Der Franzosen Stephane Peterhansel kann nach seiner Vorstellung auf der zehnten Etappe eigentlich nur noch durch einen Defekt um den Gesamtsieg gebracht werden. Alle Konkurrenten, die noch in Reichweite lagen, haben viel Zeit auf den Peugeot-Piloten verloren. Der beste Mini-Pilot Nasser Al-Attiyah liegt genau eine Stunde zurück. Dem Gesamtdritten Giniel de Villiers im Toyota fehlen weitere 12:31 Minuten auf die Bestzeit.

Die 10. Etappe in der Übersicht, Foto: ASO/DPPI
Die 10. Etappe in der Übersicht, Foto: ASO/DPPI

10. Etappe: Belen - La Rioja

(Prüfung: 278 km, Gesamtstrecke: 763 km)

Die zehnte Etappe führte die Teilnehmer der Autokategorie in die legendären Dünen von Fiambala. Die Königsetappe war die längste Dünensektion in der Geschichte der Rallye Dakar. Am Vortag hatte die Wüste in Argentinien bereits viele Teams zur Aufgabe gezwungen. Vom Biwak in Belen fuhren nur noch 81 Teams eine Verbindung zum Startpunkt der 278 Kilometer langen Wertungsprüfung.

Auf dem Weg zum Ziel war das Können der Navigatoren erneut gefragt. Die Offroad-Spezialisten am Steuer mussten ihre ganze Erfahrung umsetzen, um die weichen Dünen in großer Höhe und Hitze zu bezwingen. Die Startreihenfolge wurde für diese Sonderprüfung geändert. Die fünf bestplatzierten Autos der gestrigen Etappe starteten zusammen mit den fünf besten Motorrädern sowie Trucks. Diese 15 Teilnehmer ebneten dadurch den Weg für die andern Konkurrenten.

Auch Stephane Peterhansel bekam Probleme im ersten Teilstück, Foto: ASO/DPPI
Auch Stephane Peterhansel bekam Probleme im ersten Teilstück, Foto: ASO/DPPI

Ereignisreicher Auftakt

Beim Start zur Königsetappe lagen hinter dem Gesamtführenden Carlos Sainz nur noch vier Fahrer weniger als eine Stunde zurück. Peterhansel, Al-Attiyah, Mikko Hirvonen sowie de Villiers mussten auf dieser Prüfung unbedingt angreifen, um eine Vorentscheidung zu vermeiden. Auf Ausrutscher der Top-5 warteten noch die Toyota-Piloten Yazeed Al Rajhi und Leeroy Poulter die etwas über eine Stunde zurücklagen.

Es gab eine Startverzögerung, da ein Fluss im ersten Sektor durch ein nächtliches Gewitter unpassierbar war. Nach einer Wartezeit von einer Stunde konnte die Sonderprüfung beginnen. Nachdem die ersten fünf Motorräder mit jeweils drei Minuten Abstand losgefahren waren, ging der Gesamtführende Carlos Sainz auf die Strecke. Die Ereignisse überschlugen sich sofort. Al-Attiyah überschlug sich mit seinem X-raid-Mini bei Kilometer fünf, konnte aber noch kurzer Zeit das Rennen wieder aufnehmen. Auch Sainz verlor viel nach 30 Kilometern viel Zeit, weil er sich verfahren hatte und von de Villiers auch noch überholt wurde. Anschließend musste der Peugeot-Pilot einen weiteren Zeitverlust durch einen Reifenschaden hinnehmen.

Cyril Despres wird immer stärker, Foto: Red Bull
Cyril Despres wird immer stärker, Foto: Red Bull

Peterhansel mit großem Vorsprung an der Spitze

Dann machte Eric van Loon einen Salto, konnte aber ebenfalls mit seinem Mini weiterfahren. Mit Hirvonen bekam ein dritter Mini-Fahrer gleich zu Anfang Probleme und stand eine Weile still. Dann erwischte es erneut van Loon, der mit einem mechanischen Defekt stehenblieb. Auch Peterhansel hatte sich in den Dünen etwas verfahren. Erst nach 1:44:55 Stunden gab es die ersten Zwischenzeiten. Peterhansel lag mit dieser Zeit auf Rang eins und hatte gleichzeitig den Rückstand im Gesamtklassement von 7:03 Minuten auf Sainz wettgemacht, da der Spanier 8:15 Minuten verloren hatte. Nach seiner Irrfahrt zu Beginn steckte Sainz bei Kilometer 174 auch noch im Wüstensand fest.

Cyril Despres lag dazwischen auf Platz drei mit 7:50 Minuten Abstand hinter Nani Roma. Miroslav Zapletal tauchte überraschen mit einem Hummer auf Platz vier auf. Nach seinem gestrigen zehnten Rang scheint es mit Mark Corbett einen neuen Dünen-Spezialisten zu geben, denn er belegte einen starken sechsten Rang im Century CR5 vor de Villiers. Al-Attiyah und Hirvonen hatten durch ihre Problem bereits 28:44 sowie 41:25 Minuten Rückstand auf den Leader.

Giniel de Villiers fuhr voll auf Angriff, Foto: ASO/DPPI
Giniel de Villiers fuhr voll auf Angriff, Foto: ASO/DPPI

Peterhansel zieht weiter davon

Am zweiten und dritten Waypoint lagen immer noch drei Peugeot-Piloten in Front. Hinter Peterhansel und Despres hatte Sainz allerdings bereits 14:43 Minuten Rückstand zu beklagen. Al-Attiyah hatte bei Kilometer 180 einen weiteren Zwischenfall und kam dabei zum Stillstand. Nach fast drei Stunden Fahrzeit hatte Peterhansel sein Vorsprung auf den Dritten Sainz auf genau 20:00 Minuten ausgebaut.

Durch das Gewitter war auch der letzte Teil der Etappe in einem schlechten Zustand. Die Organisatoren bestimmten Kontrollpunkt fünf bei Kilometer 244 zum neuen vorzeitigem Ziel. Nur 31 Kilometer vor dem Ziel schlug das Schicksal erneut bei Sainz zu. Ein Getriebeschaden zwang den Spanier zum Stillstand.

Sebastien Loeb wollte es noch einmal wissen, Foto: Red Bull
Sebastien Loeb wollte es noch einmal wissen, Foto: Red Bull

Das große Warten auf den Sieger

Nach 3:58:23 Stunden kam Peterhansel als erster Fahrer im Ziel an. Peugeot-Teamkollege Despres folgte mit 5:40 Minuten Abstand vor dem Dritten de Villiers, der 26:16 Minuten verloren hatte. Im Gesamtstand besitzt Peterhansel damit einen gewaltigen Vorsprung von 1:12:31 Minuten vor de Villiers. Es konnten sich noch Veränderungen ergeben, da der Großteil der Teams gerade mal den ersten Waypoint erreicht hatte.

Inzwischen hatte Sebastien Loeb mit neuer Bestzeit vor Vladimir Vasilyev Waypoint zwei erreicht und damit Peterhansel verdrängt. Bei Kilometer 174 blieb Loeb an der gleichen Stelle wie Sainz im Sand für über zehn Minuten stecken. Beim dritten Messpunkt lag der Pechvogel nur noch auf Position sechs. Vasilyev behauptete hartnäckig Rang drei mit 10:30 Minuten Abstand hinter Peterhansel und Despres bei der fünften Zeitmessung. Roma war Vierter vor Loeb. Damit war Peterhansel der Sieg nicht mehr zu nehmen.

Dritter Tagessieg für Peterhansel

Hinter dem Etappensieger und neuen Gesamtführenden Peterhansel erzielte Despres mit Platz zwei und nur 5:40 Minuten Rückstand sein bisher bestes Resultat, seit er in der Autokategorie unterwegs ist. Vasilyev kam zum zweiten Mal auf Rang drei im Ziel an. Roma wurde Vierter vor Loeb und de Villiers.

Carlos Sainz musste nach seiner Horror-Etappe die Dakar beenden, Foto: Red Bull
Carlos Sainz musste nach seiner Horror-Etappe die Dakar beenden, Foto: Red Bull

Der Tscheche Zapletal kämpfte sich bis Rang sieben vor und erzielte damit das beste Ergebnis für einen Hummer in diesem Jahr. Mini-Fahrer Harry Hunt sowie Emiliano Spataro holten mit Platz acht und neun ihr erstes Top-10-Resultat. Der Zehnte Leeroy Poulter landete bereits zum siebten Mal in der Top-10. Knapp dahinter platzierten sich Corbett, Christian Lavieille im Renault, Toyota-Pilot Marek Dabrowski, Al-Attiyah, Robby Gordon im Gordini-Hummer und Mikko Hirvonen.

Ergebnis: 10. Etappe Autos (Top 10)

Pos.FahrerAutoZeit
1.Peterhansel/Cottret (FRA)Peugeot3:58:32
2.Despres/Castera (FRA)Peugeot+0:05:40
3.Vasilyev/Zhiltsov (RUS)Toyota+0:12:56
4.Roma/Bravo (ESP)Mini+0:14:33
5.Loeb (FRA)/Elena (MCO)Peugeot+0:17:40
6.de Villiers (RSA)/von Zitzewitz (DEU)Toyota+0:26:16
7.Zapletal (CZE)/Marton (POL)Hummer+0:27:46
8.Hunt (GBR)/Schulz (DEU)Mini+0:34:25
9.Spataro/Lozada (ARG)Renault+0:34:30
10.Poulter/Howie (RSA)Toyota+0:37:36

Gesamtwertung Autos nach 10/13 Etappen (Top-10)

Pos.FahrerAutoZeit
1.Peterhansel/Cottret (FRA)Peugeot32:44:59
2.Al-Attiyah (QAT)/Baumel (FRA)Mini+1:00:00 (Strafe: 0:01:00)
3.de Villiers (RSA)/von Zitzewitz (DEU)Toyota+1:12:31
4.Hirvonen (FIN)/Perin (FRA)Mini+1:23:51
5.Poulter/Howie (RSA)Toyota+1:33:58
6.Despres/Castera (FRA)Peugeot+1:50:07 41 (Strafe: 0:01:00)
7.Roma/Bravo (ESP)Mini+1:50:25 (Strafe: 0:01:00)
8.Vasilyev/Zhitsov (RUS)Toyota+1:58:07 (Strafe: 0:01:00)
9.Loeb (FRA)/Elena (MCO)Peugeot+2:27:31
10.Hunt (GBR)/Schulz (DEU)Mini+2:28:41 (Strafe: 0:08:00)