Thomas, ihr habt bei der zurückliegenden Rallye Dakar euren zweiten Klassensieg und
eure beste Gesamtplatzierung eingefahren. Ist die Freude größer als vor zwei Jahren?
Thomas Schünemann: Der erste Buggy-Sieg vor zwei Jahren war natürlich etwas
ganz Besonderes. Das war ein richtig tolles Gefühl. Aber der Erfolg in diesem Jahr hat in
meinen Augen mehr Aussagekraft. Insgesamt waren nur neun Autos schneller, darunter vier
VW und drei BMW. Wenn man es schafft, mit einem vom Antriebskonzept unterlegenen
Fahrzeug so weit vorne mitzufahren, dann ist das schon eine Leistung, auf die wir sehr stolz
sein können. Kurz gesagt: Die Freude ist definitiv noch größer als 2009.
Wie bewertest Du eure Leistung bei der Rallye Dakar 2011?
Thomas Schünemann: Ich denke, wir haben uns erneut ein Stück weiterentwickelt. Die Navigation hat besser
funktioniert als jemals zuvor und Matthias hat wieder einmal seine Klasse gezeigt. Und auch
der Buggy lief über weite Strecken wirklich hervorragend – dabei war es definitiv die
schwierigste Dakar seit dem Umzug nach Südamerika. Insgesamt haben wir eine technisch
saubere Leistung gezeigt. Das liegt nicht zuletzt auch an unserer Erfahrung, die im
Offroadsport durch nichts zu ersetzen ist. Wir gehören ja mittlerweile schon zu den alten
Hasen.
Also ist die Dakar so etwas wie eine Familie für euch geworden?
Thomas Schünemann: Definitiv. Den Konkurrenzkampf gibt es nur auf der Strecke. Abends im Biwak ist davon
nichts zu spüren. In den zwei Wochen der Rallye Dakar lernt man so viele spannende
Menschen kennen – auch das ist ein Bestandteil dieses Abenteuers. Bei der Zieldurchfahrt in
Buenos Aires hat man das Gefühl, die halbe Welt zu kennen. Man kann keine fünf Meter
gehen, ohne dass man irgendjemanden kennt.
Ihr habt bis zum Schluss um Platz Zehn gekämpft und hattet auf dem letzten Kilometer
einen weiteren Reifenschaden. Was geht da in einem vor?
Thomas Schünemann: Der erste Gedanke war: Das kann doch wohl nicht wahr sein. Du hast mehr als 9.000
Kilometer hinter Dir und jetzt soll es am letzten Kilometer scheitern? Dann fragt man sich
natürlich auch: Was hätten wir in den letzten 14 Tagen besser machen können? Haben wir
wirklich jede Möglichkeit genutzt, um schnell zu sein, oder haben wir hier und da doch ein
bisschen Zeit liegen gelassen? Die Anspannung war in diesem Minuten riesig. Selbst im Ziel
waren wir erst nicht zu 100 Prozent sicher, dass wir Platz Zehn verteidigt hatten. Umso
größer war dann die Erleichterung, als wir wussten, dass wir es geschafft hatten.
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