Auf den ersten vier Wertungsprüfungen der Lausitz-Rallye am Freitag zeichnete sich bereits ab, dass zwei Teams den Sieg unter sich ausmachen werden: Die Lokalmatadore Matthias Kahle und Christian Doerr im Škoda Fabia S2000 lagen nach 56 WP-Kilometern nur 0,2 Sekunden hinter den überraschend starken Gaststartern Martin Svilis/Aivis Aizsilnieks im Mitsubishi Lancer Evo VII. Der Allradler war nach dem in Lettland üblichen Reglement mit mehr Freiheiten aufgebaut - der Mitsubishi hatte unter anderem einen größeren Turbo-Restriktor - und startete in der Lausitz deswegen in der Gruppe H und nicht in der Gruppe N.

Auf den schnellen Prüfungen des Samstagvormittags erarbeiteten sich Svilis/Aizsilnieks einen kleinen Vorsprung von 7,2 Sekunden. Dann kam die WP Reichwalde mit ihren selektiven, fahrerisch äußerst anspruchsvollen Waldstücken. "Wir sind volle Attacke geritten", erklärt Copilot Christian Doerr aus Dresden. "Wir haben die komplette Breite der Fahrbahn ausgenutzt und alles aus dem Škoda Fabia S2000 herausgequetscht. So spektakulär war Matthias lange nicht mehr unterwegs."

Der Angriff machte sich bezahlt: Kahle/Doerr erzielten die Bestzeit mit 15,1 Sekunden Vorsprung und verwandelten den Rückstand in eine 7,6-Sekunden-Führung. Svilis/Aizsilnieks konnten den Abstand auf dem Rundkurs Sprey zwar noch einmal reduzieren, doch im zweiten Durchgang der WP Reichwalde untermauerten Kahle/Doerr ihren Sieg mit einer weiteren Bestzeit. Im Ziel hatte die Skoda-Mannschaft 12,0 Sekunden Vorsprung auf ihre Verfolger.

"Die Lausitz-Rallye war wieder einmal fantastisch", schwärmt der gebürtige Görlitzer Matthias Kahle. "Wir hatten richtig Spaß im Cockpit und wir haben auch gesehen, dass den Fans unsere Show gefallen hat. Auf den schnellen Abschnitten sind wir oft im Begrenzer gefahren, da war die kurze Übersetzung des Fabia S2000 mit einem Topspeed von nur 168 km/h ein kleiner Nachteil. Aber dadurch war unser Ansporn auf den kurvigen Waldstücken umso größer. Wir mussten uns richtig strecken, um Martin Svilis zu schlagen, der hier eine tolle Leistung abgeliefert hat." Christian Doerr ergänzt: "Das Duell mit Martin Svilis war großartig. Ohne ihn wäre die Rallye nicht so schön gewesen."

Für das sächsische Duo Kahle/Doerr war es der erste gemeinsame Sieg bei ihrer Heimrallye. 2007 hatten sie im Škoda Octavia WRC den zweiten Platz belegt, 2010 den Dakar-Prototypen von SAM als Vorauswagen pilotiert. Die beiden Siege von Matthias Kahle vor heimischem Publikum liegen schon einige Jahre zurück. 2004 und 2005 hatte Kahle die Rallye als Škoda-Werkspilot mit Beifahrer Peter Göbel gewonnen. Christian Doerr triumphierte im Vorjahr an der Seite von Ruben Zeltner - übrigens nach einem spannenden Fight mit seinem aktuellen "Chauffeur" Matthias Kahle.