Licht und Schatten: Tomczyk in der DTM, Foto: Audi
Licht und Schatten: Tomczyk in der DTM, Foto: Audi

Obwohl er mit seinen 29 Jahren noch nicht besonders alt ist, gehört Martin Tomczyk in der DTM zu den erfahrensten Piloten. Der Rosenheimer ist seit 2001 mit dabei, hat über 100 Rennen bestritten. Nur Timo Scheider und Mattias Ekström kommen auf mehr Einsätze.

Tomczyk hat allerdings ein großes Problem: In den gut 100 Rennen führte er nur 90 Runden an, lediglich vier Siege stehen auf seinem Konto, den letzten holte er in der Saison 2009. In der vergangenen Saison sprang gerade einmal der achte Platz in der Gesamtwertung heraus.

Bei Audi stand Tomczyk immer wieder auf der Kippe. Ganz absägen wollten die Ingolstädter das Brett, auf dem ihr langjähriger Pilot sitzt, allerdings nicht. Stattdessen wurde er in einen Jahreswagen verfrachtet - und sollte dort eine gute Messlatte für die Neulinge Edoardo Mortara, Filipe Albuquerque und Rahel Frey sein.

Die Luft wird immer dünner

Damit er 2012 erneut in der DTM unterwegs sein darf, muss sich Tomczyk schon gehörig ins Zeug legen. Schlechte Resultate in den Auftaktrennen darf sich der 29-Jährige in dieser Saison nicht erlauben - denn die Luft wird immer dünner.

In der kommenden Saison steigt BMW ein, es gibt neue Autos und die bisherigen Hersteller werden ihr Aufgebot vermutlich von neun auf sechs Fahrzeuge reduzieren. Drei der fünf Jahreswagen-Fahrer scheinen 2012 also nicht mehr mit dabei zu sein, zumindest wenn die Fahrer aus dem Werksteam keine dicken Patzer bauen.

Audi und Tomczyk sprechen über eine Chance auf den Neustart. Viel mehr kann man über eine allerletzte Chance sprechen: Wenn er in dieser Saison nicht überzeugen kann, wird er sich schnell eine neue Aufgabe suchen müssen - wie bereits Katherine Legge, Markus Winkelhock und Alexandre Prémat.

"Ich hatte zwar immer das Privileg, ein aktuelles Auto im Team Abt zu fahren, aber in diesen zehn Jahren gab es Höhen und Tiefen", berichtet Tomczyk, der seine DTM-Einstieg mit gerade einmal 18 Jahren absolvierte. Zuvor war er unter anderem in der Formel 3 unterwegs und genoss damit eine bessere Ausbildung als Kandidaten wie beispielsweise Peter Terting, der aus dem kleinen Lupo Cup in die DTM kam - und ebenso schnell verschwandt.

Fahrzeug-Gewicht könnte entscheiden

2011 ändert Tomczyk die Farben, Foto: DTM
2011 ändert Tomczyk die Farben, Foto: DTM

"Alles, was zehn Jahre eingespielt war, gilt jetzt nicht mehr", so Tomczyk. In den letzten Jahren war er hinter Mattias Ekström, seinem direkten Teamkollegen, immer die Nummer zwei. Nun übernimmt er die Führung, bei Phoenix Racing ist er die Nummer eins.

Tomczyk darf sich schon glücklich schätzen, dass er bei Phoenix an den Start gehen kann. Schließlich war die Truppe im letzten Jahr deutlich stärker als das zweite Jahreswagen-Team im Audi-Lager. Beim Team Rosberg lief rein gar nichts, die beiden Fahrer sind ja ohnehin schon aussortiert.

Aber was kann Tomczyk 2011 erreichen? Ein fünfter Rennsieg ist durchaus möglich, dafür müsste ihm aber schon ein perfektes Wochenende gelingen - so wie es Jamie Green seit drei Jahren auf dem Norisring praktiziert. Und letztlich wird auch das Gewicht der alten Autos entscheidend sein: Gönnt man den überholten Modellen noch eine Gewichtsreduktion oder bleibt alles beim alten? Für Tomczyks Zukunft könnte das sogar das Zünglein an der Waage sein.