Zwei Andenüberquerungen bei schwindelerregenden Höhen von bis zu 4.726 Metern über Normalnull, erbarmungslose Gluthitze in der Atacama-Wüste, die weltweit trockenste, dazu täglich bis zu 800 Kilometer raues Terrain mit extremen Schlägen: Nur wer sich ein Jahr lang konsequent in die bestmögliche körperliche Verfassung gebracht hat, vollbringt unter diesen Extrembedingungen Höchstleistungen. Die sind von den Piloten und Copiloten zweifellos gefragt. Gegner sind nicht nur die direkten Konkurrenten um Tagessiege und Dakar-Titel, sondern vor allem auch die Rallye selbst. Der Offroad-Klassiker ist die härteste Wüstenrallye weltweit, die die Teilnehmer auf den insgesamt 14 Etappen täglich an die physischen Grenzen bringt. Mit einem bis zu fünf Stunden langen täglichen Fitnessprogramm und einem Training in der Höhe haben sich die Volkswagen Werksteams auch in dieser Hinsicht optimal auf das Unternehmen Titelverteidigung vorbereitet.

"Tadellose Fitness ist das A und O im Marathon-Rallyesport allgemein, ganz speziell aber bei der Dakar. Extreme Hitze und permanente körperliche Anstrengung - und das täglich über Stunden - bedürfen der entsprechenden Kondition", so Dr. Johannes Peil. "Denn bei all diesen Strapazen müssen die Fahrer und Beifahrer permanent konzentriert bleiben, um präzise und fehlerfrei zu agieren - und das zwei Wochen lang jeden Tag über hunderte Kilometer im Wettbewerbstempo. Wer den Gesamtsieg holen will, muss das Thema Fitness also sehr ernst nehmen."

Körperliche Anstrengung und Extremsituationen

Die Anforderungen an die Fitness von Motorsportlern verdeutlichen Messungen der Pulswerte während der Lenkrad-Arbeit. Die Herzfrequenz erreicht dabei permanent Werte zwischen 140 und 160 Pulsschlägen. Allein das entspricht bereits Werten von Fußball- Profis. Doch im Motorsport kommt ein entscheidender Faktor hinzu. Stress-Situationen - wie das Bewältigen von schwierigen Dünenüberquerungen oder extreme Bremsmanöver auf schmalen Schotterpfaden, bei denen jeweils schnelle Reaktionen gefragt sind - lassen das Herz zeitweilig über 200 Mal pro Minute schlagen. Nur wer absolut fit ist, kann derartige Extremwerte wegstecken.

Diese Dauerbelastung ist ein Dakar-typischer Superlativ: Die Wüstenrallye Nummer eins fordert dabei ihre Teilnehmer nicht wie bei einem Sprint über 90 Minuten - sondern als echter Motorsport-Marathon mit einem Wettlauf gegen die Zeit über einen täglichen Zeitraum von bis zu sechs Stunden. Dazu kommen noch die Verbindungsetappen zwischen den Biwaks und den Wertungsprüfungen, in denen zwar kein Renntempo ansteht, aberebenfalls festgelegte Sollzeiten erreicht werden und Konzentration und Anspannung weiterhin hoch bleiben müssen.

Heiß, heißer, Dakar

Ein weiterer Aspekt, der die Fitness der Piloten auf das Äußerste fordert, sind extreme Temperaturen. Bis zu 40 Grad Celsius Außentemperatur herrschen in der Atacama-Wüste, die dazu noch 100 Mal trockener ist als das Death Valley. Die Temperatur im Cockpit der fünf von Volkswagen werksseitig vorbereiteten und eingesetzten Race Touareg übersteigt diese Werte noch einmal deutlich - und das, obwohl die Piloten über ein sinnvolles Extra an Bord ihrer kompromisslos spartanischen Dakar-Prototypen verfügen: eine Klimaanlage, die Temperaturspitzen kappt und die Innenraum-Temperatur um bis zu zehn Grad Celsius absenkt.

"Das hilft, an besonders heißen Tagen, wie sie in der Atacama-Wüste herrschen, die Konzentration zu bewahren", so Werkspilot Carlos Sainz. "Auch wenn man sich unser System nicht so komfortabel vorstellen sollte, wie die Klimaautomatiken bei Serienmodellen. Dennoch ist es ein sinnvolles Merkmal, das die Arbeit im Cockpit deutlich angenehmer macht und uns dabei unterstützt, permanent höchst aufmerksam zu sein."

"Die Rallye Dakar in Südamerika ist deutlich heißer als die vergangenen Ausgaben in Afrika", ergänzt Timo Gottschalk, der deutsche Beifahrer von Nasser Al-Attiyah im Race Touareg mit der Startnummer 306. "Der Südsommer schlägt aber dank unserer akribischen körperlichen Vorbereitung insgesamt nicht so sehr zu Buche. Während man im Cockpit ist, verdrängt man äußerliche Einflüsse total. Erst am Ende der Dakar, erst nach den zwei Wochen, merkt man, was man tatsächlich geleistet hat."