Gesamtwertung.

Fährt Mike Rockenfeller auch 2012 wieder in der DTM - oder kehrt er der Serie den Rücken?, Foto: Audi
Fährt Mike Rockenfeller auch 2012 wieder in der DTM - oder kehrt er der Serie den Rücken?, Foto: Audi

Trotz des verpassten Lausitz-Laufs, war dieses Ergebnis nach Rockenfellers Aufstieg in das Abt-Werksteam, seine bislang beste Saison in der DTM. "Insgesamt war es natürlich nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe und ich konnte die Ziele, die ich mir gesteckt hatte, nicht erreichen - das ist dann nie schön", wollte der 28-Jährige am Ende aber nichts beschönigen. Den Titel, den Rockenfeller vorab als Ziel ausgegeben hatte, hat er klar verpasst. 2012 könnte er der DTM daher den Rücken kehren. Auf Grund vieler Terminüberschneidungen wird sich der Audi-Fahrer kommende Saison wohl ausschließlich auf das Sportwagen-Programm der Ingolstädter konzentrieren.