Foren-Übersicht / Formel 1 / Die Fahrer

Alexander Rossi

Diskussionsforum über Fahrer in der Formel 1.
Beitrag Donnerstag, 30. Oktober 2014

Beiträge: 45324
Das Schicksal ist manchmal gnadenlos: Das Aus von Marussia ausgerechnet vor dem USA-GP birgt eine gewisse Ironie in sich. Denn wegen des noch immer schwer verletzten Jules Bianchi wäre ausgerechnet beim Heimspiel der US-amerikanische Marussia-Ersatzfahrer Alexander Rossi für Bianchi eingesprungen. Zwar gab es da noch nie etwas Offizielles, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Rossi in Austin im Marussia Ferrari gefahren wäre, war sehr hoch. Nun tritt der Rennstall nicht an.

Rossi hatte zum zweiten Mal die Hoffnung auf ein F1-Debüt. Bereits für den Belgien-GP wurde er anstelle von Max Chilton bei Marussia bestätigt, doch dann kratzte Chilton offenbar doch die nötigen Sponsorengelder zusammen, um das Cockpit zu behalten. Rossi kam inzwischen schon mehrmals als Freitagstestfahrer für Caterham und Marussia zum Einsatz. In der GP2 trumpfte er nicht auf, war aber phasenweise vorne dabei. Noch ist es nicht ausgeschlossen, dass wir Rossi eines Tages in der Formel-1 sehen werden. 2016 stößt das US-Team Haas dazu, Rossi als Fahrer wäre die logische Wahl.

Es gab in der Geschichte der Formel-1 durchaus schon Beispiele für Fahrer, die ihr F1-Debüt geben sollten, dann aber wegen einer Teampleite nicht angetreten sind – und auch nie für ein anderes Team an den Start gingen. Die beiden hoffnungsvollen französischen Nachwuchspiloten Christophe Bouchut und Eric Hélary hatten für 1995 bei Larrousse bereits einen Vertrag fix, doch der französische Rennstall musste nach der gescheiterten Fusion mit dem heutigen GP2-Rennstall DAMS zusperren. Oliver Gavin war für 1996 bei Pacific fix, aber auch dieses Team überlebte den Winter nicht.

Viele Fahrer scheiterten auch am GP-Debüt, weil das geplante Team nie realisiert wurde. Der am Wochenende frisch gebackene Tourenwagen-Weltmeister José María López sollte 2010 für das USF1-Team starten – doch nicht nur er, sondern auch USF1 hat nie einen Grand Prix bestritten. Bianchis Großvater Mauro Bianchi testete 1968 einen F1-Alpine mit einem Renault-Gordini-V8-Sportwagenmotor, doch das Projekt versandete. Anders als sein Bruder Lucien und sein Enkel Jules fuhr Mauro Bianchi nie ein F1-WM-Rennen. Genauso erging es auch dem Niederländer Peter van Zwan, der 1974 beim Spanien-GP den Arno Alfa Romeo pilotieren sollte, der von Autohändler Arno van Dijk in Auftrag gegeben wurde, aber nie kam.

Oder auch Luigi Cevasco, der 1974 den Dywa Cosworth fahren sollte. Dywa plante 1980 erneut ein F1-Projekt mit Maurizio Flammini und Peo Consanni als Fahrer – auch davon war nie etwas in der Realität zu sehen. Interessant ist auch das Berta-Projekt 1975 mit Nestor Garcia Veiga als Fahrer. Der Argentinier wurde 1973 im Berta Torino argentinischer F1-Meister. In der argentinischen Formel-1 gab es jede Menge Eigenkonstruktionen, aber nur Berta versuchte sich vergebens in der Formel-1.

Oder auch Jordi Gené, der wie sein Bruder Marc Gené Jahre später in die Formel-1 strebte und 1993 den Bravo Judd fahren sollte. Nach dem Tod des Teamgründers Jean-Pierre Mosnier versandete das Projekt – und damit auch Genés F1-Laufbahn. Ein weiteres Beispiel ist Christian Pescatori, dessen F1-Hoffnungen 1996 mit dem vorzeitigen Ende des Durango-F1-Traums zerplatzten.

Beitrag Freitag, 18. September 2015

Beiträge: 45324
Beginnend mit dem kommenden Singapur-GP wird Alexander Rossi noch fünf der restlichen sieben WM-Rennen für Manor bestreiten. Damit gibt der US-Amerikaner doch noch sein F1-Debüt, nachdem er schon mehrmals sehr nah dran war.

So ganz unerwartet kam der Fahrerwechsel bei Manor nicht. Roberto Merhi hatte von Anfang nur einen Vertrag von Rennen zu Rennen. Der Spanier bringt kein Geld mit ins Team von John Booth und wusste daher genau: Kommt ein Fahrer, der viele Sponsoren mitbringen kann, dann muss er weichen. Als im Frühsommer Fabio Leimer als Testfahrer andockte, wurde das Zittern von Merhi größer, doch weil er zwölf Rennen lang im Cockpit saß, schien die Saison gesichert zu sein – doch jetzt kommt doch noch ein anderer zum Zug: Alexander Rossi.

Der 23-Jährige (er wird nächste Woche 24) kennt das Team gut, war schon im Vorjahr Testfahrer bei Manor – und wurde auch dort schon als Stammfahrer verkündet. Beim Belgien-GP gab es Probleme mit den Sponsoren von Max Chilton, die aber nach dem Ersten Freien Training aussortiert waren. Rossi, der sich schon auf sein erstes F1-Rennen freute, musste in letzter Sekunde doch wieder aussteigen. Nach dem schweren Unfall von Julies Bianchi sollte Rossi als Ersatz einspringen, doch in Russland tauchte Manor nur mit einem Boliden auf, danach ging der Rennstall in die Insolvenz und fehlte bei den restlichen Saisonrennen.

F1-Debüt um ein Jahr verschoben


Rossi ging daher wieder zurück in die GP2. Bei Racing Engineering angestellt, gewann er bereits zwei Saisonrennen und liegt hinter Dominator Stoffel Vandoorne auf Rang zwei in der Tabelle. Weil er die Saison auch beenden wird, darf Merhi in Russland und Abu Dhabi wieder anstelle von Rossi im Manor Ferrari fahren.

Mit den fünf Saisonrennen, die Rossi für Manor bestreitet, wird er 2016 auf jeden Fall in den Genuss der F1-Superlizenz kommen, egal, wie er 2015 in der GP2 abschneidet und damit verbunden egal wie viele Punkte er für das Superlizenz-Punktesystem ergattern wird. Das führt zu Spekulationen, wonach der erste US-Amerikaner in der Formel-1 seit Scott Speed 2007 bei Toro Rosso (Speed kommt wie Rossi aus Kalifornien), doch noch einen Platz im neuen US-Team Haas bekommen wird. Gene Haas will eigentlich erfahrenere Fahrer und inzwischen sickerte durch: Rossi dürfte auch für 2016 einen Vertrag mit Manor haben. Wahrscheinlich soll es beim USA-GP später im Jahr weitere Neuigkeiten geben, möglicherweise auch die Vorstellung von Partner Rossis, die bei Manor investieren und einsteigen könnten.

Alexander Rossi wählt übrigens die Startnummer 53 für seine F1-Karriere. GP-Erfahrung hat er vor allem im Simulator: Bei Caterham absolvierte er nicht nur das eine oder andere F1-Training, sondern zwischen 2011 und ’14 auch stolze 728 Stunden im Simulator! Für Caterham war er auch in den Nachwuchsserien unterwegs, doch sowohl in der WSbR, als auch in der GP2 lief seine Karriere bisher mehr als durchwachsen.

Durchwachsene Nachwuchskarriere

Er kam als US-amerikanischer Sieger der Formel-BMW und des BMW-Weltfinales 2008 (für EuroInternational) zu einem F1-Test bei BMW Sauber und zu ISR in die internationale Formel-Masters. Nach Gesamtrang vier, ging es 2010 in die GP3 mit ART, wurde dort aber teamintern von Esteban Gutiérrez geschlagen, dem ersten GP3-Meister der Geschichte. Im Rahmen des Monaco-GP fuhr er darüber hinaus für ISR in der WSbR. 2011 schloss er sich der Meisterschaft mit Fortec für das gesamte Jahr über an, Rang drei war stark. Doch 2012 bei Arden Caterham stand er das gesamte Jahr über im Schatten von Antonio Felix da Costa und beendete die Meisterschaft nur als Elfter.

Während der Saison 2013 stieg er bei Caterham in die GP2 ein, gewann in Abu Dhabi ein Rennen und wurde Neunter. Im Vorjahr lief es wieder weniger gut, nach dem Caterham zudem an Colin Kolles verkauft wurde, musste er seinen Platz aufgeben. Nur für ein Rennwochenende bekam er noch bei Campos die Chance. Aber mehr als Gesamtplatz 21 war unter diesen Umständen nicht drin.

Dieses Jahr läuft es besser, aber auch Rossi steht in der GP2 im Schatten von Vandoorne. Vielleicht nicht zu Unrecht sagt Gene Haas daher: „Es gibt derzeit keinen US-Amerikaner, der sich für ein Cockpit bei Haas aufdrängt.“ Manor sieht das anders und gibt Rossi die Chance. Wenn er sich gut schlägt, vielleicht hat er dann ja doch noch eine Chance bei Haas, vielleicht auch erst 2017.

Die letzten zehn US-amerikanischen F1-Fahrer

1974 Peter Revson (Shadow Ford)
1975 Mark Donohue (March Ford)
1978 Danny Ongais (Ensign Ford)
1978 Brett Lunger (Ensign Ford)
1978 Bobby Rahal (Wolf Ford)
1982 Mario Andretti (Ferrari)
1983 Danny Sullivan (Tyrrell Ford)
1989 Eddie Cheever (Arrows Ford)
1993 Michael Andretti (McLaren Ford)
2007 Scott Speed (Toro Rosso Ferrari)

Beitrag Donnerstag, 07. Juli 2016

Beiträge: 4406
Naja und jetzt ist Rossi als Rookie Indy 500 Winner, so kanns gehen.
Bin nicht weg ... aber auch nicht da.

Beitrag Donnerstag, 07. Juli 2016

Beiträge: 45324
Hat mich wirklich gefreut - und war ja auch ein mega Rennen!


Zurück zu Die Fahrer

cron