Wie sich schon am ersten Tag zeigte, ist das eine unglaublich gut besetzte Dakar. Bei den Motorrädern bekommt KTM erstmalig seit Jahren ernsthafte Konkurrenz. Honda bringt ein Werksteam an den Start, Yamaha sowieso Husquarna sind ganz vorne dabei. Das wird schwer für die erfolgsverwöhnte KTM Speerspitze Depres.

Auch bei den Trucks ist die Competition hart wie selten. Heute allerdings wiederholt de Rooy auf Iveco zunächst einmal seinen gestrigen Etappensieg und setzt damit mehr als eine Duftmarke. Einzig Loprais auf dem neu aufgebauten Tatra kann folgen. Teamkollege Biasion auf dem Iveko Trakker liegt dagegen schon etwas zurück. Für mich heißt der Favorit trotzdem Loprais, denn wir beobachten die Trucks auf der Strecke und da zeigt sich, dass de Rooy absolut am Limit fährt, Loprais aber mit einer geradezu vorsichtigen Zurückhaltung agiert. Trotzdem trennt die beiden im Ziel nur eine Minute.

Peterhansel kam gut aus den Startlöchern, Foto: x-raid
Peterhansel kam gut aus den Startlöchern, Foto: x-raid

Es sieht wohl so aus, dass de Rooy attackiert und Biasion und Stacey als Sicherheit hinterherfahren, aber wie gesagt, der Tatra sieht auf der Strecke richtig gut aus. Die Kamaz hingegen erscheinen als zahme Kätzchen. Können sie nicht oder wollen sie nicht, ist die Frage. Die MAN sehen noch nicht richtig Land und die Unimog liegen als Paket auf den Plätzen 30+. Wir werden sehen, immerhin sind erst fünf Prozent der Gesamtstrecke absolviert.

Auch bei den Autos ist die Konkurrenz riesig, ich möchte meinen, so stark wie noch nie in Südamerika. Das kommt natürlich auch wegen der neuen Einstufungen der verschiedenen Fahrzeuge und Motorentypen. So sind im Vergleich zum Vorjahr die Buggies per Air Restrictor bevorteilt worden, die Benziner-Allradler benachteiligt. Wer das zu spüren bekommt, sind auch die favorisierten Minis, denn obwohl Peterhansel heute die Stage gewinnt, sind ihm gerade die Buggies im Nacken und der Altmeister muss alles geben um sie hinter sich zu halten. So sind die Top-10 eine fröhliche Mischung aus Minis, Toyota Hilux und den Buggies von SMG und aus Quatar.

Robby Gordon schwächelt noch, Foto: Ellen Lohr
Robby Gordon schwächelt noch, Foto: Ellen Lohr

Dahinter findet man einen Great Wall in der Hand des Routiniers Carlos Sousa genauso wie andere. Robby Gordon schwächelt erneut, der absolute Publikumsliebling läuft auf Position 29 ein. Auch Matthias Kahle auf dem SAM Mercedes bleibt noch ein bisschen hinter seinen Erwartungen. Dreimal fährt sich die Crew fest und auch die sehr schwierige Navigation im offenen Gelände bereitet Schwierigkeiten. Teamchef Sven Knorr ist gelassen: "Unser Motto lautet: Jeden Tag reinkommen wenn die Sonne noch scheint und mit der Wiedervorbereitung fertig sein, wenn es noch dunkel ist, dann ist alles im grünen Bereich."

Direkt hinter dem sechsfachen deutschen Meister fährt Stephan Schott, der Privatier, der es auf einem aktuellen Mini auch noch ruhig angehen lässt. Nachdem ihn eine Begegnung mit einem Stein im Vorjahr bereits in der Anfangsphase weit zurückgeworfen hatte, sicher eine gute Taktik. Stephanie Manns, eine der wenigen Frauen im Feld, musste sich gestern wie ihre beiden Teamkollegen im Mc Rae Buggy mit einem defekten Sensor herumschlagen, der das Auto ins Motor-Notprogramm schaltet. Kein Vergnügen in den Dünen. Heute wird sie 83.

Grundsätzlich sind sich im Bivak alle einig. Ein Start der Dakar direkt mit Sandetappen wird dafür sorgen, dass das Feld ganz allgemein ruhiger wird. Der erste Stress ist vorbei und es gab noch keine größeren Unfälle (okay, ein Wevers Auto trifft in den Dünen ein Organisationsauto, zum Nachteil des Orgafahrzeugs, ein anderer fährt einem Konkurrenten in den Dünen ins Heck, wobei ein Beinbruch zu verzeichnen ist) aber alles in allem ist die erste Nervosität bei den meisten raus und das führt sicher dazu, dass es auf den Highspeed Etappen in Argentinien relaxter zugeht. Morgen verlassen wir unser erstes Bivak Richtung Nasca und es bleibt weiter sandig.