Ein spitzer Stein versteckt im tiefen Sand oder ein massiver Felsbrocken in der Spur sind die Auslöser? Statistisch gesehen trifft es jedes Team etwa drei bis vier Mal im Laufe der rund 9.000 Kilometer langen Marathon-Rallye durch Argentinien und Chile. Während der Etappen müssen sie ohne ihre versierte Service-Crew auskommen - und stattdessen selbst anpacken.

"Dank der jahrelangen Zusammenarbeit mit BFGoodrich verfügt der Race Touareg über einen erstklassigen Reifen: Der 'All Terrain' bietet hervorragende Traktion auf unterschiedlichstem Grund und ist dabei enorm widerstandsfähig. Dennoch kommen Reifenschäden vor - versteckte Steine oder kleinere Ausrutscher sind bei der Dakar unvermeidbar", erklärt Motorsport-Direktor Kris Nissen.

"Da beim Reifenstopp die Uhr weiterläuft, gilt es möglichst wenig Zeit zu verlieren. Umso wichtiger ist es, perfekt gerüstet zu sein: durch intensives Training der Piloten, aber auch durch optimales Werkzeug und durchdachte Vorrichtungen am Race Touareg."

Der Wechsel eines der rund 40 Kilo schweren Räder erfolgt dabei nach einer genauen Choreographie. "Jeder Handgriff ist festgelegt und trainiert", erklärt Dirk von Zitzewitz, Dakar-Sieger von 2009 und Beifahrer des Südafrikaners Giniel de Villiers. Zuerst gilt es, sich startklar zu machen: "Noch während wir einen ebenen Platz zum Anhalten suchen, ziehe ich Handschuhe an, denn die Räder können glühend heiß sein", erklärt Timo Gottschalk, Copilot von Nasser Al-Attiyah.

"Bei einem Plattfuß hinten rechts reiche ich Nasser den Akku-betriebenen Profi-Schlagschrauber herüber. Bei einem Schaden links tauschen wir alle Aufgaben." Sobald das Auto steht, geht es schnell. Gottschalk öffnet die Gurte, springt aus dem Fahrzeug, läuft zur Heckklappe, löst eines der zwei bis vier Ersatzräder und bringt es zur rechten hinteren Fahrzeugecke. Unterdessen hat Al-Attiyah das Rallyeauto mit Hilfe des eingebauten hydraulischen Wagenhebers hochgebockt, die fünf Radmuttern gelöst und das defekte Rad abgenommen. Während der Copilot den platten Reifen im Heck verstaut und das Werkzeug wegpackt, schraubt der Fahrer das neue Rad an.

"Das Schwierigste dabei ist, das Rad anzuheben und genau auf die fünf Radbolzen zu setzen, ohne es zu verkanten", erklärt Al-Attiyah. Beide springen zurück ins Cockpit. "1.16 Minuten - das ist unsere Bestzeit, natürlich inklusive Verstauen des Rades und Anschnallen", erklärt Timo Gottschalk. "Es ist wichtig, unter zwei Minuten zu bleiben - um zu vermeiden, im Staub des nächsten Autos zu fahren und dort weitere Zeit zu verlieren." Die Fahrt kann weiter gehen.