Die 32. Ausgabe der Dakar ist zu Ende gegangen und damit die achte für Marc Coma. War es, gerade auf psychologischem Level, eine der schwierigsten?
Marc Coma: Es war eine sehr harte Dakar. Die Bedingungen waren vom Start weg ungünstig, gerade in der ersten Woche wie auch in der Zweiten. Ich bekam es hin, mich komplett von unrelevanten Sachen zu isolieren und mich auf das Fahren zu konzentrieren. Die Wahrheit ist, dass mit der Hilfe des gesamten Teams, die mich die ganze Zeit über unterstützten, einfacher war. Aber natürlich war es ein sehr kompliziertes Rennen.

Konzentriert zu bleiben, wenn scheinbar alles gegen dich läuft und trotzdem ungeachtet dessen eine schnelle Pace zu machen, ich glaube, das braucht eine große mentale Vorbereitung…
Marc Coma: Ja, das ist es, worauf ich vermutlich am meisten stolz bin. Wie wir diese Situation in einem Rennen, welches eh schon extrem hart war, gemeistert haben. Das Team hat mir viel geholfen und ich bin stolz darauf, dass ich den Kopf frei behalten habe. Denn wenn es darauf ankommt, ist es nicht einfach das zu nutzen, was du vorbereitet hast.

Marc Coma war zwar schnell unterwegs, doch seine Rallye war es 2010 nicht., Foto: KTM
Marc Coma war zwar schnell unterwegs, doch seine Rallye war es 2010 nicht., Foto: KTM

Wie hast du erwartet, dass die Dakar dieses Jahr werden würde und wie hast du sie dann tatsächlich gefunden?
Marc Coma: Wir erwarteten ein hartes Rennen, kompletter als das im letzten Jahr. Aber wir erwarteten nicht, vom ersten Tag an so viele Probleme zu haben. Erst eine Strafe, dann Jordi Viladoms Sturz, dann die Probleme mit den Reifen… Wir mussten die ganze Zeit gegen den Strom schwimmen, denn, um die Wahrheit zu sagen, es schien, als waren die alle nur da draußen, um uns vom ersten Tag an zu kriegen.

Muss die Dakar jetzt zurück nach Afrika gehen?
Ich weiß es nicht. Wir sind gerade erst ins Ziel gekommen und wir haben versucht, alles zu vergessen, was nicht in unserem Tagesablauf vorgesehen war. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht einmal darüber nachgedacht.

Wie würdest du die großen Unterschiede in den letzten Jahren zwischen Dir und Despres und dem Rest des Feldes erklären?
Marc Coma: Ich könnte es dir nicht sagen. Es ist eine komische Situation, denn da sind einige Top-Klasse-Fahrer, aber es gibt einen Unterschied und ich wüsste nicht, wie ich den erklären soll.

Kannst du das letzte Rennen zusammenfassen - vom Start, von dem Moment, als du Buenos Aires verlassen hast, als du für zu hohe Geschwindigkeit bestraft wurdest, als du auf das Hinterrad warten musstest und als du erfahren hast, dass du bestraft wirst?
Marc Coma: Es war eine erste Woche zum Vergessen, in einer Atmosphäre, in der es schien, dass sie uns kriegen wollen. Es war klar auf dem Radar an diesem ersten Tag, dass ich über dem Speed-Limit gefahren bin und ich habe keinerlei Beanstandungen dazu. Aber nichtsdestotrotz ist es wahr, dass in den ersten Tagen ein kleiner Rückstand entstand. Wie auch immer, wir mussten vom Start weg gegen den Strom schwimmen. Dann kam Viladoms Unfall, die Reifen-Probleme, Luca Mancas Sturz und die Strafe. Wir haben konstant versucht, die Situation wieder auf die Piste zu bekommen, denn es war eine dieser ersten Wochen, wenn es dir jemand erzählen würde, du würdest es nicht glauben.

Es hat doch sicher nicht geholfen, dass dein Teamkollege Jordi Viladoms so früh usgeschieden ist und Kniuman zu weit zurück lag, um noch zu helfen?
Marc Coma: Natürlich nicht. Ich glaube wir hatten wirklich ein sehr gutes Team aufgestellt, aber ohne Viladoms wurde unser Team sehr geschwächt. Unsere Strategie beruhte auf Jordi und Kniuman knapp hinter mir, da das aber nicht aufging fehlte die Unterstützung.

Jordi Villadom fiel schon früh aus., Foto: KTM
Jordi Villadom fiel schon früh aus., Foto: KTM

Was passierte denn nun wirklich am Freitag, den 8. Januar auf der Iquique-Antofagasta-Etappe?
Marc Coma: Das war eine komische Situation. Es war eine lange Etappe, mit einen Verbindungsstück zur Hälfte. Den ersten Teil habe ich ganz allmählich absolviert, dann musste ich kurz anhalten und dann haben die Leute meinen Reifen gesehen und meinten er sieht zu gut aus. Wir haben versucht vorzurechnen und zu beweisen, dass nichts Illegales im Spiel sei und haben angefragt ob die Stollen vermessen werden könnten, aber das wollten sie nicht.

Und als Du die Nachricht im Biwak erhalten hast, was mit der Rennorganisation passiert, was war da dein erster Gedanke?
Marc Coma: Nichts. Ich hatte keinen Grund mir Sorgen zu machen, ich wusste ja, dass ich den Reifen nicht gewechselt hatte. Was auch immer Sie erzählen würden, ich musste mich nicht sorgen. Als ich gesehen habe, dass die Rennorganisation ein Treffen hat, erst da habe ich mir so meine Gedanken gemacht. Aber auch wir hatten ein Treffen und ich habe erklärt was los war, dann bin ich schlafen gegangen, denn es hieß sie würden die Stollen abmessen und alles kontrollieren. Seltsamerweise hieß es später sie könnten sie nicht messen.

Im Sand hatten die KTMs Probleme, Foto: Red Bull
Im Sand hatten die KTMs Probleme, Foto: Red Bull

Vor dem Rennen wurde auch das neue Reglement diskutiert, wegen der neuen Beschränkungen der größeren Maschinen. Was hast du darüber gedacht, gab es große Änderungen im mechanischen Bereich?
Marc Coma: Natürlich, denn die Drosselung der Leistung hat uns sehr beeinflusst. Bei großer Hitze und dem vielen Sand hat die Maschine nicht richtig gearbeitet, unsere Möglichkeiten waren sehr begrenzt. Es war auch der Grund für Jordis Unfall.

Welche Pläne hast du jetzt?
Marc Coma: Ausruhen. Erst Mal weg von dem Ganzen und dann analysieren was passiert ist.