Der Spanier Joan Barreda Bort hat die achte Etappe der Rallye Dakar von Salta nach Tucuman in 2 Stunden 7 Minuten und 26 Sekunden für sich entschieden. Der Husqvarna-Pilot setzte sich vor dem Amerikaner Johnny Campbell und dem Slowaken Ivan Jakes durch. Zahlreiche Navigationsprobleme sorgten für ein kurioses Ergebnis, das auch in der Gesamtwertung zu Umwälzungen führte. Olivier Pain fiel von der Spitze auf den fünften Platz zurück, neuer Führender ist nun David Casteu vor Cyril Despres und Ruben Faria. Despres wird für einen Motorwechsel jedoch noch mit einer Zeitstrafe von 15 Minuten belegt werden und im Klassement auf den fünften Platz zurückfallen.

Eigentlich hätten für die verbliebenen 143 Motorrad-Piloten auf der letzten Etappe vor dem Ruhetag am Sonntag 492 Kilometer auf dem Programm gestanden, doch ein schweres Unwetter im Westen Argentiniens führte zu einer Absage von mehr als der Hälfte der geplanten Wegstrecke, sodass die Fahrer lediglich 184 Kilometer bewältigen mussten.

Despres hatte technische Probleme, Foto: Dakar Press
Despres hatte technische Probleme, Foto: Dakar Press

Despres im Pech

Für Top-Favorit Cyril Despres setzte es bereits vor dem Start einen Tiefschlag: Der KTM-Pilot musste einen Motorwechsel vornehmen, da sein Getriebe schon auf der siebten Etappe gestreikt hatte und er daher am Freitag 13 Minuten verlor. Der Franzose musste den Tausch des Aggregats gemeinsam mit seinen Teamkollegen selbst durchführen, da die Motorrad-Piloten von Freitag auf Samstag in einem eigenen Biwak übernachteten, zu dem die Mechaniker keinen Zutritt hatten.

Despres erhielt den Motor des Polen Marek Dabrowski und wird für den Austausch des Triebwerks mit einer Strafe von 15 Minuten belegt, was den Franzosen im Kampf um den Dakar-Sieg weiter zurückwirft. Sollte sich KTM dazu entscheiden, am Ruhetag einen weiteren Motorwechsel vorzunehmen, bekäme Despres weitere 45 Minuten aufgebrummt und müsste sich vom Triumph in der Wüste wohl endgültig verabschieden.

Favoriten straucheln

Kurt Caselli, der die Etappe am Freitag gewonnen hatte, ging als Erster auf die verkürzte Strecke, verfuhr sich nach 30 Kilometern jedoch an einer Abzweigung und verlor auf seiner Irrfahrt in der Pampa Zeit. Hatte auf den ersten Kilometern noch der Niederländer Frans Verhoeven die Nase vorne, setzte sich bei der zweiten Zeitmessung der zuletzt schwer gestürzte Spanier Joan Barreda Bort an die Spitze, gefolgt von Despres mit 28 Sekunden Rückstand. Beim Checkpoint nach 86 Kilometern blieb die Lage unverändert, Despres hatte lediglich zwei Sekunden auf Barreda Bort aufgeholt. An die dritte Stelle setzte sich zu diesem Zeitpunkt unerwartet der australische KTM-Pilot Ben Grabham mit einer Minute Rückstand.

Campbell wurde überraschend Zweiter, Foto: HRC
Campbell wurde überraschend Zweiter, Foto: HRC

Wie schwierig die Navigation bei der Dakar ist, zeigte sich nach 122 Kilometern, da nahezu alle Favoriten den falschen Weg einschlugen und sich nicht weiter auf der vorgesehenen Route entlang des Flusses orientierten, sondern Kurs auf die Berge nahmen. Als großer Profiteur dieses Durcheinanders kristallisierte sich Barreda Bort heraus, der seine dritte Etappe in diesem Jahr überlegen gewann und überraschend den amerikanischen Honda-Piloten Johnny Campbell um mehr als sieben Minuten auf den zweiten Platz verwies.

Casteu am Platz an der Sonne

Auf Rang drei reihte sich nicht minder überraschend der Slowake Ivan Jakes vor dem Portugiesen Pedro Bianchi Prata und dem Franzosen Vincent Guindani ein. Sechster wurde mit David Casteu hingegen ein bekannter Name, er platzierte sich vor dem Chilenen Felipe Prohens. Dahinter überquerte der Niederländer Robert van Pelt die Ziellinie, der ebenso wie Lyndon Poskitt im Gesamtklassement zwar weit abgeschlagen zurückliegt, jedoch die Gunst der Stunde für ein fulminantes Ergebnis nutzte. Komplettiert wurden die Top-10 von Helder Rodrigues. Despres wurde Elfter, während Pain nicht weniger als 37 Minuten verlor und sich jenseits der 70. Position einordnete.

Casteu liegt nun vorne, Foto: Dakar Press
Casteu liegt nun vorne, Foto: Dakar Press

In der Gesamtwertung hat Casteu die Spitze übernommen und führt nun mit neun beziehungsweise elf Minuten Vorsprung auf Despres und Faria. Despres wird aufgrund der 15-minütigen Zeitstrafe für den Motorwechsel jedoch noch zurückfallen. Der bisherige Leader Pain rutschte hinter Francisco Lopez auf den fünften Rang ab. Tagessieger Barreda Bort liegt nach seinen zahlreichen Problemen der letzten Tage mit knapp dreieinhalb Stunden Rückstand auf dem 42. Platz.

Stimmen nach der 8. Etappe:

Joan Barreda Bort: Es war ein guter Tag, da sich meine Hand nach den vielen Problemen der letzten Tage besser und besser anfühlt und ich wieder normal fahren kann. Ich habe schnell zu den Führenden aufgeschlossen, die nach einem Navigationsfehler umkehren mussten, und war ab diesem Zeitpunkt vorne. Auf den letzten Kilometern habe jedoch ich einen Navigationsfehler begangen und David Casteu konnte mich überholen. Nichtsdestotrotz bin ich glücklich, weil ich ziemlich gut navigiert habe und einen weiteren Etappensieg verbuchen konnte.

David Casteu: Ein großartiger Sieg der Navigation! Ich bin wahnsinnig glücklich, weil es schwierig ist, an der Spitze zu fahren und gleichzeitig zu attackieren und die Orientierung zu behalten. Ich bin cool geblieben, während alle anderen die Kontrolle verloren haben. Aber ich bin fokussiert geblieben und als Erster über die Linie gefahren. Die Dakar während des Ruhetags anzuführen ist unglaublich!

Olivier Pain: Ein furchtbar schwieriger Tag, vor allem weil wir einen Fehler gemacht haben. Ich wollte fokussiert bleiben und habe trotzdem einen Fehler begangen. Ich verstehe es nicht, alles sah gut aus. Chaleco ist ein bisschen zu früh in ein Tal abgebogen und kam genau vor mir zurück. Wir lagen gut und dann… ich weiß es nicht. Wir hätten uns etwas weiter rechts halten sollen, aber es war im Regen schwierig. So ist es eben. Ich war der große Verlierer. Natürlich weiß ich, dass nicht alles verloren ist, es wird in der zweiten Woche weitere Überraschungen geben. Das Ziel lautet, sich nicht zu verletzten und nach Santiago zu kommen. Aber es liegt noch viel für uns…

Cyril Despres: Ich habe meinen schlechten Tag hinter mir gelassen! Gestern auf der schnellen Spezialprüfung ist mein fünfter Gang gebrochen, aber ich hatte Glück, dass mir mein Freund Marek Dabrowski im Biwak seinen Motor gegeben und meinen genommen hat. Daher war ich heute in der Lage, normal zu fahren und hätte beinahe einen großen Coup landen können, weil ich fast den richtigen Weg am Eingang zum Rio genommen habe. Es führten aber alle Spuren nach links, sodass ich ihnen am Ende gefolgt bin und auf die anderen getroffen bin, die sich verfahren haben. Wenn so etwas passiert, sehe ich in mein Road Book und auf die Landschaft. Ich musste 500 Meter vor dem rechten Weg umkehren, aber so ist das eben… Es gibt gute Tage, weniger gute Tage und großartige Tage. Ich warte auf einen großartigen Tag!

Ergebnis: 8. Etappe Motorräder (Top 10)

1. Joan Barreda Bort (Husqvarna): 02:07:26 Stunden
2. Johnny Campbell (Honda): +00:07:04
3. Ivan Jakes (KTM): +00:07:57
4. Pedro Bianchi Prata (Husqvarna): +00:11:10
5. Vincent Guindani (Yamaha): +00:13:07
6. David Casteu (Yamaha): +00:14:13
7. Felipe Prohens (Honda): +00:14:35
8. Robert Van Pelt (Honda): +00:15:08
9. Lyndon Poskitt (KTM): +00:15:48
10. Helder Rodrigues (Honda): +00:15:57

Gesamtwertung: Motorräder 8/14 (Top 10)

1. David Casteu (Yamaha): 19:56:33 Stunden
2. Cyril Despres (KTM): +00:09:26*
3. Ruben Faria (KTM): +00:11:16
4. Francisco Lopez (KTM): +00:12:00
5. Olivier Pain (Yamaha): +00:16:10
6. Ivan Jakes (KTM): +00:26:22
7. Jeremias Israel Esquerre (Honda): +00:27:07
8. Jakub Przygonski (KTM): +00:31:32
9. Stefan Svitko (KTM): +00:33:50
10. Javier Pizzolito (Honda): +00:34:55

* Noch ohne Zeitstrafe von 15 Minuten

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