Der achte Tag der Rallye Dakar begann mit einer ungewöhnlichen Nachricht: Das erste Teilstück der ursprünglich 470 Kilometer langen Speziale wurde wegen nächtlicher Regenfälle abgesagt. Somit verringerte sich die in Wertung gefahrene Distanz auf 182 Kilometer, doch auch die gingen nicht reibungslos über die Bühne. Gut 100 Kilometer vor dem Ziel führte die Route durch ein ausgetrocknetes und staubiges Flussbett.

Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann steuerten ihren SAM 30D CC gerade durch diese Passage, als eine Flutwelle – verursacht durch starke Schauer in der Region – auf sie zurollte. "Das Wasser kam völlig unerwartet", berichtet Navigator Schünemann. "Das Auto stand sofort bis zur unteren Türkante im Wasser. Wir haben schnell versucht, uns auf eine Landzunge zu retten. Zusammen mit Pascal Thomasse im MD Buggy mussten wir aber erst einmal einen Steilhang frei räumen, um überhaupt aus dem Flussbett herauszukommen."

Gemeinsam mit dem Franzosen gelang es Kahle/Schünemann schließlich, sich aus der Sturzflut zu befreien und das Ziel der Speziale zu erreichen. Dort erfuhren sie, dass die Speziale wegen Unbefahrbarkeit der Strecke neutralisiert wird. Nur eine Handvoll Teams hatte die Wertungsprüfung unter regulären Bedingungen beendet, alle anderen bekamen – wie in solchen Fällen üblich – die Zeit desjenigen Fahrers zugeteilt, der die Prüfung als letzter beendet hatte.

Durch die Neutralisation haben sich die Abstände nur auf den ersten Positionen verändert. Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann behaupten weiterhin die 16. Position im Gesamtklassement. Der Rückstand auf den Gesamt-15. Geoffrey Olholm (Toyota Hilux Pickup) beträgt 7.20 Minuten, der Vorsprung auf die Verfolger Adam Malysz (ebenfalls Toyota) und Christian Lavieille (Dessoude Buggy) liegt bei 15.58 bzw. 18.07 Minuten. Nach dem wohlverdienten Ruhetag starten Kahle/Schünemann mit lediglich 3:18.36 Stunden Rückstand auf den Führenden Stéphane Peterhansel (Mini All4 Racing) in die zweite Rallyehälfte – so nah war das HS RallyeTeam bei den bisherigen sechs Dakar-Teilnahmen zur Halbzeit noch nie an der Spitze dran!

Stimmen nach der achten Etappe:

Matthias Kahle: "Anfangs fand ich die Prüfung ehrlich gesagt nicht besonders spannend. Es ging nur schnell geradeaus, bis sich irgendwann die Ereignisse überschlagen haben. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Insgesamt bin ich froh, dass wir jetzt einen Tag Pause haben. Die Rallye war bisher extrem anstrengend. Mit unserer Leistung sind wir sehr zufrieden. Der SAM lief zuverlässig und wir haben uns fahrerisch immer mehr gesteigert."

Dr. Thomas M. Schünemann: "Der heutige Tag war das pure Abenteuer! Das war wie ein Tsunami in der Wüste. Wahnsinn! Mein Vater hat mal zu mir gesagt: ‚In der Wüste gibt es mehr Menschen, die ertrinken, als Leute, die verdursten. Jetzt weiß ich auch warum. Trotz dieser Wetterkapriolen haben wir den Ruhetag wohlbehalten erreicht. Der SAM hat bisher sehr zuverlässig funktioniert. Wir sind mit der Arbeit von unserem Team wirklich zufrieden. In der zweiten Rallyehälfte werden wir daran anknüpfen."