Der lange Winter ist vorüber, die geheimen Testfahrten immer noch geheim - aber bald geht endlich wieder die DTM-Saison los. Am 1. Mai gastiert die Tourenwagenserie traditionell am Hockenheimring. Die Autos sind gleich, die Reifen neu: Ab dieser Saison tritt Hankook als neuer Reifenlieferant auf und beerbt Dunlop.

Abgetreten ist auch der amtierende Champion Paul di Resta. Der Schotte verließ die DTM nach seinem Triumph und kämpft in der Formel 1 für Force India um Punkte. Die Frage im Jahr 1 nach di Resta: Wer schnappt sich in dieser Saison den Titel? Kandidaten gibt es einige. Zu ihnen gehört Gary Paffett - und der Brite ist heiß auf den Titel. "Ich war nun zweimal in Folge Vizemeister. Diese Saison muss es klappen", zeigte sich der Mercedes-Pilot angriffslustig. "Es wird bestimmt ein enger Kampf gegen Audi. Ich rechne damit, dass ich gegen drei bis vier Piloten um den Titel kämpfen werde."

Spenglers nächster Versuch

Zu Paffetts Rivalen zählt Markenkollege Bruno Spengler. Der Franko-Kanadier hatte den Titel in der vergangenen Saison nach starkem Start schon fast sicher, musste sich auf der Zielgerade aber geschlagen geben. "Im Vorjahr hatte ich einen sehr guten Anfang und ganz am Ende wurde es dann schwierig für mich", erinnerte er sich schmerzhaft an das letzte Rennen in Shanghai zurück.

In der anstehenden Saison will Spengler wieder den Titel ins Visier nehmen. Dass das keine einfache Aufgabe wird, weiß er. "Ich werde alles versuchen, damit es von Anfang bis Ende gut läuft. Aber es ist unmöglich, im Vorhinein zu sagen, dass es mit dem Titel klappen wird", so Spengler. Die Dichte der Top-Fahrer in der DTM sei sehr hoch, was eine Prognose schwierig gestalten würde.

Fehlender Vergleich

Neben dem hohen Niveau spielt auch der fehlende Vergleich eine Rolle im Hinblick auf die Favoriten. Audi und Mercedes testeten für diese Saison isoliert voneinander. "Bei den Testfahrten fuhren wir immer allein, deshalb wissen wir nicht, wo wir im Vergleich zu Audi stehen. In der Vergangenheit gab es immer zumindest einen gemeinsamen Test, in diesem Jahr jedoch nicht", stellte Spengler im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com fest. Die Fahrer tappen also im Dunkeln, das Rätselraten kann beginnen.

Die Piloten sind sich einig: Hockenheim bringt Aufschluss. An den Autos hat sich aufgrund des eingefrorenen Reglements nichts geändert, nur die Reifen sind neu. Das Gros der Fahrer zeigte sich mit den neuen Pneus zufrieden, doch einen Aufschluss über die Favoriten für 2011 brachte das nicht.

Scheider hatte ein Grinsen im Gesicht

Mattias Ekström wollte sich diesmal gar nicht erst an Spekulationen beteiligen. "Ich habe in den vergangenen Jahren öfter mal einen Gesamtsieger getippt - und lag damit meistens falsch. Deshalb lasse ich mich diesmal einfach überraschen", schmunzelte der Schwede. Der zweifache Champion betonte, dass es keinen alleinigen Favoriten mehr geben würde. Ekström gehört im A4 DTM-Jahreswagen mit Sicherheit wieder zum engeren Kreis. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob er seinen Handgelenk-Bruch aus dem Audi-Trainingslager schon vollkommen auskuriert hat.

Nachdem Mercedes in der vergangenen Saison die Audi-Dominanz gebrochen hat, lechzen die Ingolstädter in diesem Jahr wieder nach dem Titel. So auch Timo Scheider. Der 32-Jährige hatte 2008 und 2009 den Gesamtsieg eingefahren, in der vergangenen Saison aber nie richtig in die Spur gefunden. Das soll sich im neuen Jahr und mit neuen Reifen ändern. Verraten wollte er nichts über die vergangenen Testfahrten, nur so viel: "Ich hatte ein Grinsen im Gesicht."

Ob Scheider am kommenden Wochenende auf seiner Paradestrecke auch noch lacht? Oder wieder lacht? Hockenheim wird der erste Gradmesser für die vermeintlichen Favoriten. Am Sonntag Nachmittag hat das Rätselraten ein Ende. Vorerst.