Alessandro "Alex" Zanardi bleibt bei der UCI Para-Cycling Road World Championship in Nottwil in der Schweiz auf der Siegerstraße. Zwei Tage, nachdem er mit der italienischen Nationalmannschaft den Weltmeistertitel in der Teamstaffel gewonnen hat, konnte hat er nun einen weiteren Erfolg feiern. Der BMW Werksfahrer verteidigte seinen Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren in der Kategorie MH5 (Handbike Männer). Zanardi ist seit einem Champ-Car-Unfall auf dem Lausitzring 2001 beidseitig beinamputiert, tritt aber dennoch weiter im Motorsport an, zuletzt mit Timo Glock und Bruno Spengler bei den 24 Stunden von Spa.

Im Einzelzeitfahren am Freitag absolvierten die Para-Athleten eine Runde auf einem 15,5 Kilometer langen Kurs um Nottwil und mussten eine anspruchsvolle Strecke mit Steigungen und schnellen Abfahrten bewältigen. Dabei war Zanardi mit seinem Handbike einmal mehr nicht zu schlagen. Er setzte mit 28:19.12 Minuten die klare Bestzeit und gewann das Rennen mit einem Vorsprung von rund 40 Sekunden auf den Zweitplatzierten Oscar Sanchez (USA). Damit sicherte sich Zanardi seinen dritten Weltmeistertitel in Folge in dieser Disziplin.

"Das war eines der besten Handbike-Rennen meines Lebens", sagte Zanardi. "Es war ein hartes Rennen. Zur Halbzeit lag ich als Dritter zurück und das war nicht gerade ermutigend, denn ich wusste, dass ich Kräfte sparen musste für den wirklich anspruchsvollen letzten Anstieg. Bergauf war ich dann so schnell, dass ich am Ende des Anstiegs sogar den vor mir gestarteten Fahrer überholen konnte. Danach folgte eine verrückte Abfahrt, auf der ich in einer Kurve beinahe gestürzt bin. Auf dem letzten, flachen Abschnitt war ich dann schnell wie eine Rakete, denn ich dachte, dass es eine wirklich knappe Entscheidung geben würde. Doch das war nicht der Fall – tatsächlich habe ich mit großem Vorsprung gewonnen."

"Mir war bewusst, dass es hart werden würde, aber ich wollte diesen Sieg unbedingt", fuhr Zanardi fort. "Ich wusste, dass ich die nötige Kraft in den Armen habe, aber dass es eine Herausforderung wird. Denn in den vergangenen Monaten habe ich die beiden Dinge miteinander kombiniert, die ich so liebe – den Motorsport und das Para-Cycling. Ich möchte meinem Trainer Francesco Chiappero und allen danken, die mir geholfen haben, mich dieser Herausforderung erfolgreich zu stellen. In weniger als einer Woche habe ich am 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps teilgenommen, wo ich mehr oder weniger zwei Tage lang gar nicht geschlafen habe, und bin dann hierher gekommen und bestreite Rennen mit dem Handbike, in denen es auf das letzte Körnchen Energie ankommt. Deshalb bin ich unglaublich stolz auf dieses Ergebnis."

Weitere Siegeschance im Straßenrennen

Am Sonntag (2. August) wird Zanardi seinen dritten und letzten Wettbewerb bei der UCI Para-Cycling Road World Championship 2015 bestreiten. Er wird im Straßenrennen antreten. In dieser Disziplin krönte er sich 2013 zum Weltmeister, im vergangenen Jahr belegte er den zweiten Rang. Die Ergebnisse bei den diesjährigen Weltmeisterschaften werden für die Qualifikation für die Paralympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro gewertet.