Bis zum 1. Juli 2011 hat Mario Theissen viel zu tun. Bevor der BMW-Motorsportdirektor sein Büro an seinen Nachfolger Jens Marquardt übergibt, muss das neue DTM-Projekt für die Saison 2012 mit großen Schritten vorangetrieben werden. Bislang ist Theissen zufrieden. Er betont: "Wir liegen im Plan."

Gemeint sind sowohl die Arbeiten am neuen Chassis des BMW DTM-Autos, als auch die Aerodynamikentwicklung und die Konstruktion eines neuen 4-Liter-V8-Motors. "Wir wissen seit einem halben Jahr, dass wir einen komplett neuen Motor bauen müssen", verrät Theissen.

Mit den V8-Triebwerken aus dem zehn Jahre alten M3 GT3, der damals nach DTM-Reglement konstruiert wurde, sowie dem Motor aus dem aktuellen M3 GT2 standen zwar zwei Aggregate zur Verfügung, "aber uns wurde schnell klar, dass beide nicht wettbewerbsfähig sein würden".

Aus diesem Grund begann BMW bereits vor einigen Monaten mit der Konstruktion eines neuen DTM-Motors - einen anderen Weg gab es nicht. "Wir haben dem Beibehalten der Motoren zugestimmt, weil wir damals noch hofften, dass wir einen der vorhandenen Motoren einsetzen könnten", so Theissen. "Die DTM stand auf der Kippe und eine Investition in einen neuen Motor der beiden aktuellen Hersteller stand schlichtweg nicht zur Debatte." Das soll in den nächsten drei Jahren so bleiben.

Straffer Zeitplan

Der erste Testträger von BMW soll im Mai aufgebaut und ab Juni getestet werden. Danach sollen sukzessive weitere Autos folgen. "Wir gehen davon aus, dass wir sechs Autos an den Start bringen, da ich nicht erwarte, dass noch mehrere Hersteller hinzukommen werden", so Theissen. Die drei dafür notwendigen Einsatzteams sollen im ersten Quartal 2011 bestimmt werden. Ein eigenes Test- oder Einsatzteam bei BMW Motorsport soll es nicht geben. Derzeit führt BMW Gespräche mit interessierten Rennställen.

BMW fährt 2011 kein DTM-Rennen, auch nicht in München, Foto: DTM
BMW fährt 2011 kein DTM-Rennen, auch nicht in München, Foto: DTM

Für die Lösung der Fahrerfrage gibt sich Theissen Zeit, allerdings wäre es sinnvoll, die Fahrer bis zum Testbeginn Mitte 2011 benannt zu haben. "Wir haben angefangen, mit unseren Fahrern zu sprechen und ich sehe einige, die für die DTM in Frage kommen." Dazu zählen sicher der dreifache Tourenwagenweltmeister Andy Priaulx und Augusto Farfus. "Wir haben auch Anfragen von außen, aber hier ist derzeit kein Druck auf dem Kessel, es sind noch anderthalb Jahre bis zum ersten Rennen."

Zu den potenziellen Kandidaten zählen die Gerüchteköche auch Ex-BMW-Sauber-F1-Fahrer Nick Heidfeld. Angebliche Aussagen von Heidfeld zu diesem Thema, die in der Presse kursierten, stammen jedoch nicht vom Mönchengladbacher. Trotzdem bleiben die DTM und BMW laut Informationen von Motorsport-Magazin.com eine langfristige Option für ihn, ebenso wie andere DTM-Hersteller.

Keine DTM-Rennen 2011

Wie umfangreich die DTM-Tests von BMW ab Sommer 2011 ausfallen dürfen, steht noch nicht fest. Die ITR soll darüber aber noch in diesem Monat entscheiden. "Ich gehe davon aus, dass wir ein Gedränge um die Testtage haben werden zwischen Fahrern und Teams", erwartet Theissen. "Denn sie werden sicher nicht unbegrenzt stattfinden." Einen Renneinsatz in einem DTM-Lauf 2011 schließt der Noch-Chef weiterhin kategorisch aus.

"Wir planen überhaupt nicht, an einem der DTM-Rennen mit einem Auto nach einem anderen Reglement mitzufahren, schon gar nicht in der zweiten Saisonhälfte, wenn es um die Meisterschaft geht", so Theissen. Auch beim Olympiapark-Event wird BMW höchstens Demorunden drehen. "Das Olympiastadion ist nicht unbedingt die bevorzugte Teststrecke, um ein neues Auto zu erproben", scherzt Theissen. Einige Vorstellungsfahrten im Rahmen von DTM-Rennen oder sogar eine Testsession an einem Rennwochenende möchte er aber nicht ausschließen.