In sprichwörtlich "letzter Minute" hat sich das MRS-Team dazu entschlossen, wie schon im Vorjahr, so auch an der diesjährigen 66. Auflage des 24 Stunden Rennens in Spa-Francorchamps teilzunehmen. Schnell wurde der McLaren MP4-12C GT3 und das erforderliche Equipment präpariert, die MRS-Crew musste einige Sonderschichten einlegen, um am letzten Montag pünktlich die Box beziehen zu können.

Die Lenkradarbeit bei dem Ardennen Klassiker teilten sich die MRS-Neuzugänge Alexei Vasiliev (RUS) und Kazimieras Vasiliauskas (LT) sowie die Stammfahrer Florian Spengler (D) und Marko Asmer (EST). Sämtliche Trainingssitzungen nutzte das Team, um die Fahrer entweder auf den McLaren einzugewöhnen oder, wie im Fall Florian Spengler, auch die anspruchsvolle Strecke in Spa kennenzulernen.

"Wir haben keinen großen Wert auf unsere Startposition gelegt, hat sich im letzten Jahr doch gezeigt, wie schnell das Starterfeld durcheinander gewirbelt werden kann. Für uns lagen die Prioritäten bei den Trainingssitzungen eindeutig bei der Technik und den Fahrern. Da wir nicht an den Vortests teilgenommen haben, mussten wir nach umfangreichen Arbeiten am Fahrzeug ein shake-down Programm abspulen, die Fahrer haben Zeit benötigt, um sich an Fahrzeug und Strecke zu gewöhnen.", so Teamchef Karsten Molitor.

Nach Abschluss des letzten Trainings hatte das Team dann noch einen Tag Zeit, um das Fahrzeug für die Hatz rund um die Uhr auf der Ardennen-Achterbahn zu präparieren. So stand am Samstagnachmittag ein tipp topp vorbereiteter McLaren MP4 in der 22. Reihe der Startaufstellung. MRS-Pilot Marko Asmer übernahm den ersten Stint bei besten Wetterbedingungen unter 62 weiteren GT3 Fahrzeugen.

Nach rund einer Stunde Fahrzeit übergab Marko Asmer den McLaren an MRS-Neuzugang Kazimieras Vasiliauskas, der zunächst mit schnellen Runden überzeugte. Nach einigen Runden jedoch verlor Kazimieras das Auto auf der stark verschmutzten Spur und schlug leicht in die Streckenbegrenzung. Zwar konnte der McLaren noch aus eigener Kraft die Box erreichen, bei der nachfolgenden Reparatur der Radaufhängung verlor das Team jedoch rund 22 Runden. In dieser Phase des Rennens passierte auf der Strecke einiges, was einige Safety Car Einsätze zur Folge hatte. Unter anderem gab es mehrere schwerere Unfälle in der berüchtigten Eau Rouge, bei denen sehr viele Autos total zerstört wurden. Glücklicherweise kam keiner der Fahrer hierbei ernsthaft zu Schaden. Als der MRS-McLaren wieder auf der Strecke war und versuchte weiter Positionen gut zu machen, kam es nach rund 4 Stunden Renndauer erneut zu einem schweren Unfall, an dem zwei Ferraris beteiligt waren. Eines der Fahrzeuge geriet in Brand, einer der beiden Fahrer musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus geflogen werden. Um dem Rettungshubschrauber das Starten und Landen zu ermöglichen, wurde das Rennen mit der roten Flagge kurz unterbrochen.

Nach dem Neustart wechselten sich die 4 MRS-Piloten in regulären Boxenstopps ab, der MRS-McLaren lief ohne das geringste technische Problem und machte weiterhin einige Positionen gut. Gegen 4:15 Uhr am Sonntagmorgen kam dann ein Funkspruch von Marko Asmer, den kein Team hören möchte: "I've lost the car at Blanchimont". Der McLaren wurde bei diesem Unfall so stark beschädigt, dass Asmer nicht mehr aus eigener Kraft die Box ansteuern konnte. So endete das Rennen für die Truppe aus Lonsee bereits nach knapp 12 Stunden. Neben der riesigen Enttäuschung gab es aber auch zu vermelden, dass der MRS-McLaren bis dahin ohne das geringste technische Problem seine Runden abspulte.

Das 24 Stunden Rennen gewann der ehemalige MRS-Pilot René Rast auf einem Audi R8, der sich bis eine viertel Stunde vor Ende mit einem weiteren ehemaligen MRS-Champion einen sehenswerten Zweikampf um den Sieg lieferte, Dirk Werner auf einem BMW Z4.

Karsten Molitor (Teamchef): "Wir waren am Sonntagmorgen natürlich extrem enttäuscht. Unsere gesamte Mannschaft hat im Vorfeld wirklich alles gegeben und einen exzellenten Job gemacht. Das war angesichts der sehr kurzfristigen Entscheidung sicher keine leichte Aufgabe. Dennoch haben die Jungs ein Auto hingestellt, welches ohne technische Probleme und einer starken Performance seine Runden drehte. Wir waren sehr zuversichtlich, dass wir mit dem Auto auch über die Distanz gekommen wären. Auch für die Fahrer war der Anspruch sehr hoch, beispielsweise kannte Florian Spengler den fordernden Kurs in Spa überhaupt nicht. Kazimieras hat sein letztes Rennen in der Formel 2 bestritten und saß zum ersten Mal in einem GT Auto. Alles Dinge, die so ein Rennen nicht einfach machen, dennoch haben die Jungs eine Top Leistung abgerufen. Dankbarkeit und tiefster Respekt vor der Leistung des Teams und der Fahrer sind der einzige Trost, den wir weitergeben können. Obwohl das Rennen am Anfang sehr turbulent und gefährlich war, war das Ende umso mehr sehenswert. Schön zu sehen, dass zwei ehemalige MRS-Fahrer, René Rast und Dirk Werner, diesem Rennen ihren Stempel aufgedrückt haben und für eines der spannendsten Finishes in der Geschichte der 24 Stunden von Spa gesorgt haben. Meinen herzlichsten Glückwunsch zu dieser Leistung. Wir schauen nach vorn, bereits in dieser Woche geht es für das Team weiter nach Spielberg, wo die nächsten Läufe zum Porsche Carrera Cup auf dem Programm stehen."