Guerlain Chicherit gewann seine erste Etappe bei der diesjährigen Dakar und holte für das BMW X-raid-Team den fünften Tageserfolg. Der Franzose gewann knapp vor einem entfesselt fahrenden Orlando Terranova, der zur Freude seiner Landsleute ebenfalls das beste Resultat für sich und das Mitsubishi-Team erzielte. Rang drei belegte ein weiterer BMW mit Titelverteidiger Giniel de Villiers am Steuer. Bester VW-Touareg-Fahrer wurde Nasser Al-Attiyah auf Rang vier, der allerdings über die Hälfte seines zehnminütigen Rückstandes auf Teamkollege Carlos Sainz wettmachen konnte. Sainz belegte nach zeitraubenden Reifenschäden nur den neunten Platz und war damit erstmals bei dieser Dakar nicht unter den vier Zeitbesten platziert

Die heutige elfte Etappe der 32. Rallye Dakar wartete mit 434 Kilometern auf und brachte die verbliebenen 60 Teilnehmer in der Autokategorie von Chile aus zurück nach Argentinien. Dort stand eine 220 Kilometer lange Wertungsprüfung an. Die Grenze nach Argentinien musste in 3.500 Metern Höhe über dem Paso Libertadores überquert werden. Auf dem Weg von Santiago zum Ziel San Juan passieren die Teilnehmer die Provinz Mendoza, wo die besten argentinischen Weine angebaut werden. In der sauerstoffarmen Höhenluft mussten die Fahrer auf ein Teil der Motorleistung verzichten, dafür wurden sie durch einzigartige Ausblicke auf den fast 7.000 Meter hohen Cerro Aconcagua entschädigt. Auf den letzten 20 Kilometern der Prüfung waren die Bremsen der Fahrzeuge gefragt, denn es ging am Stück über 1.000 Höhenmeter steil abwärts Richtung San Juan.

Chicherit fuhr die schnellsten Zeiten

Chicherit holt den 5. Tagessieg für das X-raid-Team, Foto: X-raid
Chicherit holt den 5. Tagessieg für das X-raid-Team, Foto: X-raid

Durch seinen gestrigen Sieg durfte Sainz zum ersten Mal bei dieser Dakar auch als erster Fahrer auf die Strecke gehen. Beim ersten Kontrollpunkt nach 51 Kilometern lagen die beiden X-raid-Piloten Chicherit und Peterhansel in Führung. Auf Rang drei folgte der Argentinier Terranova am Steuer seines Mitsubishi, der von den zahlreichen Fans an der Strecke angefeuert wurde. Rang vier bis sechs belegten die VW-Touareg mit De Villiers, Sainz und Mark Miller. Hummer-Pilot Robby Gordon folgte direkt dahinter und lag noch vor Al-Attiyah, der wie Sainz keinen guten Start erwischt hatte.

Sainz mit großen Problemen

Nach 148 Kilometern hatte sich einiges verändert: Peterhansel hatte kurzfristig die Führung übernommen, musste diese aber wieder an Chicherit abgeben. Dritter war plötzlich Al Attiyah, der inzwischen 5:02 Minuten vor seinem Kontrahenten Sainz lag. Damit hatte der VW-Pilot aus Katar seinen Rückstand auf den Gesamtführenden halbiert. Sainz lag zu diesem Zeitpunkt nur noch 5:04 Minuten vor seinem Teamkollegen. Hubschrauber-Bilder lieferten die Begründung für den Rückfall auf den zehnten Platz von "El Matador": Einer der Lufteinlassschlitze am Dach des Touareg zeigte deutliche Beschädigungen.

Orlando Terranova war die Überraschung

Orlando Terranova fehlten 30 Sekunden zum Sieg, Foto: Dakar.com
Orlando Terranova fehlten 30 Sekunden zum Sieg, Foto: Dakar.com

30 Kilometer vor dem Ziel führte Chicherit mit einem komfortablen Vorsprung von 1:46 Minuten vor Terranova. Der Argentinier raste auf heimatlichem Terrain noch bis auf 30 Sekunden an Chicherit heran, konnte aber den ersten Etappensieg des Franzosen nicht mehr verhindern. Trotzdem war es das beste Dakar-Resultat für Terranova bei der Zielankunft in San Juan. Platz drei ging an De Villiers vor Al-Attiyah und Miller. Sainz konnte fast wieder das Tempo von Al-Attiyah mitgehen, und versuchte auf den letzten Kilometern den Rückstand in Grenzen zu halten. Der Spanier überquerte die Ziellinie 5:38 Minuten hinter Al-Attiyah - damit versprechen die letzten drei Etappen der Dakar 2010 zu einem Krimi zu werden

Stimmen zur 11. Etappe

Guerlain Chicherit:"Seit fünf Tagen verlangt der Boss von uns, dass wir es eher cool angehen lassen, weil die übliche Manier nicht ratsam war. Gestern Abend habe ich ihn gebeten, mich von der Kandare zu lassen. Die Wertungsprüfung war kurz. Auf 200 Kilometer kann man mögliche Probleme in den Griff kriegen. Er gab mir grünes Licht, sagte aber, ich solle das Auto auf der Straße halten. Also habe ich zu Tina [Thoerner] gesagt, dass das unsere Etappe wird. Ich habe vom Start weg angegriffen. Und wir wären mit Nasser fast rausgeflogen. Er wollte uns nicht vorbeilassen. Wir sind 100 Meter lang Tür an Tür gefahren. In einer Kurve zog er vor und eine später machte war ich es, und dann bin ich davon gezogen. Heißes Rennen. Es ist gut, etwas freier zu fahren. Ich wollte bei dieser Dakar besser abschneiden, da ich einen Platz auf dem Siegerpodest angekündigt hatte und vielleicht sogar den Sieg. Aber dann hatten wir schon am ersten Tag Probleme und es zog sich durch. Anschließend musste ich für Stephane [Peterhansel] fahren, bei dem es gut lief. In diesem Jahr habe ich wirklich herausgefunden, in welchem Gelände ich nicht gut genug bin. Daran werde ich arbeiten und im nächsten Jahr stärker wiederkommen."

Carlos Sainz:"Wir konnten nichts machen! Wir hatten zwei schleichende Platte. Ich weiß nicht, warum. Wir haben Zeit verloren, und noch mehr verloren und mussten schließlich anhalten. Mark [Miller] überholte uns und als wir wieder losfuhren, hingen wir in seiner Staubwolke. Wir konnten nichts machen. Auf der Etappe gab es viele Bäume und wir sind mehrfach mit dem Dach angestoßen."

Kris Nissen (Volkswagen Motorsport-Direktor):"Drei Race Touareg an der Spitze - damit können wir weiterhin zufrieden sein. Carlos wurde heute durch zwei Reifenschäden zurückgeworfen, doch seine Position in der Gesamtwertung blieb unverändert. Im Moment kämpfen Carlos [Sainz] und Nasser [Al-Attiyah] an der Spitze - die nächsten Tage werden sehr spannend. Alle vier Race Touareg liefen auch auf dieser anspruchsvollen Höhenetappe tadellos."

Ergebnis: 11. Etappe Autos (Top 10)

1. Chicherit/Thoerner (BMW X-raid), 02:34:51 Stunden
2. Terranova/Maimon (Mitsubishi), + 00:00:30
3. De Villiers/Von Zitzewitz (Volkswagen), + 00:00:39
4. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen), + 00:01:41
5. Miller/Pichford (Volkswagen), + 00:02:50
6. Peterhansel/Cottret (BMW X-raid), + 00:02:52
7. Gordon/Grider (Hummer), + 00:05:01
8. Misslin/Polato (Mitsubishi), + 00:06:54
9. Sainz/Cruz (Volkswagen), + 00:07:19
10. Sousa/Baumel (Mitsubishi), + 00:07:26

Gesamtwertung: Autos 11/14 (Top 10)

1. Sainz/Cruz (Volkswagen), 39:16:55 Stunden
2. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen), + 00:04:28
3. Miller/Pitchford (Volkswagen), + 00:23:50
4. Peterhansel/Cottret (BMW X-raid), 02:09:53
5. Chicherit/Thoerner (BMW X-raid), + 02:23:40
6. Sousa/Baumel (Mitsubishi), + 03:54:12
7. De Villiers/Von Zitzewitz (Volkswagen), + 04:39:33
8. Spinelli/Palmeiro (Mitsubishi), + 05:28:25
9. Terranova/Maimon (Mitsubishi), + 05:33:42
10. Gordon/Grider (Hummer), + 05:41:38