Von 1. bis 16. Januar steht die nächste Ausgabe der Dakar auf dem Programm. Die Route geht im kommenden Jahr durch den Norden von Argentinien und Chile, wo man bis zur Grenze von Bolivien und Peru stoßen wird. Dann geht es zurück Richtung Buenos Aires. Insgesamt führt die Strecke 9000 Kilometer über Straßen, Pisten und Dünen, wobei knapp 5000 dieser Kilometer zur Wertung zählen.

An der Startlinie rechnen die Organisatoren mit 430 Fahrzeugen, was einer Zunahme von 20 Prozent im Vergleich zu 2010 entspricht. Bei den Autos wird erwartet, dass BMW X Raid mit den Fahrern Stephane Peterhansel und Guerlain Chicherit Volkswagen etwas mehr zusetzen könnte. Daher bereitet sich Titelverteidiger Carlos Sainz auch darauf vor, nicht nur gegen seine VW-Kollegen Nasser Al Attiyah, Giniel de Villers und Mark Miller zu kämpfen.

VW mit neuem Race Touareg

Star der Dakar wird in diesem Jahr bei VW jedoch ohnehin kein einzelner Pilot, sondern das neue Auto. Der Race Touareg 3 macht einen großen aerodynamischen Fortschritt, den größten seit dem Modellwechsel vom Ur-Race-Touareg zur Modellvariante zwei. Das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung des 310 PS starken Marathon-Rallye-Prototyps lag dabei auf der Optimierung der Aerodynamik. Zudem wurde das markante Gesicht des Serien-Bruders Touareg II bei der Dakar-Version adaptiert: So zeigt der Race Touareg 3 wie das Serienmodell seine dynamischen Charakterzüge auch in der äußeren Form.

VW war bereits in den Vorjahren das Maß der Dinge, Foto: VW Motorsport
VW war bereits in den Vorjahren das Maß der Dinge, Foto: VW Motorsport

Die augenscheinlichste Veränderung im Vergleich zum Vorgängermodell betrifft beim Race Touareg 3 die Dachpartie: Dort wurde die Luftführung zum Wasserkühler, zur Kühlung der Stoßdämpfer und des Diesel-Treibstoffs radikal verändert. Ziel war die Verbesserung des Kamineffektes zur Abführung der Stauwärme unter dem kohlenstofffaserverstärkten Außenkleid bei gleichzeitiger Optimierung der Luftzufuhr.

Volkswagen hat sich vorgenommen, die Trophäe zum dritten Mal in Folge nach Wolfsburg zu holen. Bei der Mission Dakar-Hattrick überlässt die Mannschaft nichts dem Zufall: Im Januar 2011 rollen vier neu entwickelte Race Touareg 3 über die Startrampe in Buenos Aires. Die Aufgabe: die Härteprüfung aus legendärer Pampa, schwindelerregenden Höhen der Anden und erbarmungsloser Atacama-Wüste in Argentinien und Chile erneut siegreich zu meistern.

BMW will wieder angreifen

Doch auch die Konkurrenz von BMW schläft nicht. Das X-Raid BMW-Team wird 2011 mit sieben Fahrzeugen an der Rallye Dakar teilnehmen - dieses Aufgebot stellt das bisher größte Engagement des Teams dar. Unterstützt wird das ambitionierte Unterfangen auch durch die Finanzierung von Sponsor Monster Energy, die drei Fahrzeuge am Start haben werden.

Als Galionsfigur steht einmal mehr Dakar-Rekordmann Stephane Peterhansel an der Spitze des Teams. Der Franzose, der die Dakar bereits sechs Mal mit dem Motorrad und drei Mal mit dem Auto gewinnen konnte, führte auch bei der vergangenen Dakar, ehe ihn technische Probleme auf den vierten Rang zurückfallen ließen.

Mit ihm im BMW-Monster-Aufgebot stehen Ricardo Leal Dos Santos und der ehemalige Extrem-Ski-Weltmeister Guerlain Chicherit. Die anderen vier X-Raid BMW werden von Leonid Novitskiy, Krzysztof Holowczyc, Stephane Schott und Orlando Terranova gefahren. Die Rallye Dakar startet am ersten Januar in Buenos Aires und führt dann sechzehn Tage durch Südamerika.

Vorbereitung ist die halbe Miete

Auch beim HS RallyeTeam, das bereits viel Mal an der Rallye Dakar teilgenommen und dabei einen Sieg und einen zweiten Platz in der Buggy-Wertung verbuchte, erhofft man sich 2011 gute Ergebnisse. Matthias Kahle und Thomas Schünemann gehören längst zu den etablierten Größen im Marathonrallyesport und wissen, worauf es bei der härtesten Rallye der Welt ankommt. "Die Vorbereitung ist das A und O bei der Dakar", erklärte Copilot Schünemann. "Wer mit einer rollenden Baustelle oder mangelhaftem Service-Equipment in Buenos Aires ankommt, der hat schon vor dem ersten Kilometer verloren."

Der X-Raid-Mini bei ersten Tests, Foto: X-Raid/Mini All4 Racing
Der X-Raid-Mini bei ersten Tests, Foto: X-Raid/Mini All4 Racing

All4 Racing wird 2011 hingegen mit einem Mini an den Start gehen und Teil des Monster Energy X-Raid Teams sein. Dakar-Spezialist Guerlain Chicherit wird den Diesel-Mini pilotieren. Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2009, als X-Raid-Team-Direktor Sven Quandt begann mit Magna Steyr und BMW in Verbindung zu treten, um die Durchführbarkeit des Plans zu überprüfen.

Der Mini löst damit den BMW X3 CC ab, mit dem das Team drei Cross-Country-Rallye-WM-Titel in Folge feiern konnte. Im Vergleich zu seinem Vorgängermodell leistet der neue Biturobo-Motor nun starke 315-Diesel-PS. "Das ist eine bedeutende Entwicklung im Cross-Country-Rallye-Sport und das ist etwas, auf das wir uns sehr freuen", gab Quandt zu."Es war nicht viel Zeit zwischen der Entscheidung, dass wir weiter machen und dass wir nächstes Jahr bei der Dakar dabei sind, aber wir sind zuversichtlich, dass der neue All4 Racing Mini von Anfang an konkurrenzfähig sein wird."

Vorfreude riesig

Die Vorfreude auf das Extrem-Event ist in jedem Fall überall sehr groß. VW-Motorsport-Direktor Kris Nissen zeigte sich vor allem durch den Fakt beeindruckt, dass das Medieninteresse an der Rallye Dakar von Jahr zu Jahr steigt. "In 190 Ländern werden Fernsehberichte verfolgt. Wer hier technische Kompetenz beweist, kann sich einer breiten Öffentlichkeit sicher sein. Auch deshalb engagieren wir uns bei der Dakar", meinte Nissen.

Volkswagen-Teammanager Peter Utoft zeigte sich hingegen vom Teamgeist und der Atmosphäre bei der Rallye begeistert: "Alle ziehen an einem Strang und haben das gleiche Ziel - gewinnen. Es ist eine Freude zu sehen, wie bei der 'Dakar' jeder im Team dem anderen hilft", so der VW-Mann.

"Wir haben uns nicht auf unseren Lorbeeren ausgeruht, sondern den Race Touareg auf der bewährten Basis gezielt optimiert. Genauso haben Mechaniker, Ingenieure, Co-Piloten und Fahrer an vielen Details gearbeitet, um noch besser vorbereitet zu sein. Es wird erneut eine schwierige Aufgabe, aber wir gehen zuversichtlich in die Rallye Dakar 2011. Das Ziel ist, zum dritten Mal in Folge zu gewinnen", fügte Kris Nissen im Vorfeld der Dakar hinzu und unterstrich die Ambitionen bei den Ingolstädtern.

"Man kann eine Dakar nur gewinnen, wenn man ein standfestes Auto hat, das schnell genug ist und man Fahrer hat, die damit umgehen können. Man muss nicht jede Etappe gewinnen, um am Ende vorn zu sein", sagte Nissen und beruhigte die angespannte Stimmung kurz vor dem Start der Rallye.

Auch BMW glaubt an Erfolg

Bei BMW zeigte man sich ebenso gelassen und Zielorientiert. "Wir haben viel Arbeit an der technischen Entwicklung gemacht und die wurde durch die Siege bei der Spanischen Baja und der Marokko Rallye belohnt. Wir haben die Funktion des Getriebes verbessert; wir gehen auf den Sieg los", meinte Fahrer Stephane Peterhansel, der eine anspruchsvolle Prüfung erwartete. "Physisch wird sie schwieriger und sie ist länger, also wird das Rennen die Männer von den Knaben trennen. Es wird durch die Rückkehr der puren Navigation schwieriger als voriges Jahr, das wird ein paar Überraschungen bringen", freute sich der Rekordsieger.

Titelverteidiger und Volkswagen-Werksfahrer Carlos Sainz wird in jedem Fall der Mann, den es zu schlagen gibt. Der Spanier bestreitet zusammen mit Navigator Lucas Cruz die Rallye Dakar. Seit Cruz in der Saison 2009 Beifahrer seines Landsmannes wurde, ist das Duo bei vier Rallyes in Folge ungeschlagen – den Sieg bei der Rallye Dakar 2010 eingeschlossen.

Der Mann den es zu schlagen gilt - Titelverteidiger Carlos Sainz aus Spanien, Foto: VW Motorsport
Der Mann den es zu schlagen gilt - Titelverteidiger Carlos Sainz aus Spanien, Foto: VW Motorsport

"Die Vielfältigkeit des Geländes in Südamerika im Vergleich zu den Prüfungen früher in Afrika beeindruckt mich am meisten", freute sich Sainz. Im Vorfeld ist häufig von ganz speziellen Herausforderungen die Rede. Zum Beispiel ist noch aus dem Vorjahr bekannt, dass die Strecke zwischen La Rioja und Fiambalá in Argentinien eine Art Königsprüfung war. "Man muss den Anforderungen jedes einzelnen Tages daher mit höchstem Respekt begegnen und grundsätzlich bescheiden bleiben", sagte der Dakar-Titelverteidiger.

Der Madrilene hat zwei Weltmeisterschaftstitel im klassischen Sprint-Rallyesport gewonnen und wechselte 2005 mit Volkswagen in den Marathon-Rallyesport. Sainz ist sich der unterschiedlichen Anforderungen bewusst: "Keiner weiß, wie es hinter einer Düne aussieht. Deshalb habe ich in unserem Cockpit den Satz geprägt: Man kann nicht durch den Sand hindurchsehen. Zwei plus zwei ergibt in der Wüste einfach nicht zwangsläufig vier". Dafür, dass der Spanier in der Wüste die Mathematik neu erfunden hat, haben sein Co-Pilot und er sich bisher ausgezeichnet geschlagen. Ob dies auch 2011 der Fall sein wird, bleibt abzuwarten - in knapp zwei Wochen wissen alle Beteiligten mehr.