Traditionell begann die Saison für Engel mit ungewolltem Kontakt zur Konkurrenz. Nachdem beim Saisonauftakt 2009 in Hockenheim noch mehrere Kollisionen mit Martin Tomczyk die Arbeit erschwerten, war dieses Jahr ein anderer Audi-Pilot der Gegner. Mit Oliver Jarvis kam es zu gehörigem Lackaustausch. Danach verhinderten große Probleme mit dem angeschlagenen Boliden ein besseres Abschneiden als Rang 16.

Was den Feindkontakt betraf, wurde es in Valencia nicht viel besser - ausgerechnet Markenkollege Jamie Green drehte Engel in der ersten Runde um, nachdem dieser schon am Start vier Positionen gut gemacht hatte. Noch schlimmer kam es am Lausitzring - es gab erneut die Privatfehde mit Oliver Jarvis. "Als ich beschleunigte, fuhr mir Oliver auf das Auto. Dadurch hat sich ein Teil zwischen dem Reifen und Radkasten verfangen. Das war keine faire Aktion", fluchte Engel nach dem Rennen - Freunde werden er und Jarvis jedenfalls nicht mehr.

Auch was den Topspeed des Autos betraf, war Engel von Beginn des Jahres an unzufrieden mit der Leistung seiner C-Klasse. "Erstens kann man nicht überholen und zweitens wird man überholt, wenn man zu langsam ist", stellte der Münchner bald fest und diagnostizierte "es fällt auf, dass wir in den Topspeedwertungen oft den letzten Platz fest inne haben." Für ein konkurrenzfähiges Auftreten waren vom technischen Standpunkt her also keine optimalen Voraussetzungen geboten. "Ich kann nicht mehr machen, als Vollgas zu geben", musste Engel sich frustriert mit den Problemen begnügen.

Nach dem unglücklichen Saisonstart, mit den Plätzen 16, 11 und 15, bei denen er regelmäßig fernab der Punkteränge unterwegs war, folgten am Noris- und Nürburgring immerhin zwei gute Auftritte des 25-Jährigen. Besonders auf dem Stadtkurs zeigte er mit Platz drei in Q1 und dem neunten Rang in der endgültigen Startaufstellung eine ansprechende Leistung - den Einzug in die dritte Qualifying-Runde verpasst Engel nur um 0,013 Sekunden. Im Rennen konnte Engel seine Position dann wenigstens verteidigen.

Um eine Berührung kam er aber auch am Norisring nicht herum - dieses Mal war es Miguel Molina, der Maro Engel in die Quere kam. Als Engel zum Überrunden ansetzte, fuhr der junge Spanier dem Mercedes-Piloten auf die Hinterachse - zum Glück ohne Folgen für Engel. Am Nürburgring folgte dann mit Rang acht sogar eine weitere Verbesserung und endlich der erste Punkt der Saison.

Kollisionen am laufenden Band

Beim folgenden Lauf in Zandvoort gab es bereits den nächsten Dämpfer und Engel konnte das Rennen nicht beenden. "Mir ist die rechte Vorderrad-Aufhängung beim Überfahren der Randsteine in der Schikane gebrochen. Eigentlich fahren wir da in jeder Runde drüber - eine Ursache könnte also die leichte Kollision mit Jamie Green am Start gewesen sein", musste der Münchner damals resignierend feststellen. Auch in den Folgerennen kam Engel nicht ohne Feindkontakt ins Ziel. In Oschersleben wurde er beispielsweise von Ralf Schumacher umgedreht. Wie ein roter Faden zogen sich diese überharten Duelle durch seine Saison 2010. "Anscheinend ist mein Auto so schön, dass jeder reinfährt", nahm es der 25-Jährige irgendwann einfach mit Galgenhumor.

So schnell wie es aussieht, war es leider oft nicht - Maro Engel hatte viel mit dem Topspeed zu kämpfen., Foto: Sutton
So schnell wie es aussieht, war es leider oft nicht - Maro Engel hatte viel mit dem Topspeed zu kämpfen., Foto: Sutton

Ein Achterbahn-Wochenende erlebte Engel auch beim vorletzten Saisonlauf auf dem Adria International Raceway. Zwar holte der Mercedes-Pilot mit Rang sieben endlich die lang ersehnte zweite Punktplatzierung der Saison - war jedoch am schweren Unfall von Alex Premat beteiligt. Erst als klar war, dass der Franzose wohlauf war, konnte auch Engel aufatmen. Im Gesamtklassement nach dem letzten Rennen in China belegte er schlussendlich Rang 15. Hinter Jamie Green und Susie Stoddart war er somit nur drittbester Jahreswagen-Fahrer bei Mercedes. Immerhin seinen Rookie-Teamkollegen David Coulthard konnte Engel aber hinter sich lassen.

Resümierend fasst der Münchner die unbefriedigende Saison zusammen: "Ich würde sagen, bei den meisten Rennen waren einfach die Kollisionen der Grund - aber es waren alles Kollisionen, an denen ich meiner Meinung nach unschuldig war. Man muss allerdings auch sagen, dass das Team und ich als Fahrer in manchen Situationen nicht das Maximum herausgeholt haben und uns die Situation schwer gemacht haben", zeigte sich Engel selbstkritisch. "Speziell im Qualifying ist es nicht immer ganz so gut gelaufen, da muss ich mir auch an die eigene Nase fassen. Das muss wieder besser werden. Wir wollen da wieder hinkommen, wo wir 2009 schon waren. Das ist unsere Zielsetzung für 2011", sagte der GQ-AMG-Mercedes-Pilot.

Seine Ehrgeizigen Ziele hat der Wahl-Monegasse aber trotz des durchwachsenen Jahres nicht aus den Augen verloren: "Die Formel 1 bleibt für mich natürlich ein Traum. Ich würde dort gerne langfristig fahren. Gleichzeitig gilt meine Priorität der DTM. Am liebsten würde ich in der DTM mit neuem Material an den Start gehen, um richtig Gas zu geben und um die Meisterschaft fahren zu können", legte Engel seine Pläne dar.