Inmitten des WM-Feldes kämpfen die Teams bei der 'Rallye-Bundesliga' der Rallye Deutschland um Punkte. Auf der Freitags und der Samstagsetappe des WM-Laufes fahren sie jeweils eine Tageswertung aus. So geht es gleich doppelt um Punkte, auf den Prüfungen in den Mosel-Weinbergen, im nördlichen Saarland und auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder könnten erste Meisterschaftsentscheidungen fallen.

Als Meisterschaftsleader rollen Sandro Wallenwein / Marcus Poschner (Stuttgart / Lautrach) im Subaru Impreza über die Startrampe vor der Porta Nigra in Trier. Sie bilden die Spitze der 30 DRM-Piloten im Gesamtfeld von 104 Startern

Die doppelte Punktevergabe beim WM-Lauf könnte die DRM-Tabelle deutlich verändern. Als Tabellenführer reisen die Schwaben Wallenwein / Poschner mit 131 Zählern an. Hinter ihnen teilen sich zwei sächsische Piloten mit jeweils 77 Zählern Rang zwei: Carsten Mohe (Crottendorf) mit Co-Pilotin Katrin Becker (Schlitz) im Renault Mégane RS und der erst 20-jährige Sepp Wiegand (Zwönitz) mit Claudia Harloff (Chemnitz) im Suzuki Swift.

Der vierfache Deutsche Rallyemeister Hermann Gaßner (Surheim) belegt mit Karin Thannhäuser (Ufering) im Mitsubishi Lancer den vierten Platz (74 Punkte). Da jedoch nur die besten sechs der insgesamt sieben Tageswertungen in die Endabrechnung eingehen, ist der Blick auf die reine Summe irreführend. Während Wallenwein und Wiegand bereits die bislang vier möglichen Resultate notieren ließen, belegen Mohe und Gaßner ihre Plätze nach jeweils einer "Nullrunde" mit nur drei Resultaten.

Leader Wallenwein: Kein volles Risiko

Nach dem Ausfall in Baden-Württemberg möchte Hermann Gaßner, der bei der deutschen WM-Runde schon mehrfach die Gruppe-N-Wertung gewinnen konnte, "eine möglichst problemlose und fehlerfreie Veranstaltung erleben. Ich möchte viel Spaß beim Fahren haben und am Sonntag über die Zielrampe vor der Porta Nigra in Trier rollen." Trotz seines Rückstands von "netto" 28 Punkten (bei Berücksichtigung des Streichresultats) hat der Bayer den Titel noch nicht abgeschrieben, schließlich sind beim Doppellauf bis zu 60 Punkte zu erreichen.

Deshalb lautet seine klare Ansage: "Wir müssen vor Sandro ins Ziel kommen, um so unsere Chancen zu erhalten." Wallenwein ist auf dem Weg, nach drei Vize- Meisterschaften in Folge endlich nach der Meisterkrone zu greifen, gibt sich aber betont vorsichtig: "Natürlich besteht theoretisch die Chance, den Titel zu holen", erklärt der Stuttgarter, "aber diese Rallye hat ihre eigenen Gesetze, und wir konzentrieren uns zunächst einmal auf die einzelnen Tageswertungen. Ich bin die Rallye Deutschland seit meinen Zeiten im Junior-Cup 1997 immer wieder gefahren und habe dort sehr viele Höhen und Tiefen erlebt. Die Veranstaltung ist eben sehr anspruchsvoll."

Auch zur Taktik hat sich Wallenwein schon festgelegt: "Für mich ist der erste Tag sehr wichtig, und da werden wir auch sehr taktisch fahren. Denn ein Ausfall ohne Restart-Möglichkeit am zweiten Tag würden gleich zwei Nullrunden bedeuten. Aber wir liegen ja auch vorne und haben nicht mehr so sehr den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen. Deshalb gehen wir zwar höchst konzentriert, aber nicht mit vollem Risiko an den Start."

DRM-Zweiter Wiegand im Ford Fiesta der WRC-Akademie

Nach einem verpatzen Saisonstart, der mit einer Nullrunde begann, arbeitete sich Carsten Mohe inzwischen bis auf den zweiten Platz nach vorne. Die Division drei führt er im neuen Renault Mégane RS an. Die Entwicklung des neuen Fahrzeuges, macht vor allem im Bereich Fahrwerkstechnik sichtbare Fortschritte. Mohe teilt sich den zweiten Platz mit Sepp Wiegand, der mit seinem Suzuki Swift in der 'kleinsten' DRM-Division fünf antritt.

Der 20-Jährige begann erst vor knapp einem Jahr mit dem Rallyesport, entwickelte sich aber im rasanten Tempo zum Rallye-Shootingstar: Neben dem zweiten Platz in der DRM führt er auch den Rallye-Junior-Cup und das Rallye-Masters des ADAC an. "Ich bin sehr überrascht, hier in der DRM und im ADAC Rallye Masters vorne mitmischen zu können", sagt der Sachse. "Ich hätte mir meine erste richtige Saison so nie erträumen können."

Bei seiner WM-Premiere gibt es nun eine große zusätzliche Chance: Da Christian Riedemann (Sulingen), der als einziger Deutscher in der 'WRC-Akademie' antritt, für einen Testeinsatz von Volkswagen Motorsport auf einen Skoda Fabia S2000 wechselt, kann Wiegand seinen Platz im Ford Fiesta dieser Nachwuchsserie der Rallye-WM einnehmen. "Das ist eine große Chance, mich mit den internationalen Toptalenten zu messen und vielleicht auch auf internationaler Bühne eine gute Visitenkarte abzugeben", freut sich Wiegand.

"Viele Leute glauben an mich und haben mir diesen Start ermöglicht. Es ist einfach unglaublich, und ich bin überglücklich." Nach einem überzeugenden Testeinsatz im Fiesta R2 wagt der Youngster eine Prognose: "In erster Linie will ich ins Ziel kommen und viel lernen. Aber ein Platz in Richtung Top 5 – das wäre schon was."