Die große Frage vor Beginn der vorletzten Etappe war: Würden die fünf Minuten Vorsprung von Altmeister Stephane Peterhansel auf seinen Markenkollegen bei Peugeot Sebastian Loeb reichen, um weiter vorne zu bleiben. Die Strecke an den letzten beiden Tagen: Rallye-Style. Der Vorsprung knapp. Alles sprach dafür, dass Loeb das Blatt zu seinen Gunsten wenden könnte, um vor dem letzten Tag in Führung zu gehen.

Am Anfang sah es auch genau danach aus. Auf dem ersten Teilstück der Strecke war Loeb vorne und hatte zwischendurch knapp zwei der fünf Minuten Vorsprung abgearbeitet. Aber im zweiten Teil nach einer Neutralisationsphase, fuhr er sich einen Plattfuß ein und damit war die Aufholjagd beendet. Im Zielabschnitt holte er zwar doch noch einen mit 18 Sekunden äußerst knappen Etappensieg, der Angriff auf die Spitze ging aber daneben. Wenn man für einen schnellen Reifenwechsel drei bis vier Minuten einrechnet, hätte der Wechsel auf Position eins durchaus gelingen können. Nun ist Loeb für den Samstag klar in der Defensive.

Peugeot und KTM jubeln: Highlights der 11. Etappe (04:35 Min.)

Am letzten Tag gibt es auf dem Weg nach Buenos Aires eine Kurzetappe mit 64 Kilometern. In der Theorie muss Peterhansel seine Führung also nur noch verwalten. In der Praxis muss er totzdem auf der Hut sein, denn keiner der Führenden war bei dieser Dakar fehlerfrei und fünf Minuten bleiben unter diesen Voraussetzungen knapp.

Kämpfe hinter der Spitze

Für viele andere werden es allerdings 64 Kilometer Shootout, Vollgas, Attacke, denn das Feld hinter den Peugeot liegt teilweise noch irrsinnig eng beieinander. Das gilt auch für zwei deutsche Beifahrer. Dirk von Zitzewitz im Toyota an der Seite von Giniel de Viliers liegt zwar momentan in den Top-5, hat aber den heißen Atem des Argentiniers Terranova im Nacken. Dessen Mini wird von Andy Schulz navigiert. Das Duell der deutschen Top-Beifahrer wird definitiv erst auf den letzten Metern entschieden. Zwei Minuten trennen die Kontrahenten.

Eine weitere deutschsprachige Beifahrerin macht auf ihrer ersten Dakar ebenfalls eine richtig gute Figur: Ilka Minor. Die Österreicherin in den Diensten von Martin Prokop, die normalerweise in der Rallye-WM ansagt, liegt auf Gesamtrang elf. Nur sechseinhalb Minuten trennen das Duo von den Top-10-Rängen. Einmal auf dieser Rallye verpasste sie denkbar knapp einen Waypoint, den das Beifahrer-GPS registrieren muss und kassierte eine Strafstunde. Ohne diese Bestrafung lägen die beiden locker auf Position sieben. Das lässt für die Zukunft aufhorchen.

Stephan Schott, einer von zwei deutschen Fahrern bei der diesjährigen Dakar, liegt momentan auf Position 15. Wenn er das am Samstag ins Ziel bringt, wäre das seine beste Platzierung, seit er 2009 erstmalig die Dakar bestritt.

Alles klar bei den Trucks

Die Truck-Kategorie war im Verhältnis zu den Vorjahren nicht ganz so spannend. Warum? Sie scheint 2017 fest in Kamaz-Hand. Auch wenn es fünf verschiedene Gewinner auf den einzelnen Stages gab, so war Nikolaev mit drei Siegen am konstantesten. Und genau diese Konstanz bringt ihn vor der letzten Etappe in die beste Position. Er führt mit 17 Minuten das Klassement an. Eigentlich sollte da nichts mehr schiefgehen für die Russen, denn mit Sotnikov haben sie auf Position zwei ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Am Freitag war auch Frederico Villagra auf Iveco stark. Im Ziel trennen ihn nur 52 Sekunden von Nikolaev. Der Argentinier wohnt gleich um die Ecke. Ein eindeutiger Heimvorteil, den er allerdings nicht in seinen ersten Etappensieg 2017 umwandeln konnte.

De Rooy wurde Fünfter und liegt im Gesamt immer noch auf Platz drei, nach dem Sieg im vergangenen Jahr, kann er aber nicht zufrieden sein. Völlig im Dunkeln bleibt die Situation um Hans Stacey auf MAN. Er weigerte sich gestern nach Unstimmigkeiten über seine Startposition an zu fahren, wurde am Ende des Tages aber als Neunter gewertet. Ein Statement warum die Situation so behandelt wurde, gibt es bislang nicht. Auflösung des Rätsels also vielleicht Morgen.

In der Gesamtabrechnung liegt er an Position acht, als einziger MAN unter den Top-10. Er hatte wie Kollege Versluis mit Getriebeproblemen zu kämpfen und das, obwohl er auf Bewährtes setzte. Versluis trat erstmalig mit einem Automatikgetriebe an, hatte aber ebenfalls in der großen Höhe Boliviens mit der Neuentwicklung zu kämpfen.

Zu unkonstant auch die Leistungen der Renault und Tatra. Zwei respektive ein Etappensieg gehen an die jeweiligen Werksteams, in den Top-10 spielen aber beide keine wirkliche Rolle. Auch für die Trucks bleiben am Samstag nur die 64 Kilometer Reststrecke, bevor es zum Podium nach Buenos Aires geht.