Insgesamt 4.534 Kilometer gegen die Uhr, 13 alles fordernde Etappen. Glühende Hitze, schwindelerregende Höhen. Unwegsam-unwirtliches Gelände, verwundene Schotterpassagen. Kurzum: die Rallye Dakar! Die steht vor ihrer nächsten, der 38. Auflage durch Argentinien und Bolivien. Zum 16. Mal am Start, das 13. Mal im Automobil: Dirk von Zitzewitz aus Karlshof in Ostholstein, der als Navigator erneut mit Giniel de Villiers aus Südafrika ein Duo bildet. Acht Mal traten "GdV" und "DvZ" bereits gemeinsam bei der legendären Wüstenrallye an und erreichten dabei nicht nur stets das Ziel, sondern feierten auch fünf Podiumsresultate – zwei mit Volkswagen und drei mit Toyota.

Auch vom 2. bis 16. Januar 2016 treten sie wieder im Toyota Hilux an, der für die kommende "Dakar" runderneuert und ausgiebig getestet wurde. Für Mr. und Mr. Zuverlässig kann das Ziel deshalb auch anno 2016 nur lauten: Podium. Doch das bleibt traditionell – angesichts einer ganzen Armada von haushoch-überlegenen X-raid-Mini und der vierfachen Werkspower von Peugeot – eine wahre Herkulesaufgabe. Eine, die Dirk von Zitzewitz und Giniel de Villiers jedoch zuletzt viermal erfolgreich meisterten. Sie sind mit fünf von sieben möglichen Podestplätzen die Podiumsgaranten der Südamerika-"Dakar". Und wollen es auch bleiben.

"Unser Ziel ist klar: Wir wollen wieder auf das Podium fahren – und das ist wie immer nicht die allerleichteste Aufgabe. Im Gegenteil: Wenn Giniel und ich erfolgreich sein wollen, müssen wir das Spiel perfekt spielen, dürfen uns also keinerlei Fehler erlauben", sagt Dirk von Zitzewitz. "Wir haben mit dem in diesem Jahr noch stärkeren Toyota Hilux einen echten ‚Dakar‘-Allrounder am Start und müssen zur richtigen Zeit das Beste herausholen, um mit den favorisierten Diesel-Autos von X-raid-Mini und Peugeot mithalten zu können. Es gibt aber keinen Grund, warum wir nicht dennoch mitmischen können. Die ‚Dakar‘ ist nicht nur technologisch, sondern auch fahrerisch und navigatorisch stets die größte Herausforderung im Motorsport. Und dass wir in dieser Hinsicht ein gutes Gesamtpaket geschnürt haben, haben wir in den vergangenen vier Jahren mit drei Podiumsplätzen bewiesen – obwohl wir nie zu den Favoriten zählten. Ich hoffe, dass ich auch 2016 meinen Beitrag leisten werde, die Großen zu ärgern und ihnen wieder eine dieser schönen ‚Dakar‘-Trophäen wegzuschnappen. Wir sind jedenfalls bereit dafür."

4,8 Millionen Zuschauer an den Strecken

1.200 Stunden Fernsehübertragungen weltweit, 4,8 Millionen Zuschauer entlang der Etappen, eine Reichweite von 32 Millionen Fans auf den sozialen Netzwerken – die Rallye Dakar ist das Motorsport-Ereignis Anfang Januar. Der Aufwand hinter dem legendären Wüstenklassiker ist immens: etwa 2.800 Menschen arbeiten jeden Tag im 10.000 Quadratmeter großen Biwak, das beinahe täglich umzieht. 22.000 Helfer sorgen während der "Dakar" zudem für die Sicherheit von Zuschauern und Teilnehmern. 556 Starter in 354 Fahrzeugen gehen die Rallye Dakar mit durchschnittlich 378 Prüfungskilometern täglich an – also jeweils etwas mehr als einer kompletten WM-Sprintrallye.

13 Sprint-Rallyes durch Argentinien und Bolivien

Ein "Best of" der vergangenen "Dakars" in Südamerika, garniert mit Neuland in Bolivien – die Rallye Dakar hat es auch 2016 in sich. Nach einem kurzen, knackigen Prolog zwischen Buenos Aires und Rosario, der die Startreihenfolge für die erste wahre Etappe bestimmt, geht es zwischen Rosario, Carlos Paz und Termas de Río Hondo an den ersten beiden Tagen gleich in die Vollen. Schnelle Abschnitte und die mächtigen Anden sind charakterbildend für die ersten Teilstücke, von denen die zweite Etappe nach Termas de Río Hondo mit 521 Kilometern gegen die Uhr die zweitlängste Prüfung der 2016er-"Dakar" bildet. Nach und um San Salvador erleben die Teilnehmer einen weiteren Härtetest mit der ersten Prüfung oberhalb der 3.000-Meter-Marke. Doch das "Dach" der "Dakar" erreichen die Teams erst auf der fünften Etappe, die nach Uyuni in Bolivien führt – mit etwa 4.600 Metern über Normalnull, höher hinaus als jemals zuvor. Die Trilogie in der Höhe komplettiert die folgende Schleife rund um Uyuni mit Höhen zwischen 3.500 und 4.200 Metern über Normalnull. Den technologischen Nachteil den der "Benziner" im Toyota Hilux bei großer Höhe hat, kann auf diesen drei Etappen beinahe nur durch Giniel- und Genie-Streiche navigatorischer Art kompensiert werden. Der Veranstalter hat jedoch vermutlich ausreichend knifflige Wegfindung eingebaut, das auch zu realisieren. Die erste Woche schließt die Fahrt nach Salta in Argentinien ab, bevor der Ruhetag kurze Erholung bringt. Die will freilich wie immer vorerst verdient werden – entsprechend anspruchsvoll wird diese Etappe ausfallen.

Die zweite Woche bringt die Dünen aufs Tableau der "Dakar". Gleich im Anschluss an den Ruhetag bekommen die Teilnehmer das zwischen Salta und Belén zu spüren, ehe die folgende Schleife um Belén die Beifahrer in Sachen Navigation noch einmal fordern wird. Auf dem Weg nach La Rioja stellen sich die Fahrer und Beifahrer dann allen verfügbaren Formen von Sand – auch jenem feinpudrigen "Guadal" (in Afrika: "Fesh-Fesh"), in dem sich die Teilnehmer leicht festfahren können. Der längste Tag der Rallye – eine 931 Kilometer lange Etappe mit 481 Kilometern gegen die Uhr – führt von San Juan nach Carlos Paz – inklusive der für diese Region bekannten Rallye-WM-typischen Schotterpisten. Die letzten 180 Kilometer auf Zeit führen die Teilnehmer zum Finale der 2016er-"Dakar" nach Rosario, wo sie nach 4.534 Prüfungskilometern, etwa 8.500 insgesamt, das Podium am "Monumento de la Bandera" erreichen.

Starke Konkurrenz

Hand aufs Herz: Wenn man in sieben Südamerika-"Dakars" fünf Mal auf dem Podium stand, dann kann es kein anderes Ziel geben, als genau das noch einmal zu erleben. Doch wenn dieses Unternehmen einmal mehr gelingen soll, braucht es erneut den Null-Fehler-Job, für den Giniel de Villiers fahrerisch und Dirk von Zitzewitz navigatorisch beinahe schon traditionell stehen. Denn die Vielzahl an siegfähigen Konkurrenten stammt aus den Lagern von X-raid-Mini und Peugeot. Beide Teams setzen auf die seit 2009 bei der "Dakar" ungeschlagene Diesel-Technologie – eine Ära, die "GdV" und "DvZ" seinerzeit selbst einläuteten. Bei X-raid-Mini bilden unter anderem die Vorjahres-Sieger Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (Q/F), Joan "Nani" Roma/Alex Haro Bravo (E/E), Mikko Hirvonen/Michel Périn (FIN/F) sowie Orlando Terranova/Bernado Graue (RA/RA) die Speerspitze, mit Peugeot treten Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (F/F), Carlos Sainz/Lucas Cruz (E/E), Sébastien Loeb/Daniel Elena (F/MC) sowie Cyril Depres/David Castera (F/F) an. Ebenso starke und siegfähige Konkurrenz kommt für de Villiers/von Zitzewitz aus dem eigenen Lager: Leeroy Poulter/Rob Howie (ZA/ZA) können auf starke Tagesergebnisse bei den zurückliegenden "Dakars" verweisen, Yazeed Al-Rahji/Timo Gottschalk (KSA/D) zählten 2015 zu den Senkrechtstartern des Wüstenklassikers.