Auf fast 9.000 Kilometern in der Wüste immer auf dem richtigen Kurs zu bleiben – das ist bei der Rallye Dakar eine der größten Herausforderungen. Wenn sich am 6. Januar die vier Volkswagen Werkspiloten Mark Miller, Carlos Sainz, Ari Vatanen und Giniel de Villiers auf den Weg machen, um nach 15 langen und harten Etappen am 21. Januar die senegalesische Hauptstadt Dakar zu erreichen, sind ihre Copiloten Ralph Pitchford, Michel Périn, Fabrizia Pons und Dirk von Zitzewitz bestens gerüstet. Denn die vier Profi-Beifahrer haben sich in Teamwork während einer Navigations-Woche auf die Herausforderungen der Rallye Dakar vorbereitet.

"Die Navigations-Woche, in der alle Beifahrer zusammen arbeiten und Erfahrungen austauschen, hat bei Volkswagen eine wichtige Funktion", erklärt Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen. "Die gemeinsamen Tage helfen nicht nur, vom gegenseitigen Wissen zu profitieren, sondern stärken auch den Zusammenhalt der Copiloten, die während der Rallye ebenfalls abends gemeinsam am Roadbook für den nächsten Tag arbeiten."

Navigations-Woche als wichtiger Bestandteil der Vorbereitung auf die Rallye Dakar

Wenn der Rallye-Tross am 7. Januar nach Afrika übersetzt, zählen am Ende der beschilderten Straßen nicht nur das fahrerische Können der Werksfahrer und die technischen Qualitäten des Volkswagen Race Touareg 2, sondern genauso die perfekte Navigation der Copiloten. Da die Orientierung der Teams als zentraler Erfolgsfaktor gilt, gibt die Veranstalter-Organisation ASO nur begrenzte Informationen über die Strecke bekannt. Etwa sieben Wochen vor dem Start stehen den Copiloten anhand einer Übersichtskarte die Etappenziele und ein grober Routenverlauf zu Verfügung. "Die genaue Strecke erfahren wir erst während der Rallye jeweils am Vorabend der Etappe", erklärt Dirk von Zitzewitz, Copilot von Giniel de Villiers.

Trotzdem wurde die Bekanntgabe der groben Route von den Piloten sehnlich erwartet. "Alle Beifahrer haben sich Ende November in Hannover getroffen, um gemeinsam mögliche Streckenführungen zu erarbeiten", erklärt Dirk von Zitzewitz. Untereinander teilten die Copiloten die Etappen auf, jeder Wertungstag wurde von zwei Beifahrern zusammen erarbeitet, anhand von Kartenmaterial analysiert und anschließend mögliche Routen den Kollegen präsentiert. "Dazu habe ich alte Roadbooks, alte Aufzeichnungen, aber auch Fotos aus den Vorjahren zur Hilfe genommen", erklärt der Norddeutsche, der die "Dakar" bereits dreimal mit dem Motorrad und viermal als Beifahrer in der Autowertung absolvierte. "Ziel ist, für verschiedene mögliche Routen bestens gerüstet zu sein."

Auch Michel Périn, der Copilot des Spaniers Carlos Sainz, war begeistert. "In einer sehr ergiebigen Diskussion haben alle Beifahrer ihre Erfahrungen aus den Vorjahren ausgetauscht", erklärt der dreimalige "Dakar"-Sieger. "Bei den Gesprächen tauchen im Gedächtnis immer wieder Details auf. Zum Beispiel: Sollte die Route wieder an einem bestimmten Flussbett in Mali vorbeiführen, ist der Pfad rechts herum weniger steinig als links herum. Hier können wir uns gegenseitig mit persönlichen Erfahrungen helfen."

Und doch bleiben die Diskussionen bis zu einem gewissen Grad hypothetisch. "Vor Weihnachten gibt der Veranstalter einige zusätzliche Informationen bekannt, doch wo die ‚Dakar´-Route wirklich entlang führt, erfahren wir erst während der Rallye, wenn am Abend vor jeder Etappe das Roadbook verteilt wird", erklärt von Zitzewitz.

Zwar ist in den Wettbewerbsfahrzeugen das Satelliten-Navigationssystem GPS eingebaut, doch die moderne Technik dient weniger als Hilfsmittel der Copiloten, sondern vor allem zur Kontrolle der Teilnehmer durch die Rennleitung. Lediglich wenn ein anzufahrender versteckter Wegpunkt (Way Point Masked "WPM") bis auf drei Kilometer erreicht wird, zeigt ein Pfeil die zu fahrende Richtung an. Wird der Wegpunkt bis auf 200 Meter – in Ortschaften 90 Meter – erreicht, zeigt das Display eine Bestätigung und die Anzeige erlischt. Zwischen den Wegpunkten dient das GPS-System lediglich als Kompass. Neue zusätzliche "Way Point Eclipse" ("WPE") sollen den Teilnehmern auf besonders schwierigen Etappen die Navigation erleichtern – sie zeigen ab einem korrekt erreichten Wegpunkt zumindest die Richtung zum nächsten versteckten Punkt an. "Eine richtige Entscheidung", erklärt Michel Périn. "An sehr schweren Tagen vermeidet dieser zusätzliche Anhaltspunkt, dass die Teilnehmer lange in der Wüste herumirren, um einen versteckten Wegpunkt zu finden."

Copilot Lee Palmer – Neuzugang im Werksteam von Volkswagen

Bei der Navigations-Woche arbeitete auch ein neuer Copilot mit: Der in Andorra lebende Australier Lee Palmer wird von Volkswagen für zukünftige Aufgaben als Beifahrer vorbereitet und fungierte bei Testfahrten bereits als Navigator im Race Touareg. Der 31 Jahre alte Mechaniker ist ein guter Kenner der Wüsten-Rallyes und insbesondere der Rallye Dakar: Insgesamt sechsmal nahm Palmer als Mechaniker für das KTM-Werksteam an dem Marathon-Klassiker teil und sorgte dabei zweimal als Besatzung des Race-Trucks für schnelle Unterstützung im Wettbewerb. Außerdem bestreitet Palmer regelmäßig selbst Einsätze im Marathon-Rallye-Weltcup mit dem Motorrad.

"Wir freuen uns, Lee Palmer im Team begrüßen zu können. Als aktiver Motorrad-Pilot hat er bereits gute Kenntnisse in der Navigation und viel Erfahrung im Wüsten-Rennsport", erklärt Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen. "Bei der Rallye Dakar 2007 wird er als Copilot in einem unserer Race-Trucks zum Einsatz kommen."

"Ich bin glücklich, dass mir Kris Nissen und Volkswagen die Möglichkeit gegeben haben, als Beifahrer im Werksteam zu arbeiten", freut sich Palmer. "Ich habe als Motorradpilot zwar jahrelang allein in der Wüste navigiert. Als Beifahrer in einem Auto oder Truck kann ich noch die Kommunikation mit dem Fahrer verbessern. Die Navigationswoche mit den anderen Volkswagen Copiloten war für mich deshalb sehr interessant und lehrreich."