Zuverlässige Technik, routinierte Fahrer und eine engagierte Teamleistung - so lautete das Erfolgsrezept des HS RallyeTeams bei der Dakar 2013. Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann beeindruckten trotz starker Rivalen mit Gesamtrang 13. Auf 8.500 Kilometern mussten sie nur vier Mal zur Sandschaufel und zwei Mal zum Wagenheber greifen. Die Chronik einer Erfolgsgeschichte.

Die Spannung im Vorfeld der Rallye Dakar war selten so groß wie vor der 35. Ausgabe des Wüstenklassikers. Der Hauptgrund dafür lag in einem extrem starken Teilnehmerfeld. Die im vergangenen Jahr siegreiche X-Raid-Mannschaft rückte mit sieben Fahrzeugen an. Von den Toyota Hilux Pickup - im Premierenjahr 2012 schon Dritter - waren gar acht Exemplare am Start. Dazu gesellten sich Robby Gordon im Hummer H3 sowie Nasser Al Attiyah, Carlos Sainz und Guerlain Chicherit in zweiradgetriebenen Buggies. Letztere profitierten von einer Änderung im Reglement, die den in den vergangenen Jahren chancenlosen Buggies zu einem deutlichen Leistungsplus verhalf.

"Die Konkurrenz an der Spitze ist dichter als je zuvor", stellte Matthias Kahle, Fahrer des HS RallyeTeams, schon vor dem Start fest. "Wir sind eines von 20 Teams, die um eine Top-Ten-Platzierung kämpfen." Nach der erfolgreichen Premiere bei der Silk Way Rallye, wo Kahle und sein Navigator Dr. Thomas M. Schünemann bis zum Schlusstag in Reichweite des Podiums lagen und letztlich Siebte wurden, vertraute das HS RallyeTeam erneut auf den Allrad-Prototypen SAM 30D CC.

Bei der Dakar ließen es Kahle/Schünemann an den ersten beiden Tagen in den Dünen Perus bewusst ruhig angehen. Die Deutschen hatten bis dahin fast keine Erfahrung mit einem Allradler im weichen Wüstensand gesammelt und wollten sich langsam an den Grenzbereich herantasten ohne große Risiken einzugehen. Doch das eingespielte Duo, das seit 2004 gemeinsam im Cockpit sitzt, lernte schnell. Kahle/Schünemann blieben auf der zweiten Etappe zwar noch dreimal stecken, hatten danach aber den richtigen Dreh raus und stürmten in der Gesamtwertung regelrecht nach vorn: Innerhalb von zwei Tagen kletterte der SAM von Gesamtrang 34 auf 17! Leider beklagte das HS RallyeTeam in dieser Phase auch den Ausfall des teameigenen "Fast Assistance"-Racetrucks von Mathias Behringer, Hugo Kupper und Michael Karg durch einen Motorschaden.

Trotz dieses Rückschlags steigerten sich Kahle/Schünemann von Etappe zu Etappe und schraubten ihre persönliche Tagesbestmarke immer weiter nach oben. In der Höhenluft der Anden - die siebte Etappe wurde komplett auf 3.400 bis 3.900 Metern über dem Meeresspiegel ausgetragen - setzten die Deutschen zum Höhenflug an und wurden Zwölfte in der Tageswertung. Nach dem Ruhetag im argentinischen San Miguel de Tucumán gelang dem Team sogar der Sprung in die Top Ten. Auf den kurvenreichen Schotterpisten rund um Cordoba konnten Kahle und Copilot Schünemann ihre langjährige Rallyeerfahrung ausspielen und in zwei neunte Plätze ummünzen.

Gleichzeitig überzeugte der SAM 30D CC bei seiner ersten Dakar-Teilnahme durch eine beeindruckende Zuverlässigkeit. Während der 8.574 Kilometer langen Reise durch Peru, Argentinien und Chile hatte der 300 PS starke Allradler lediglich kleinere Probleme wie einen gebrochenen Querlenker, einen Riss im Ladeluftkühler, eine aufgesprungene Tür und zwei Reifenschäden. Für die größten Schrecksekunden während der zweiwöchigen Wüstenrallye sorgte launische Wetter: Am achten Tag fuhren Kahle/Schünemann gerade durch ein ausgetrocknetes Flussbett, als plötzlich eine Flutwelle auf sie zurollte - verursacht durch starke Regenfälle in den Anden. Wegen ähnlicher Bedingungen musste auch die zehnte Etappe vorzeitig gestoppt werden.

Das HS RallyeTeam ließ sich von diesen Widrigkeiten nicht beeindrucken. Kahle/Schünemann zeigten in der zweiten Rallyehälfte weiterhin eine fehlerfreie und souveräne Leistung und blieben nur noch einmal im Sand stecken. Im Ziel fiel der Abstand der besten Deutschen auf die Spitze so gering aus wie nie zuvor bei der härtesten Rallye der Welt. Mit dem Rückstand von 5:33:33 Stunden wäre das Team in den vergangenen Jahren immer in den Top Ten gelandet, in einem äußerst stark besetzten Feld liefen Kahle/Schünemann letztlich auf Gesamtrang 13 in Santiago de Chile ein.

"Wir haben uns auf über 8.000 Kilometer fast keine Fehler erlaubt und einige herausragende Etappen zurückgelegt", strahlte Navigator Schünemann im Ziel. "Jeder von uns hat in den vergangenen zwei Wochen wirklich alles gegeben, um ein möglichst gutes Ergebnis einzufahren. Der 13. Platz ist in Anbetracht der starken Konkurrenz sehr hoch einzustufen."