Die große Anspannung war abgefallen, das erste Rennen beendet. Rahel Frey hatte die wohl bislang größte Herausforderung in ihrer Motorsport-Karriere überstanden - den DTM-Auftakt am Hockenheimring. Ihr erstes Rennen in der prestigeträchtigen Tourenwagen-Serie. "Es war ein Rennen mit Hochs und Tiefs", gestand die Audi-Pilotin im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Sie habe während des Rennes, das sie als 15. beendete, immer wieder kleine Fehler gemacht. Ein ehrliches Geständnis, welches man eher selten in der harten Welt des Motorsports erlebt.

Es ist die natürliche Art, die Frey in der Sympathieliste weit nach oben steigen lässt. Ehrliche Worte, statt auswendig gelernter Phrasen - ein Merkmal, das Frey auszeichnet. "Vor dem Rennen war ich noch nervöser, als beim Qualifying. Ich konnte nicht einmal meinen sonst üblichen Schlaf vor den Rennen halten", gestand die 25-Jährige weiter. Das sollte sich bei ihrem ersten DTM-Start rächen, denn sie würgte gleich zu Beginn den Motor ihres Audi A4 ab. "Okay, es war mein erstes Rennen. Das lassen wir jetzt mal so stehen", schmunzelte Frey.

Zu vorsichtig

Dass ihre noch die nötige Erfahrung in der DTM fehlt, ist klar. Ein paar Testfahrten auf den neuen Hankook-Reifen und eben das erste Rennwochenende stehen derzeit bei ihr zu Buche. Deshalb machte Frey auch keinen Hehl aus der Tatsache, dass noch viel Luft nach oben ist. "Auf den In- und Outlaps muss ich zu 100 Prozent pushen - da bin ich noch auf der vorsichtigen Seite", gab die Eidgenossin offen ihre Schwächen zu. "Ich muss mich einfach überall verbessern."

Es sei noch eine Menge Verbesserungspotenzial vorhanden, so die Phoenix-Fahrerin. "In der DTM spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle, die muss ich noch kennen lernen. Da muss ich einfach durch", zeigte sich Frey kämpferisch. Schon bei ihrem ersten Rennwochenende bemerkte sie einen Fortschritt: "Wir verbessern uns von Runde zu Runde. Der Speed beim Rennen war zum Schluss auch in Ordnung. Die Basis ist da." Das sah Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich ähnlich. "Ich bin mit ihrer Performance sehr zufrieden", bilanzierte er das erste Wochenende der Saison. "Wir haben die Rookies ja auch in der Hoffnung zu uns genommen, dass die die Leistung bringen, die wir ihnen zutrauen."

Rahel Frey trifft Rallye-Ikone Michele Mouton, Foto: Audi
Rahel Frey trifft Rallye-Ikone Michele Mouton, Foto: Audi

Spürbare Nervosität

Doch auch Ullrich erkannte, dass bei Frey die Nervosität noch sichtlich spürbar ist. "Sie macht zu viel Druck auf sich selbst", verriet er. Ein Umstand, der durchaus nachvollziehbar ist. Nicht wenige hatten gestaunt, als Audi Frey als neue Fahrerin präsentierte. Schließlich war sie in der vergangenen Saison in Sachen Motorsport ziemlich abgemeldet. Ein paar Gaststarts nach einem erfolgreichen Formel-3-Cup-Engagemant waren das Höchste der Gefühle. Doch Frey überzeugte beim Audi-Sichtungslehrgang und kämpft sich nun durch ihr Rookie-Jahr in der DTM.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt ihr nach Hockenheim nicht. Am kommenden Wochenende steht das Rennen im niederländischen Zandvoort auf dem Programm. "Das wird eine neue Herausforderung, denn ich kenne die Strecke kaum", so Frey. Einfacher werde es sicherlich nicht werden, war sie sich bewusst. Doch kämpferisch blickte sie in die Zukunft: "Ich liebe neue Herausforderungen." Zandvoort wird nicht ihre letzte sein.