Marc Coma trat als erster zur heißen dritten Etappe von San Rafael nach San Juan an, bei der teilweise sogar die Maschinen zwischenzeitlich abgestellt werden mussten, da der Benzin unter der brennenden argentinischen Sonne bereits Blasen warf. Dicht hinter ihm startete Teamkollege Cyril Despres. Allerdings wurde die Motorradfahrer auf dem 291 Kilometer langen Weg der Verbindungsstrecke von einem Verkehrsunfall aufgehalten, der nicht direkt mit der Rallye Dakar in Verbindung stand und an dem ein ziviler Motorradfahrer auf dem Verlauf der Strecke der dritten Etappe beteiligt war. Etwas später aber zuerst an CP1 kam Despres an. Der Franzose führte dicht gefolgt von Coma.

Marc Coma fuhr 16 Kilometer Umweg, Foto: ASO
Marc Coma fuhr 16 Kilometer Umweg, Foto: ASO

Schon bei der zweiten Zweitmessung der Wertungsprüfung hatte allerdings Coma schon wieder die Nase vorn, Despres folgte 14 Sekunden dahinter. Hinter dem Spitzenduo tobte ein harter Kampf zwischen Verhoeven und Goncalves um den letzten Podestplatz. Beide waren nach über 100 Kilometern nur acht Sekunden voneinander getrennt, während Faria zurückfiel. Etwa 50 Kilometer weiter spitzte sich auch das KTM-Duell an der Front wieder zu. Coma und Despres hatten bei der Zeitmessung CP3 nur einen hauchdünnen Abstand von zwei Sekunden.

Der Vorjahressieger legte sich allerdings wenig später selbst Steine in den Weg, er folgte der Strecke, die für Autos und LKW bestimmt war und musste nach einigen Kilometern in die falsche Richtung wenden und fand sich mit erheblichem Rückstand wieder auf der Motorradroute ein. Einfaches Spiel für Despres: Der Franzose entschied die dritte Etappe für sich und rückt durch Comas Fehler auch in der Gesamtwertung nach vorn.

Nie über das Unglück der anderen freuen

Despres fasste seinen Tag zusammen: "Für mich war die heutige Wertungsprüfung auch sehr schwer. Es hat heute Morgen schlecht angefangen, denn beim Aufschlag in einer Mulde habe ich mir was an der Klauenkupplung abgerissen. Und 60 Kilometer später blieb mein Kursanzeiger stehen. Dann kamen wir in die Berge und ich wollte mein Tempo halten, weil ich wusste, dass Marc vorn sehr schnell unterwegs war, aber dann kamen wir an einen Bach und ich musste abbremsen, weil ich aufs GPS gucken musste und dann hat meine Hinterradbremse auf dem großen Anstieg gelitten."

Dafür sei er dann bei der Abfahrt aufs Ganze gegangen. Auf den letzten 50 Kilometern habe der KTM Pilot kaum noch Spuren gesehen. "Also war ich mir nicht sicher, ob Marc durch ist. Dann komme ich als Erster ins Ziel und man sagt mir, dass er sich verfahren hat und mir das in die Hände spielt. Das ist gut für mich, auch wenn ich mich nie über das Unglück anderer freue", ergänzte Despres.

Coma schilderte seinen Navigationsfehler: "Bei km 170 hat sich die Strecke für die Motorräder und die Autos geteilt. Ich habe ins Roadbook geschaut und dachte, ich wäre richtig, aber dann habe ich gesehen, dass das nicht stimmt, denn die nächste Notiz kam nach acht Kilometern. Da habe ich gewendet, aber 16 Kilometer sind viel!" Danach habe er angegriffen, um etwas Zeit gutzumachen, allerdings sei der Tag insgesamt schwierig gelaufen. "Es ist, wie es ist. Ich verliere 13 Minuten. Das ist viel, aber wenn man einen Fehler macht, muss man sich nicht wundern, dass der Abstand wächst. So ist das Rennen. Gestern war mein Tag, heute nicht", schloss er ab.

Zwischen- und Ausfälle

Jakub Przygonski, der bisher auf dem vierten Platz der Gesamtwertung lag, wurde schon bei Kilometer 68 der Wertungsprüfung Opfer eines Motorschadens. Der Pole musste stoppen und versuchte den Schaden noch vor Ort zu reparieren. Quinn Cody traf es noch härter. Der Amerikaner hatte sich zwischen CP2 und CP3 überschlagen, doch auch die Hilfe von Juan Pedrero half nicht viel - er wurde mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch und Schädeltrauma von einem Helikopter ins Krankenhaus gebracht. Das Aus für den Honda Fahrer.

Cody war allerdings nicht der einzige Pilot, den es in der sengenden Hitze bei 42 Grad Celsius abwarf. Auch Joan Barreda legte sich ab und verlor wertvolle Zeit. Francisco Lopez hatte wie Coma leichte Orientierungsschwierigkeiten, stürzte dazu noch und fiel zurück.

Ergebnis: 3. Etappe Bikes (Top 10)

1. Cyril Despres (KTM) 03:48:38
2. Frans Verhoeven (Sherco) +00:08:37
3. Paulo Goncalves (Husqvarna) +00:08:39
4. Helder Rodrigues (Yamaha) +00:10:03
5. Alain Duclos (Aprilia) +00:11:12
6. David Casteu (Yamaha) +00:11:42
7. Marc Coma (KTM) +00:13:04
8. Francisco Lopez (Aprilia) +00:17:59
9. Gerard Farres Guell (KTM) +00:18:19
10. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +00:18:32

Gesamtwertung (Top 10)

1. Cyril Despres (KTM) 07:31:42
2. Marc Coma (KTM) +00:10:12
3.David Casteu (Yamaha) +00:17:16
4. Francisco Lopez (Aprilia) +00:17:37
5. Helder Rodrigues (Yamaha) +00:19:49
6. Alain Duclos (Aprilia) +00:20:47
7. Paulo Goncalves (Husqvarna) +00:26:00
8. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +00:26:18
9. Javier Pizzolito (Honda) +00:27:21
10. Jordi Viladoms (KTM) +00:28:26

Alle Bilder zur Rallye Dakar 2012