Wallenwein konnte damit bereits vor dem Finale der DRM (Deutsche Rallye-Meisterschaft) bei der ADMV Lausitz-Rallye (12. - 13. Oktober) seinen Bruder und bisherigen Titelträger Sandro Wallenwein ablösen, der sich beim siebten von acht DRM-Läufen allerdings mit dem Gesamtsieg tröstete. Zwischen dem schwäbischen Rallye-Brüdern platzierten sich Hermann Gaßner / Karin Thannhäuser (Surheim / Theisendorf, Mitsubishi Lancer Evo 10), die sich im spannenden Duell um den Gesamtsieg letztlich nicht durchsetzen konnten.

"Ich bin stolz auf unser gesamtes Team - wir sind heute alle gemeinsam Meister geworden", freute sich der neue DRM-Champion auf der Zielrampe der ADAC Saarland-Rallye in Dillingen. Der Fight um den Meistertitel hatte sich bereits am Vormittag der zweiten Tagesetappe im Saarland entschieden, als mit Ruben Zeltner / Helmar Hinneberg (beide aus dem sächsischen Lichtenstein, Porsche 911 GT3) die einzigen verbliebenen Konkurrenten im Kampf um den Meistertitel nach einem Reifenschaden ausfielen. "Das war der erste Reifenschaden, seitdem ich mit dem 911er unterwegs bin", staunte der Rallyepilot, der als Geschäftsführer des Sachsenrings auch im Hauptberuf dem Motorsport verbunden ist. "Trotz des Ärgers: Mein herzlicher Glückwunsch gilt Mark Wallenwein, er hat den Titel wirklich verdient." Und tatsächlich trumpfte der vor dem Ausfall Zeltners noch vorsichtig agierende Youngster auf. Ohne Druck fahrend holte er noch drei WP-Bestzeiten und fuhr schließlich bis auf die dritte Position nach vorne. "Der Druck war weg", resümierte Mark Wallenwein, "zum Schluss hat es sogar noch für das Podium gereicht - einfach toll." Sein Bruder gehörte naturgemäß zu den ersten Gratulanten, konnte aber auch selbst Glückwünsche für den Gesamtsieg entgegennehmen.

"Die Startnummer 1 gebe ich gerne ab - vor allem weil sie ja in der Familie bleibt", lächelte er. Den packenden Kampf mit Hermann Gaßner um den Sieg fasste der Vorjahresmeister zusammen: "Unsere Taktik ist aufgegangen. Gestern Abend konnten wir auf den nassen Pisten und bei Dunkelheit ein kleines Polster herausfahren, das wir mit zwei Bestzeiten am Samstag sogar noch ausbauen konnten." Auch der vierfache Deutsche Rallye-Meister Hermann Gaßner konnte mit dem Resultat leben: "Ich bin sehr zufrieden, Platz zwei ist ein gutes Ergebnis. Sandro war vor allem am Freitagabend einfach zu schnell für uns." Einig waren sich beide Wallenwein-Brüder am Ende darüber, dass ihr Teamchef und Vater Thomas Wallenwein nun in der kommenden Saison auf jeden Fall wieder aktiv ins Geschehen eingreifen sollte: "Nachdem jeder von uns nun einmal Meister war, wäre jetzt eigentlich unser Vater an der Reihe", flachste der neue DRM-Champion Mark Wallenwein.

Porsche-Pilot Timo Bernhard von Reifenschaden gebremst

Auch sonst bot die ADAC Saarland-Rallye packenden und spannenden Motorsport. So konnte sich auf der ersten Etappe am Freitagabend zwar der spätere Gesamtsieger Sandro Wallenwein durchsetzen. Doch die erste von vier Bestzeiten des ersten Rallye-Tages ging an Georg Berlandy (Stromberg), der mit Co-Pilot Peter Schaaf (Mayen) erst die zweite Veranstaltung im Peugeot 207 S2000 der Division 1 bestritt. Er konnte das gesamte Wochenende mit guten Zeiten überzeugen und mischte munter im Kampf um den Gesamtsieg mit. Erst am Samstagnachmittag fiel er zurück: "Auf der WP 11 am Merchinger Berg ist mir der Motor ausgegangen, und der Rückwärtsgang klemmte", berichtet der Hunsrücker. "Da sitzt man im Auto und die Zeit läuft einem einfach weg. Das hat uns gut 15 Sekunden - und damit auch den Podiumsplatz - gekostet."

Bestens in Szene setzten konnten sich auch Christian Riedemann / Lara Vanneste (Sulingen / Belgien, Citroën DS3 R3T), die am Freitagabend eine WP-Bestzeit holten und in der Endabrechnung hinter Berlandy die fünfte Position einfuhren. Sie rangierten damit sogar noch vor Timo Bernhard / Klaus Wicha (Bruchmühlbach / Bad Hersfeld), die im Porsche 911 GT3 am Samstag sechs WP-Bestzeiten einfahren konnten und dennoch unbelohnt blieben. Ein Reifenschaden auf der neunten von 14 WP hatte den Le-Mans-Sieger und fünffachen Gewinner des 24h-Rennens auf dem Nürburgring die entscheidende Zeit gekostet. Bei seinem Heimspiel blieb dem Rundstrecken-Piloten, der sich in der DRM seinem Rallye-Hobby widmet, so in der Endabrechnung der sechste Platz. Co-Pilot Klaus Wicha war sich sicher: "Ohne den Plattfuß wäre das Leben für uns leichter gewesen. Aber wie Rallye-Altmeister Timo Salonen schon sagte: "Der Rallyesport ist hart, aber ehrlich"."

2WD-Wertung: Riedemann vor dem Titelgewinn

Mit einer exzellenten Leistung konnte sich der Sulinger Christian Riedemann bei der ADAC Saarland-Rallye den Sieg in der 2WD-Wertung der DRM sichern. Mit seiner belgischen Co-Pilotin Lara Vanneste hielt er im Citroën DS3 R3T seinen schärfsten Konkurrenten in der Meisterschaft der zweiradgetriebenen Fahrzeuge, Carsten Mohe (Crottendorf), auf Distanz und fuhr den hervorragenden fünften Gesamtplatz ein. Mohe und Co-Pilot Steffen Rothe (Plauen) konnten mit ihrem Renault Mégane RS die siebte Gesamt-Position einfahren und damit die 2WD-Titelentscheidung bis zum DRM-Finale vertagen. Allerdings erwartet sie bei der ADMV-Lausitz-Rallye eine nahezu unlösbare Aufgabe: Sie müssten bei einem gleichzeitigen Ausfall Riedemanns auf den anspruchsvollen Schotter-WPs bei Weißwasser mindestens Fünfte im Gesamtklassement werden.

Riedemann zeigte im Saarland eine tolle Performance, die er auf der zweiten WP mit einem Blitzstart unterstrich: Auf der zweitlängsten WP der gesamten Rallye brannte er bei abendlicher Dunkelheit ein Rallye-Feuerwerk ab und holte sich im kleinen Fronttriebler gegen die versammelten Allradler eine Gesamtbestzeit. Auch im weiteren Verlauf trumpfte er immer wieder auf und hatte so beim Zieleinlauf in Dillingen gut Lachen: "Ich bin sehr zufrieden. Dieses Resultat ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung 2WD-Titel. Das war ein lange Rallye und durch den vielen Schotter sehr anspruchsvoll." Nun kann er beim DRM-Finale den Sack zumachen. "Es wäre natürlich besser, wenn hier in der Ergebnisliste noch mehr Starter zwischen mir und Carsten Mohe wären, aber auch so ist dieses Resultat natürlich toll."

Sein schärfster Konkurrent zeigte sich denn auch sportlich fair und sagte: "Es ist schon beeindruckend, welche Zeiten Christian hier gefahren ist. Ich bin mit unserer Performance aber auch zufrieden. Der Schotteranteil ist mir bei dieser Rallye zu hoch, denn auf solchen Passagen fehlt uns die Traktion. In engen Ecken habe ich teilweise bei 50 km/h in den fünften Gang geschaltet, und wir kamen dennoch nicht weg. Deshalb hat es hier auch keinen Sinn gemacht mehr zu riskieren. Gestern Abend im Regen ging es uns ähnlich - wir hatten keine Traktion."

Schmid mit tollem Einstand in Division 4

Für eine Überraschung sorgte Steffen Schmid mit Co-Pilot Hans-Peter Loth (Senden / Frankfurt), der bei der ADAC Saarland-Rallye erstmals in einem Citroën C2R2 max antrat. Der auf diese Weise von der Divison 5 in die nächst höhere Division 4 aufgestiegene Rallye-Routinier fand sich im neuen Cockpit auf Anhieb bestens zurecht und holte einen sensationellen achten Gesamtrang. Auf Platz zwei in der Division liefen die Lokalmatadore Jörg Broschart / Marcel Piro (Schiffweiler / Nalbach, Citroën C2R2 max) im Ziel ein. "Mit dem Auto kann man extrem spät bremsen, das macht riesigen Spaß", freute sich der 49-Jährige Schmid, der auch sonst von der ADAC Saarland-Rallye schwärmte: "Die Rundkurse sind toll für die Zuschauer, das ist das Show-Programm für uns. Aber auf den anderen Prüfungen, da fallen die Entscheidungen."

Griebel holt Diesel-Titel

Den Sieg in der für Dieselfahrzeuge reservierten Division 6 holte Opel-Astra-Pilot Marijan Griebel (Hahnweiler), der sich gemeinsam mit seinem Co-Piloten Alexander Rath (Korlingen) damit auch den Meistertitel der Diesel-Fraktion sicherte und das von HJS ausgeschriebene Diesel-Rallye-Masters gewann. Sein Hauptkonkurrent und bisheriger Titelträger Björn Mohr (Heringen) dagegen hatte Pech. Er lag mit Co-Pilot Oliver Becker (Breitenbach) im Opel Astra GTC in Führung, als ein Hinterachsdefekt auf der zwölften von 14 WPs zu einem Ausfall führte. Griebel konnte anschließend den Sieg nach Hause fahren und im Ziel über den Meistertitel strahlen: "Das war das große Ziel, darauf haben wir die gesamte Saison hingearbeitet. Jetzt bin ich einfach nur erleichtert. Das ganze Wochenende waren wir sehr langsam und vorsichtig unterwegs, denn um den Titel zu holen mussten wir nur das Ziel erreichen. Dennoch ist zur Halbzeit das Getriebe kaputt gegangen und wir hatten nur noch den zweiten und vierten Gang zur Verfügung. Ich habe jeden Meter gezittert. Den Sieg im HJS Diesel-Rallye-Masters haben wir uns sicherlich nicht erst hier verdient, sondern schon früher. Aber zum Gewinnen gehört auch manchmal etwas Glück."