Gesamtrang drei mit ihrem Toyota Hilux "made in South Africa" beim einzigen Ruhetag der Rallye - und das vor weitaus höher eingeschätzten Konkurrenten. Es scheint, als könne der Underdog erneut die große Überraschung werden. Doch "Ginny" und "Schnietz", wie sich die beiden gegenseitig freundschaftlich nennen, erklären im Kurzinterview, warum viel erreicht ist - aber noch nichts gewonnen.

Drei Fragen an Giniel de Villiers

Giniel, kannst Du Dich noch daran erinnern, wann ihr das letzte Mal etwa 45 Minuten hinter der Spitze auf Rang drei lagt - vor den Schlüsseletappen rund um La Rioja und Fiambala?
Giniel de Villiers: Oh ja, das war 2009. Und ein paar Tage später lagen wir in Führung und haben die Dakar gewonnen. Das zeigt, dass bei der Rallye Dakar immer alles möglich ist. Alles kann passieren. Aber das gilt natürlich auch für uns. Man muss deshalb jede Sekunde achtsam und auf der Hut sein. Und versuchen, keine großen Fehler zu machen.

Hast Du erwartet, dass ihr bereits am vierten Tag Rang drei erkämpfen und seither verteidigt? Anders gefragt: Was sind für Dich die großen Überraschungen der Dakar bisher?
Giniel de Villiers: Um ehrlich zu sein: Die ganz großen Überraschungen sind ausgeblieben, von unserer frühen Top-Platzierung einmal abgesehen. Stephane Peterhansel führt mit dem X-raid-Mini und erfüllt seine Favoritenrolle perfekt – wie erwartet. Die Buggys, etwa der von Nasser Al-Attiyah, sind so stark wie wir vermutet hatten, denn das Reglement kommt ihnen sehr entgegen. Die Überraschung ist nur, dass sich alle Favoriten bereits Fehler geleistet und Zeit verloren haben. Manche mehr, manche weniger. Und das ist der Grund, dass wir da sind, wo wir sind.

Du und Dirk, Ihr seid Mr. und Mr. Zuverlässig und habt diesen typischen Three-O-One-Style mit dem ihr "cool, calm and collected" und wohlkalkuliert zu Werke geht. Was wird diese Herangehensweise am Ende der Dakar 2013 wert sein?
Giniel de Villiers: Für Vorhersagen ist es zu früh. Das ist es auch einen Kilometer vor dem Dakar-Ziel noch. Erwarte das Unerwartete - der Rallye-Dakar-Grundsatz ist wahr, das haben wir selbst schon oft erlebt. Wir haben diesmal bereits viel erreicht und sind stolz auf den dritten Platz. Aber gewonnen haben wir noch nichts. Es liegen noch harte und lange Tage vor uns. Und ein unerbittliches Terrain, das erst einmal bewältigt werden muss. Ich denke aber, dass wir darauf vorbereitet sind.

Drei Fragen an Dirk von Zitzewitz

Dirk, wenn Du Giniel, Version 2013, mit Giniel, Version 2009, vergleichst - welche Ähnlichkeiten gibt es, was ist ganz anders?
Dirk von Zitzewitz: Giniel zeichnet eine enorme innere Ruhe aus. Und er orientiert sich stets an realistischen Zielen. So war er schon immer und das schätze ich an ihm. Auch wegen dieser Charaktereigenschaften haben wir 2009 die Dakar gewonnen. Doch Ginny ist ehrgeizig und hat sich seither mächtig weiterentwickelt. Er hat beispielswiese Sprint-Rallyes in Südafrika bestritten, um auf Rallye-WM-ähnlichem Streckenverlauf besser zu werden. Das könnte sich auf den kommenden Etappen noch auszahlen.

Die Dakar hat viele Gesichter, Foto: DPPI/ASO
Die Dakar hat viele Gesichter, Foto: DPPI/ASO

Auf Etappe zwei einer von zwei Top-Beifahrern zu sein, die den Weg schnell finden, auf Etappe drei 20 Minuten Zeitverlust, weil Du in Sekundenbruchteilen eine falsche Entscheidung getroffen hast. Wie ist das für einen Beifahrer, wenn man eigentlich nichts gewinnen, nur alles verlieren kann?
Dirk von Zitzewitz: Solche Patzer wurmen mich sehr. Ich ärgere mich sogar jetzt, Tage später, noch, dass wir dort so viel Zeit liegen gelassen haben. An unserer Position im Gesamtklassement hätte das zwar nichts geändert. Doch wir könnten die Führenden jetzt besser unter Druck setzen. Aber das ist das Schicksal der Beifahrer: Machst Du Deinen Job perfekt, gilt das als normal. Ein kleiner Fehler und man ist der Depp. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Und ich kann versichern: Diese Art von Druck macht mir wenig aus. Im Gegenteil. Für mich ist er pure Motivation.

Viel Peru, ein bisschen Chile und ein bisschen Argentinien - wie schätzt Du nach einer Woche Dakar den Schwierigkeitsgrad bisher ein? Und was erwartet Ihr von Woche zwei?
Dirk von Zitzewitz: Die ersten Etappen waren deutlich härter als erwartet. Doch ich gehe davon aus, dass die richtig dicken Brocken erst noch kommen. Diese Dakar ist hart, aber sicher nicht die härteste aller Zeiten. Es kommen noch legendäre Wertungsprüfungen wie jene rund um La Rioja und die Gegend von Fiambala. Auf die freuen wir uns richtig. Aber genau wegen dieser enormen Herausforderungen stellen wir uns der Rallye Dakar ja.