Motorsport ist nicht nur rasant und gefährlich, er ist auch teuer – sehr sogar. Egal ob Formel-1-Bolide, Le-Mans-Prototyp oder Gokart: Ohne Moos stehen alle Räder still. Besonders klamm sind stets diejenigen Meisterschaften, die nur kaum in der Öffentlichkeit stehen, darunter die verschiedenen GT-Serien. Hier stützt sich die Szene größtenteils auf reiche Privatiers, die den Sport ganz einfach deshalb betreiben, weil sie Spaß daran haben. Tatsächlich kommen diese Privatiers aus Leidenschaft; kein Herrenfahrer im GT-Sport sucht das Rampenlicht. Motorsport-Magazin.com macht euch bekannt mit einigen der bestbetuchten "Gentlemen" aus dem Fahrerlager der Blancpain-Serie.

Wer sich zuletzt gewundert hat, wo denn so plötzlich die vielen weiß-blau-roten Ferraris mit der unscheinbaren Aufschrift SMP Racing herkommen, der sei hiermit auf den Namen Boris Rotenberg verwiesen. Der russische Milliardär pflegt seit dem Jahr 2013 seinen eignen Rennstall, finanziert durch überschüssige Kohlen des Finanzhauses SMP sowie der SGM-Gruppe, welche primär Erdgasriese Gazprom mit diversen Eisenwaren wie beispielsweise Rohrleitungen bedient. Boris und sein älterer Bruder Arkady, einer reicher als der andere, sind Mitinhaber beider Einrichtungen und gehören als Freunde des Staatsoberhauptes Wladimir Putin zu den einflussreichsten Männern Russlands.

Das SMP-Bank-Logo auf dem Heckflügel eines Ferraris des russischen Teams, Foto: Yannick Bitzer
Das SMP-Bank-Logo auf dem Heckflügel eines Ferraris des russischen Teams, Foto: Yannick Bitzer

Von der Postkutsche zum Rennwagen: Albert von Thurn und Taxis ist der aktuelle Stammhalter des Adelshauses, das einst das moderne Postwesen im Mittelalter miterfand. Einige Generationen und weitreichende Unternehmertätigkeiten später belief sich das Familienvermögen 2013 laut Forbes auf annähernd eine Milliarde Euro. Für die Rennaktivitäten von Albert "T&T", vorwiegend mit Reiter Engineering, ist also ausreichend Kapital vorhanden. Und auch beim Talent sieht's beim GT-Masters-Champion anno 2010 nicht schlecht aus. Ihm merkt man wie kaum einem anderen an, dass er die Zeit an der Piste genießt. Sein sonniges Gemüt ist stets vereinigt mit ansteckender Motorsportbegeisterung.

Marc van der Straten-Ponthoz fährt nicht selbst, er lässt fahren. Der flippige 65-Jährige gehört zu der belgisch-österreichischen Adelsfamilie, die hinter dem riesigen Brauereikonzern Anheuser-Busch InBev steht. Im Jahr 2009 gründete der Belgier ein Rennteam unter seinem Namen: Marc VDS Racing. Zuvor war er für die Einsätze des skurrilen Gillet Vertigo verantwortlich. Marc VDS besteht seit 2010 aus zwei professionell organisierten Abteilungen: die GT-Truppe um den rasenden Sportdirektor Bas Leinders und die Moto2-Mannschaft. Motorsport scheint in der Familie zu liegen: Marcs Neffe Raphaël hat mit dem VDS GT001-R bereits einen eigenen Rennwagen entworfen.

Der Blancpain-Lamborghini um Mark Hayek und Profifahrer-Kollege Peter Kox, Foto: Arno Murith/Blancpain
Der Blancpain-Lamborghini um Mark Hayek und Profifahrer-Kollege Peter Kox, Foto: Arno Murith/Blancpain

Ebenfalls nennenswert ist der US-Amerikaner Zak Brown. Anfang der Neunziger als das verheißungsvollste Fahrtalent der Staaten gepriesen, gelang dem heute 42-Jährigen der angepeilte Sprung in die Formel 1 mitnichten. Aus dem Frust über das Scheitern entwickelte sich in der Folge geschäftlicher Eifer: Gemeinsam mit Richard Dean, einem ehemaligen Fahrlehrer, gründete Brown die mit Abstand erfolgreichste Vermarktungsfirma im Motorsport, die Just Marketing International. Von der NASCAR bis zur MotoGP fädeln die gut 150 Beschäftigten rund um den Globus Sponsorenverträge diverser Arten ein, womit dem Chef selbst genügend Geld bleibt für sein eigenes Team, United Autosports.

Zu guter Letzt sei eine der bedeutsamsten Personalien im heutigen GT-Zirkus erwähnt: Marc Alexander Hayek. Er ist der Enkel Nicolas George Hayeks, dem Gründer des Uhren- und Schmuckriesen Swatch respektive der Swatch-Gruppe. Marc fungiert in dem Schweizer Großkonzern unter anderem als Kopf der traditionsschweren Uralt-Luxusmarke Blancpain, welche er in den vergangenen Jahren zum gewichtigsten Förderer der gesamten GT3-Szene werden lies. Seine Rennsportaffinität treibt den Ehrendoktor nicht selten selbst ins Cockpit. In der Regel gibt er in den brachialen Lamborghini-Boliden des Reiter-Teams Gas, selbstverständlich jedoch unter dem Banner Blancpain Racing.