Es war weniger eine Frage des Wetters, sondern eine Frage der Nerven: Der Sieg in der Blancpain-GT-Serie ging nach drei Stunden an den Grasser-Lamborghini von Rolf Ineichen, Christian Engelhart und Mirko Bortolotti. Um den Sieg wurde bis zur letzten Sekunde gekämpft, doch dahinter wurde um den Titel im Endurance-Cup gezittert. Am Ende reichten Rob Bell und Côme Ledogar ein 30 Platz zum Gewinn. Kurios: Weil Bell und Ledogar nicht punkteten, ist der am Nürburgring nicht präsente Shane Van Gisbergen ebenfalls Cup-Sieger.

Lamborghini und Audi kämpfen um den Sieg

Ineichen, Engelhart und Bortolotti gingen vom fünften Platz ins Rennen und schoben sich am Start weiter nach vorn. Nach dem ersten Pflichtstopp am Ende der ersten Stunde wurde deutlich, dass der Sieg nur über den giftgrünen Huracán gehen würde. Dahinter hatte sich der WRT-Audi der beiden Vanthoor-Brüder mit Frederic Vervisch aus dem Gröbsten herausgehalten und einen schnellen Rhythmus gefunden.

Das Duell um den Sieg spitze sich in der letzten Rennstunde weiter zu. Eine Safety-Car-Phase für eine Reparatur der Reifenstapel in der Dunlop-Kehre sorgte für einen hektischen Schlussspurt, in dem der WRT-Audi jedoch keinen Weg am Grasser-Lamborghini vorbei fand: 0,3 Sekunden Abstand trennten die ersten beiden Plätze.

McLaren zittert sich zum Endurance-Titel

Für Garage 59 und McLaren läuft es auf der Strecke weiterhin schlecht: In der ersten Runde verunfallte der schwächere Wagen, nachdem Andrew Watson seinen 650S auf feuchtem Gras verlor. Von Platz 22 gestartet, hatte der Schwesterwagen mit der Startnummer 58 genug Zeit, um sich nach vorne zu arbeiten. Doch die Meisterschaftsführenden Bell und Ledogar - mit Duncan Tappy statt Shane Van Gisbergen - gingen ihren Marsch durch das Feld zu aggressiv an. Nach einigen kleineren Rangeleien hatte die Rennleitung genug, als ein Saintéloc-Audi auf die Hörner genommen wurde.

Statt in die Top-10 vorzustoßen, ging es nach etwa einer Rennstunde zur Durchfahrtsstrafe in die Boxengasse. Noch immer war das Rennen nicht verloren und die McLaren-Mannschaft machte weiter Druck. Doch ein weiteres Mal gab es Kontakt: Nach einer Reiberei mit dem HTP-Mercedes von Dontje, Schmid und Bachetta musste ein platter Reifen gewechselt werden. Von Rang 37 ging es dann nicht mehr wesentlich nach vorn - geschweige denn in Richtung der Punkte. Allerdings reichte es zur Verwunderung und Freude von Garage 59 unter der Leitung des ehemalingen Marc-VDS-Managers Bas Leinders.

HTP-Mercedes fehlt ein Punkt zum Triumph

Ein Platz und ein Punkt fehlten Maxi Buhk, Dominik Baumann und Jazeman Jaafar im HTP-Mercedes. Das Trio befand sich stets in Schlagdistanz zum Podium und fuhr ein besonnenes Rennen. Soweit erfüllten sie die Anforderungen an einen Titelaspiranten.

Allerdings zeigten sich Lucas Ordonez, Mitsunori Takaboshi und Alex Buncombe im RJN-Nissan in außerordentlicher Form. Im letzten Renndrittel hielt der GT-R nicht nur dem Druck des Mercedes AMG stand, sondern holte nach und nach zur Spitze auf. Keine zwei Sekunden fehlten auf den Sieger, während der HTP-Mercedes letztlich 13 Sekunden Abstand ansammelte. Der Endurance-Titel ist zwar verloren, aber die Gesamtwertung der Blancpain-GT-Serie gehört nun Buhk und Baumann.

Ferrari und Kessel Racing mit zwei Endurance-Titeln

Während Bell und Ledogar den Fahrertitel im Endurance-Cup für McLaren einfuhren, konnte sich Garage 59 auch über den Titel für die beste Mannschaft in der Pro-Wertung freuen. Knapper ging es auch hier kaum: Die ersten drei Teams haben 71 Punkte auf dem Konto, doch M-Sport und WRT verloren wegen weniger Siegen. Für HTP war es wieder ein einziger Punkt: Mit 70 Zählern wurde das deutsche Team undankbarer Vierter.

In der Pro-Am-Wertung ließen sich Alessandro Bonacini, Michal Broniszewski und Andrea Rizzoli im Kessel-Ferrari den Fahrertitel nicht mehr nehmen. Gleiches galt für die Mannschaftswertung, die ebenfalls an die Schweizer ging. Doch es gab bei Kessel noch mehr Grund zur Freude: Marco Zanuttini, Vadim Gitlin und Liam Talbot gewannen in ihrem betagten Ferrari 458 die Am-Wertung und holten damit auch die entscheidenden Zähler für den Team-Cup.

Finale in Barcelona im Oktober

Die Blancpain-GT-Serie entscheidet sich auf dem Circuit Montmeló in der Nähe von Barcelona. Am 1. und 2. Oktober wird neben der Gesamtwertung auch der Sprint-Cup entschieden.