Überall wehten weiße Flaggen, Papierschnipsel flogen durch die heiße Luft, Menschen jubelten begeistert in Richtung des blauen Autos, das soeben die Siegermeile in Buenos Aires passiert hatte. Mittendrin: Nasser Al-Attiyah und Timo Gottschalk. Das Volkswagen-Duo hatte soeben seinen ersten Sieg bei der gefährlichsten Rallye der Welt gebührend begossen. "Der Sieg ist für mich von sehr großer Bedeutung", strahlte Al-Attiyah nach dem Triumph im Gepsräch mit Motorsport-Magazin.com. "Man hat mich immer unterstützt und ich bin mir sicher, dass mein Sieg auch für das Land Katar von großer Bedeutung ist. Der Motorsport wird jetzt einen Aufschwung erleben, eine neue Generation erreichen."

Doch der Weg zum ersten Dakar-Sieg war kein leichter für das Duo Al-Attiyah/Gottschalk. Ein Rückblick auf die Rallye Dakar 2011. Lange Zeit duellierten sich die beiden Stoßstange an Stoßstange mit Vorjahressieger Carlos Sainz, die Dakar glich hier eher einem Sprintrennen denn einem Rallye-Marathon. Auf der drittletzten Etappe überspannte Volkswagen-Pilot Sainz den Bogen schließlich und zerstörte die Radaufhängung seines Race Touareg 3. Die Reparatur dauerte mehr als eine Stunde, wodurch eine Vorentscheidung zugunsten Al-Attiyahs fiel. Der Katari hatte mehr als 50 Minuten Vorsprung vor dem ab diesem Zeitpunkt zweitplatzierten Giniel de Villiers und musste den Gesamtsieg nur noch ins Trockene bringen.

Ausgelassener Jubel in Buenos Aires, Foto: Volkswagen Motorsport
Ausgelassener Jubel in Buenos Aires, Foto: Volkswagen Motorsport

Sainz überholt Peterhansel

Das sollte Al-Attiyah und Navigator Gottschalk schließlich auch gelingen, doch Altmeister Sainz steckte nochmals auf, schließlich galt es noch Rekorde zu brechen. Der zweimalige Rallye-Weltmeister gewann die letzten beiden Etappen auf dem Weg nach Buenos Aires und feierte gleichzeitig seinen 24. Tagessieg bei der Dakar, mit dem er in der ewigen Bestenliste an Dakar-Ikone Stephane Peterhansel vorbeizog. Am Ende musste sich Sainz nur seinen beiden Markenrivalen Al-Attiyah/Gottschalk sowie de Villiers/von Zitzewitz geschlagen geben.

Der Dreifachtriumph von Volkswagen war gleichzeitig Beweis für die immense Dominanz des Herstellers seit der Dakar-Übersiedlung nach Südamerika. Alle drei VW-Gesamtsiege wurden seit 2009 bei der südamerikanischen Ausgabe auf den Etappen in Argentinien und Chile erzielt. Mit zwölf von 13 möglichen Tagessiegen war der Race Touareg 3 mit Abstand das erfolgreichste Fahrzeug in der Auto-Kategorie. "Ich denke, wir haben bewiesen, dass der Race Touareg 3 das derzeit zuverlässigste und stärkste Marathon-Rallye-Fahrzeug der Welt ist", jubelte VW-Motorsportboss Kris Nissen nach dem Triumph. "Das ist das Ergebnis harter Arbeit über Jahre." Es sollte der letzte Sieg für den Autokonzern sein, denn 2012 verzichtet VW auf die Dakar-Teilnnahme, um sich auf den WRC-Einstieg für 2013 zu fokussieren.

Dritter Dakar-Sieg für Marc Coma, Foto: Dakar Rally
Dritter Dakar-Sieg für Marc Coma, Foto: Dakar Rally

Coma zum Dritten

Nicht nur in der Auto-Kategorie ging es bei der 33. Auflage des Rallye-Klassikers heiß her. Bei den Motorrädern setzte sich am Ende Marc Coma durch, der nach 2006 und 2009 seinen dritten Gesamtsieg bei der Dakar feierte. Der zweite KTM-Werkspilot, Cyril Despres, ging als Titelverteidiger ins Rennen, kämpfte bis zum Ende und war am Ende Gesamtzweiter. Er lag nach gut 9.600 gefahrenen Kilometern gerade einmal 15 Minuten hinter Coma. Schon früh im Rennen musste Despres eine 10-Minuten-Zeitstrafe wegstecken, doch ansonsten fuhren er und Coma ähnliche Zeiten in allen Etappen und beendeten die Rallye nur einen - für Dakar-Verhältnisse - Wimpernschlag voneinander getrennt.

Die Truck-Kategorie wurde wieder einmal von den russischen Gelände-Urviechern aus dem Kamaz-Stall dominiert. Nachdem lange Zeit Firdaus Kabirov wie der sichere Sieger aussah, konnte sich Teamkollege Vladimir Tchaguine mit einem starken Schlussspurt doch noch durchsetzen und die Dakar gewinnen. Am Ende war Tchaguine insgesamt eine halbe Stunde schneller als Kabirov. Bei den Quads war vor der letzten Etappe auf dem Weg nach Buenos Aires schon alles entschieden. Nachdem im Vorjahr Marcos Patronelli gewonnen hatte, war diesmal sein älterer Bruder Alejandro auf Yamaha an der Reihe und führte die Patronelli-Serie fort. Unter dem Strich hatte der Argentinier gut eine Stunde Vorsprung auf seinen Verfolger Sebastian Halpern.

Der Kamaz: Unbezwingbar, Foto: Red Bull/GEPA
Der Kamaz: Unbezwingbar, Foto: Red Bull/GEPA

Bitterer Rückschlag und Erinnerung daran, dass die Dakar immer wieder Tote beklagen muss: auf der 11. Etappe am 13. Januar kam es in Tinogasta, in der Provinz Catamarca, zu einem schweren Unfall mit dem Auto der argentinischen Fahrer Eduardo Amor und Horacio Alejandro Fenoglio. Ihr Toyota verunglückte mit dem Pickup eines einheimischen Landarbeiters, welcher bei der Kollision schwer verletzt wurde und später im Krankenhaus verstarb. Der Einheimische war das 60. Todesopfer der Dakar-Geschichte.