"Die Saison lief leider nicht so, wie ich es mir erhofft hatte", fasste Oliver Jarvis sein Jahr gegenüber Motorsport-Magazin.com zusammen. "Nach der Beförderung in den 2009er A4 beim Team ABT wollte ich um Siege mitfahren und auch um die Meisterschaft kämpfen", so der ehrgeizige Engländer - dazu reichte es 2010 aber bei weitem nicht. Jarvis blieb trotz Neuwagen eine Podiumsplatzierung schuldig. An den ersten Sieg war in diesem Jahr ohnehin in keinem Rennen zu denken.

Als Oliver Jarvis 2008 in die DTM einstieg, wechselte er in eine für ihn vollkommen neue Motorsportwelt. Zuvor war er in der Formel 3 unterwegs, außerdem fuhr er für Großbritannien in der A1 Grand Prix Serie. Im Audi-Jahreswagen zeigte Jarvis in seinen ersten beiden Jahren im Tourenwagensport dennoch ansprechende Leistungen und stellte seinen Speed so unter Beweis. Das brachte dem 26-Jährigen 2010 die Chance auf einen Wechsel von Phoenix zu ABT ein - und somit den Umstieg in den Neuwagen.

"Ich bin sehr erfreut diese Gelegenheit von Audi Sport zu bekommen", freute sich Jarvis noch vor der Saison und meinte: "Diese Möglichkeit wird mir erlauben, die gesamte Saison um Siege zu kämpfen - und hoffentlich auch um die Meisterschaft." Die Realität sah 2010 dann aber doch wesentlich nüchterner aus.

Unglücklicher Auftakt

Bereits beim ersten Saisonlauf am Hockenheimring konnte Jarvis seinen siebten Startrang im Rennen nicht in Zählbares umsetzen. Der Arbeitstag des Mannes aus Burnwell in der Grafschaft Cambridgeshire war schon in der zweiten Runde beendet. Mehrere Kollisionen mit Paul di Resta und Maro Engel kosteten die Chance auf sichere Punkte.

Bei Oliver Jarvis verlief 2010 nicht immer alles reibungslos, Foto: DTM
Bei Oliver Jarvis verlief 2010 nicht immer alles reibungslos, Foto: DTM

Beim zweiten Rennen des Jahres in Valencia schien die Wut über das verkorkste Wochenende von Hockenheim und die Kollegen von Mercedes den Engländer zu beflügeln. Ein starker dritter Rang am Samstag bedeutete Startreihe zwei. Seinen Platz konnte der Audi-Pilot auch im Rennen halten und das dritte Podest für den 26-Jährigen, nach Platz drei in Hockenheim 2009 und ebenfalls im Vorjahr seinem starken zweiten Rang in Zandvoort, schein bereits eine sichere Sache - doch der Brite rollte acht Runden vor dem Ziel mit einem technischen Defekt aus. Probleme mit dem Benzindruck machten die Zieldurchfahrt unmöglich.

Ein erneuter unliebsamer Kontakt mit Maro Engel macht beim folgenden Rennen auf dem Lausitzring alle Chancen auf eine gute Platzierung zunichte und es gab wieder keine Punkte für den Briten. Doch am Norisring sammelte der 26-Jährige dann im vierten Anlauf endlich die ersten Zähler als Audi-Neuwagen-Fahrer. Bereits in der Qualifikation legte er auf dem Stadtkurs mit Rang sechs den Grundstein - im Rennen reichte es dann knapp nicht fürs Podium und am Ende stand Rang vier zu Buche.

Am Nürburgring war es mit dem Glück jedoch auch schon wieder vorbei. Lediglich ein Tausendstel fehlte gegenüber Ralf Schumacher und dem damit verbundenen Einzug in den dritten Abschnitt des Qualifyings. Mit Startplatz neun und einer Berührung mit Markenkollege Alexandre Prémat während des fünften Saisonlaufs kam Jarvis im Rennen nicht über Platz elf hinaus.

Leichter Aufwärtstrend

Auf seiner im Rennkalender dann folgenden Lieblingsstrecke in Zandvoort, reichte es mit einer soliden Leistung zwar zu Platz sechs, sowohl in der Qualifikation, als auch im Rennen - vor dem Hintergrund, dass Jarvis im Vorjahr, noch dazu als erster Pilot in einem Jahreswagen überhaupt, dort auf Pole gefahren war und mit dem zweiten Rang am Ende sein bestes DTM-Resultat bis dato abgeliefert hatte, konnte der Engländer jedoch nicht glücklich sein. Wenigstens beim Kite-Surfing am nahegelegenen Strand zeigte sich der 26-Jährige nach dem Rennen aber ausgelassen.

Mut machte auch ein erneuter sechster Rang beim Heimrennen ins Brands Hatch. So langsam schien der Brite in Fahrt zu kommen. Auch wenn der folgende Lauf in Oschersleben mit Rang 13 der ansteigenden Formkurve einen Dämpfer versetzte, konnte Jarvis beim zweiten Lauf in Hockenheim abermals Platz sechs für sich verbuchen und zeigte zunehmend konstante Leistungen.

Noch besser zu sehen war dieser Trend beim Chaos-Rennen auf dem Adria-International-Raceway. Ein fünfter Platz stellte sicher, dass der Brite mit 18 Zählern zumindest die Punktausbeute aus dem Vorjahr eingestellt hatte. Zu mehr reichte es dann aber auch nicht mehr - in Shanghai lief für Jarvis nicht mehr viel zusammen und am Ende der Saison stand der Audi-Pilot auf dem gleichen Wertungsplatz wie 2009, dem neunten Gesamtrang.

Keine Verbesserung

Vor dem Hintergrund, dass durch den Aufstieg in den Jahreswagen eigentlich schon einen Fortschritt erwartet wurde, fällt die Bilanz des 26-Jährigen, der 2007 unter anderem das prestigeträchtige Formel-3-Rennen in Macau gewinnen konnte, nicht besonders positiv aus. In Shanghai fing Markenkollege Martin Tomczyk Jarvis in der Wertung noch ab: Dadurch schließt der Brite, der seit einem Jahr in Ermatingen am Bodensee lebt, nur als Vierter und letzter Neuwagen-Fahrer im Audi-Lager ab. Im rein britischen DTM-Duell, konnte Jarvis nur die zwei Damen des Feldes und Rookie David Coulthard hinter sich lassen. Bei sieben britischen Fahrern am Ende in der goldenen Mitte - im Neuwagen eindeutig zu wenig.

Resümierend teilte Jarvis seine persönliche Meinung über die abgelaufene Saison mit: "Ich fand die Umstellung auf neue Reifen sehr schwierig. Sie passen nicht so gut zu meinem Fahrstil und meine Leistungen sind daher hinter meinen Erwartungen zurückblieben", sagte der Brite. Der Audi-Pilot zeigte sich aber dennoch überzeugt für nächstes Jahr: "Obwohl ich wegen meiner Ergebnisse etwas enttäuscht bin, glaube ich, dass ich viel dazu gelernt und auch mit meinem neuen Team sehr gut zusammengearbeitet habe. Deshalb bin ich optimistisch, dass 2011 ein starkes Jahr für mich werden wird", so der 26-Jährige zum Abschluss seiner dritten DTM-Saison.