Es wird der längste Tag auf der diesjährigen Dakar für die Autos und Bikes. Mit Verbindungsetappe sind über 850 Kilometer zu bewältigen. Auch die Stage an sich ist lang, 593 minus einer Neutralisation von gut 120 Kilometern. Aber es ist schnell. Wir sind hier schließlich in WRC Rallye Land. Der erste Teil vor der Neutralisation ist noch sehr tricky und kurvenreich, viele Steine machen es auch nicht einfacher, aber im zweiten Teil geht es richtig zur Sache, da braucht man Power unter der Haube. Interessant ist der direkte Vergleich Buggies und Allradler, denn im Sand schienen die Hecktriebler bevorteilt, aber auf engen Strecken stehen sich die Buggies manchmal selbst im Weg. Zu unhandlich.

Die Trucks werden nicht so gefordert (außer durch frühes Aufstehen; Abfahrt im Bivak ist um vier Uhr morgens), denn ihre Prüfung ist nur knapp 300 Kilometer lang. Favoritenprobleme sehen wir aber sowohl bei den Autos als auch bei den Tuckern. Speziell bei den "Großen" bedeutet ein kleines Problem direkt einen deutlichen Rückfall im Gesamtklassement.

Der längste Tag der Dakar steht bevor, Foto: Ellen Lohr
Der längste Tag der Dakar steht bevor, Foto: Ellen Lohr

So heute geschehen beim Dauerführenden De Rooy. Er verliert durch einen Schaden am Turbo knapp eineinhalb Stunden und fällt sofort auf Gesamtrang vier zurück. Jetzt wird es schwierig für den Gesamtführenden, denn anders als die Kamaz, hat er quasi keinen Backup-Truck für eine gute Platzierung mehr. Stacey ist seit vorgestern raus und Biasion dümpelt auf 15. Die Top-5 der Trucks dürfen sich einfach keinen Patzer erlauben. Am sichersten fahren zur Zeit die Kamaz, die mit P1 und P3 zwei heiße Eisen im Feuer haben. Die ersten Acht liegen innerhalb zwei Stunden... ohne Worte!

Auch bei den Autos erwischt es einen der großen Favoriten. Nachdem er vorgestern noch Riesenglück hatte und nach eigentlich verpatzter Stage weiter auf Gesamtrang zwei bleiben konnte, hat Al-Attiyah den ganzen Tag mit Problemen zu kämpfen. Er stoppt mehrmals. Das letzte Mal vier Kilometer vor dem Ziel, das sieht nicht gut aus. Nachdem Sainz ja schon lange die Segel streichen musste, wird es wohl nichts mehr mit dem Dakarsieg des neugegründeten Buggyteams. Peterhansel auf Mini kann seine Führung dadurch ausbauen und hat zur Zeit alle Asse in der Hand.

Ellens Eindrücke live von der Dakar, Foto: Ellen Lohr
Ellens Eindrücke live von der Dakar, Foto: Ellen Lohr

Wir müssen auf der Serviceroute auch richtig Kilometer schrubben und die sind nicht immer ein Vergnügen, denn der Veranstalter begrenzt die Assistenzautos auf 110 km/h. Während man auf den einsamen Straßen in Peru und Chile fast in einen meditativen Zustand verfällt, lädt die Landschaft in Argentinien noch nicht zum Träumen ein. Es sieht eigentlich aus wie in Deutschland (im Sommer... heute 34 Grad) auf einer x-beliebigen Landstraße.

Statt eines Ausflugs in die Dünen machen wir einen Abstecher nach Cordoba. Ich bin jetzt bereits zum dritten oder vierten Mal in Cordoba, aber gesehen habe ich die Stadt bisher nicht. Das Bivak liegt außerhalb und die Stadt umfährt man eigentlich. Wir fahren heute aber mittendurch und müssen entdecken, dass wir in den vergangenen Jahren nicht großartig was verpasst haben. Die Außenbezirke sind, nett gesagt, potthässlich. Nur die eigentliche City ist in einem guten Zustand. Was auffällt (in ganz Argentinien, egal wie groß die Stadt oder klein das Kaff) ist, dass die Straßen immer bestimmten 'Themen' zugeordnet sind. So findet man in einer Straße alle Farbengeschäfte, in einer anderen alle Fahrradgeschäfte und so weiter. Eigentlich praktisch.

Völlig unpraktisch dagegen die Tatsache, dass der Veranstalter im Mediacenter (heute eine Turnhalle) um 9 Uhr abends den Strom kappt. Angesichts der Tatsache, dass die jetzt gerade um acht Uhr noch kein Auto im Bivak angekommen ist, kann man das wohl arbeiten unter erschwerten Bedingungen nennen.