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F1-Reifen

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Beitrag Freitag, 19. Dezember 2014

Beiträge: 45360
Der GP-Sport war mal so einfach: Die Hersteller versuchten mit ihren motorisierten Fahrzeugen so schnell wie möglich eine vorher festgelegte Distanz zurückzulegen. Um das möglichst rasch zu schaffen wurde alles verfeinert – auch die Reifen. Das klingt so einfach wie die Spielregeln eines Fußballspiels: Eine Mannschaft mit elf Mann versucht das Runde ins Eckige zu bringen. Die Simplizität des Fußballs macht die Sportart so begehrt.

Die Formel-1 hat sich dagegen in ein gefährliches Netz aus komplizierten Regeln verfangen – und droht davon selbst erstickt zu werden. Ein Beispiel sind die Reifen. Sie dienen nicht mehr dazu, die Rennboliden dabei zu unterstützen, möglichst schnell über eine Renndistanz zu kommen, sondern sie dienen der Verbesserung der Show. Es gibt vier verschiedene Mischungen, zwei davon werden zu den Rennen mitgebracht, beide müssen im Laufe des Rennens einmal verwendet werden, außer es regnet. Um Tempounterschiede und daraus resultierende Überholmanöver zu generieren, sind die Mischungen unterschiedlich schnell – und sie halten nicht besonders lang, damit mehrere verschiedene Strategien möglich sind. Man sieht: Das ist alles nicht so einfach, nicht so simple, viel zu komplex. Nicht alle Fans blicken da noch durch.

Reifen künstliches Showelement

Besonders in den letzten Jahren sorgten die Reifen für eine wahre Lotterie. Keiner wusste, wie sie sich verhalten, oder besser gesagt: Wie man dem gravierenden Reifenabbau entgegen wirken sollte. Die Folge daraus war, dass 2012 in der ersten Saisonhälfte jedes Rennen ein anderer Fahrer gewann. Das war natürlich unterhaltsam, aber die Show wurde künstlich erzeugt. Dabei sollte der Sport an sich für Unterhaltung sorgen.

Wegen der neuen Turbomotoren hat Reifenlieferant Pirelli haltbarere Reifen konstruiert. Der weiche Reifen lief beispielsweise durchschnittlich 93,4 statt 49,6 Kilometer. Zwangsboxenstopps gibt es weiterhin. Mit dem oben geschilderten, simplen Grundgedanken des GP-Sports hat das nichts mehr zu tun. Pirelli liefert die Reifen, die von den Teams und den F1-Bossen gewollt sind. Sie wollen Unterhaltung, sie wollen Show, sie wollen die Komplexität. Richtige Rennreifen schauen anders aus. In der Sportwagen-WM versucht Michelin eine Innovation nach der anderen – ganz getreu dem Grundgedanken des Rennsports.

Warum kehrt nicht auch die Formel-1 zu den Wurzeln zurück? Da gibt es verschiedene Gründe: Erstens hat sich der Fokus längst auf den Fahrer, nicht mehr auf das Auto und die Technik geschoben. Anfangs war Rennsport ein Wettstreit der Automobilhersteller, die beweisen wollten, dass sie die besten Fahrzeuge bauen konnten. Rennfahrer waren anfangs nur Mittel zum Zweck, quasi Werkzeuge, Chauffeure. Berufsrennfahrer gab es da noch nicht. Heute fordern manche Fans ja schon gleiches Material für alle Fahrer.

Reifenkrieg wäre negativ

Zweitens wollen die Fans auch Überholmanöver und Rad-an-Rad-Duelle sehen. Auch das war in den Anfangsjahren eher selten. Zumindest bedeuteten Überholmanöver nicht gleich auch Platzwechsel auf der Strecke. Denn damals wurde auch nicht gemeinsam gestartet, sondern wie heute noch bei manchen Rallye-Veranstaltung nach und nach. Als beim Russland-GP 2014 die Reifen sehr gut hielten und kaum einen Verschleiß zeigten, war ein fades Rennen ohne viel Überholaction die Folge. Genau dem will die Formel-1 mit den Show-Reifen entgegenwirken. Dabei gäbe es doch zig andere Möglichkeiten, angefangen von einer beschnittenen Aerodynamik und einer Fokussierung auf mechanischen Grip, Verlängerung der Bremswege und dergleichen. Dann könnten die Fahrer auch rundenlang Reifen an Reifen kämpfen und müssten nicht befürchten, dass die Reifen diesem Kampf nur wenige Runden standhalten.

Gäbe es – wie das bis 2009 üblich war – zwei verschiedene Reifenhersteller in der Formel-1, dann würde es automatisch wieder richtige Rennreifen geben. Denn Pirelli liefert derzeit Produkte, die nicht am Limit sind. Gäbe es einen Wettkampf zwischen zwei Reifenhersteller würde man wettbewerbsfähige Pneus herstellen, die nicht der Show dienen, sondern eben dazu, die Fahrzeuge möglichst schnell über die GP-Distanz zu schicken.

Trotzdem ist auch das keine gute Lösung. Der Kampf zwischen Bridgestone und Michelin vor etwas mehr als fünf Jahren hat gezeigt, dass die Weltmeisterschaft dann oft auch durch den Reifenhersteller entschieden wird. Natürlich ist der Reifen als einziges Verbindungsstück zwischen Auto und Strecke bedeutend, aber sollte ein Reifen wirklich der entscheidende Faktor sein? Die Formel-1 würde dann zu einem reinen Reifenwettbewerb verkommen, statt zu einem Kampf zwischen den Fahrern und zwischen den Teams.

Die einzige Lösung ist daher: Haltbare Reifen gepaart mit anderen Lösungswege der Überholproblematik, die ja zu diesen künstlichen Showelementen à la DRS oder Pirelli-Reifen führte.

Beitrag Freitag, 19. Dezember 2014

Beiträge: 10714
2009 hatten wir Reifenkrieg...?
"Wir sind beide tolle Fahrer, nur dass der eine mehr Glück hatte, so lange Zeit in einem so guten Auto zu sitzen."

"I'm just trying to race and this sport these days is more about penalties than about racing. "

Beitrag Samstag, 20. Dezember 2014

Beiträge: 45360
Ich schrieb bis 2009.

Beitrag Samstag, 20. Dezember 2014

Beiträge: 10714
Also 2007 und 2008...?
"Wir sind beide tolle Fahrer, nur dass der eine mehr Glück hatte, so lange Zeit in einem so guten Auto zu sitzen."

"I'm just trying to race and this sport these days is more about penalties than about racing. "

Beitrag Samstag, 20. Dezember 2014

Beiträge: 45360
Stimmt da hab ich mich vertan, ab 2009 wurde es von der FIA her vorgeschrieben, dass nur ein Reifenhersteller erlaubt ist.


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