Bei der Rallye Dakar 2010 erwartet die Teilnehmer eine noch härtere Prüfung als in den Jahren zuvor. Bei der zweiten Dakar auf südamerikanischem Boden spielt das trockenste Gebiet der Welt dabei eine Hauptrolle: In der Atacama-Wüste werden nicht weniger als vier der 14 Etappen ausgetragen. Neben den Herausforderungen von hohen Dünen mit tiefem Sand zählen auch zwei Anden-Überquerungen mit Höhen von bis zu 4.700 Metern über Normalnull sowie schnelle Schotterprüfungen auf hartem Untergrund zu den täglichen Herausforderungen. Neben den Piloten und Copiloten selbst absolviert dabei auch das gesamte Team einen Marathon, um eine bestmögliche Logistik zu gewährleisten. Doch für den Fall der Fälle ist ein Plan B immer parat.

Was ist die goldene Regel für einen Logistiker bei der Rallye Dakar?
Lutz Meyer: "Ganz klar: immer einen Plan B im Hinterkopf zu haben. Das ist dann besonders wichtig, wenn Unvorhergesehenes passiert. Aber auch im Vorfeld hilft es, ständig nach organisatorischen Varianten Ausschau zu halten. Denn die Menge an Equipment und Ersatzteilen ist stets größer als das Ladevolumen – bei der Beladung der einzelnen Lkw kommt es dann auf maximale Effizienz an."

Was macht die Aufgabe Dakar-Logistik so komplex?
Lutz Meyer: "Logistik bedeutet ja normalerweise, Materiallieferungen bestmöglich zu koordinieren. Bei der Dakar bedeutet das, die Biwaks rechtzeitig mit den Ersatz- und Verschleißteilen zu erreichen. Deshalb muss man im Vorfeld seine Hausaufgaben gründlich machen, jeden Punkt - und sei es eine Kleinigkeit - auf To-do-Listen erfassen und dann kontinuierlich abarbeiten. Was man in der Vorbereitung vergisst, kann sich vor Ort zu einem großen Problem auswachsen. Dann sind keine Korrekturen mehr möglich.

Wie muss man sich die Biwak-Organisation vorstellen?
Lutz Meyer: "Vor der Dakar legen wir ein festes Schema für den Aufbau der Biwaks fest. Und zwar, wo die Trucks, wo die Service-Plätze für die fünf Race Touareg und wo die Zelte für die Ingenieure stehen. Jedes einzelne Teammitglied hat feste tägliche Aufgaben, die unter anderem den Biwak-Auf- und -Abbau betreffen. Jeder weiß sofort, was bei der Ankunft in der nächsten Stadt zu tun ist. Damit sparen wir sehr viel Zeit im Tagesablauf."

Inwieweit muss man denn während einer Rallye Dakar improvisieren?
Lutz Meyer: "Improvisieren muss man immer dann, wenn ein Plan nicht funktioniert. Zum Beispiel, wenn auf dem Serviceplatz nicht der angekündigte Raum zur Verfügung steht und wir unser Biwak nicht im üblichen Schema aufstellen können. In diesem Fall organisieren wir schnell um, um für die Mechaniker weiterhin kurze Wege beim Service zu ermöglichen. Ansonsten verliert man viel Zeit. Und die ist beim Service für die Rallye-Fahrzeuge immens wichtig."

Welche Charaktereigenschaften muss ein Dakar-Logistiker haben?"
Lutz Meyer: "An erster Stelle Verständnis. Denn es gibt vor und während der Dakar viele, viele Wünsche, die man den Kollegen erfüllen möchte, damit sie perfekte Arbeit abliefern können. Man braucht aber Nerven wie Drahtseile. Und man sollte die Fähigkeit haben, so weit wie möglich im Voraus zu planen, da gehört ein bisschen Pedanterie dazu. Vor allem sollte man aber lernfähig bleiben, um sich von Jahr zu Jahr weiter zu verbessern. Das haben wir in der Vergangenheit beherzigt und ich denke, der Erfolg gibt uns Recht."